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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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gesagt, er sei etwas Besseres als die anderen.
    »Darf ich?« Der Mann wartete seine Antwort nicht ab. Er rutschte auf den Barhocker neben Rudi, bestellte zwei Bier. Eines hielt er Rudi auffordend hin. »Trinkst du eines mit?«
    Rudi zögerte. Eigentlich sollte er nicht … aber der Barkeeper hatte beide Flaschen vor seinen Augen geöffnet. Was konnte schon passieren?
    »Ja. Danke.« Er nahm die Flasche, stieß mit dem Thai an und trank einen Schluck. Es schmeckte wie Bier, etwas wenig Kohlensäure vielleicht, aber gekühlt. Es tat gut.
    »Gefällt dir die Insel?«, fragte der Thai.
    »Ja«, log Rudi. Er wollte keinen Ärger. Er wollte nur weg.
    »Und die Engel?«
    »J… ja, natürlich …«
    »Ich kann dir einen Engel besorgen. Ein Mädchen.«
    Rudi kapierte. Ein Zuhälter. Natürlich. Das musste es sein. Die Engel hier waren keine Engel, sondern Prostituierte. Und wo es Prostituierte gab, gab es auch Zuhälter. Das wusste sogar ein Himmelsberger wie er. Deshalb konnte sich der Thai den Klimaanzug leisten. »Danke für das Angebot«, sagte Rudi, ohne sich etwas anmerken zu lassen. »Aber das ist nichts für mich.«
    »Verstehe. Du suchst etwas anderes. Jungen?«
    »Nein.«
    »Dann GenMods? Hast du es je mit einer Katzenfrau gemacht? Nein? Unglaublich. Sollte jeder Mann einmal im Leben gemacht haben. Wenn man sie gebändigt bekommt. Aber du bist ja ein Flyboy, du bekommst das hin. Ihre Krallen …«
    »Nein, danke!«, sagte Rudi. Etwas lauter.

    »Okay, okay.« Der Zuhälter hob beschwichtigend die Hände. »Nur ein Angebot.« Er nahm einen langen Schluck von seinem Bier. Rudi hoffte, ihn los zu sein, aber der Thai stellte die Flasche ab und sagte: »Gefallen dir unsere Mädchen nicht?«
    »Das ist es nicht.«
    »Du kannst es ruhig sagen. Die Geschmäcker sind verschieden.« Der Thai nahm die Flasche und deutete mit ihr ans andere Ende der Bar, an dem sich die Prostituierten versammelt hatten. »Sind alle gleich, wenn du mich fragst. Gewöhnlich. Gewöhnliche Mädchen für gewöhnliche Männer.«
    Rudi hatte genug. Er sah demonstrativ auf die Uhr. »Ich muss los.«
    »Aber du bist kein gewöhnlicher Mann«, ließ sich der Thai nicht beirren. »Du bist ein Flyboy.«
    Rudi leerte die Flasche in einem Zug. Das Bier schmeckte plötzlich scheußlich. Es musste daran liegen, dass er es zu lange hatte stehen lassen. »Nichts für ungut«, sagte er. »Aber …«
    »Du hast etwas Besseres verdient. Hier!« Der Junge zog ein zerknittertes Foto hervor.
    Im Aufstehen streifte Rudis Blick das Bild.
    Er hielt abrupt inne, sank langsam zurück auf den Hocker.
    Die Hitze war vergessen, der Ekel, sein Wunsch, einfach nur hier wegzukommen.
    Auf dem Bild war das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Kein Nacktfoto, wie er erwartet hatte. Ein Porträt. Kein Make-up. Helle, wache Augen in einem makellosen Gesicht. Nicht von dieser Welt. Ein Engel. Und die Augen des Engels sahen ihn an. Nur ihn. Sahen in ihn hinein. Fanden sein Innerstes, griffen es und … und …
    »Wer ist das?«, fragte er. Keuchte er.
    »Dein Engel, Flyboy.«
    »Kann … kann ich sie treffen?« Der Puls schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Sein Engel! Mit einem Schlag verstand er Jonathan.
    »Natürlich. Sie wartet auf dich.«
    »Wo?« Sie wartet …

    »Gleich hier in der Nähe. Soll ich dich zu ihr bringen?«
    »Ja!« … auf mich.
    »Dann komm!«
    Der Thai führte Rudi durch die Straßen Neo-Bangkoks, bog in eine Gasse zwischen zwei Bars ab. Rudi folgte ihm ohne zu zögern. Er kannte nur eine Angst: zu spät zu kommen, seinen Engel zu verpassen.
    Der Thai klopfte an eine Tür, wechselte einige Worte mit dem Mann, der sie öffnete. Er und Rudi wurden hereingewunken. Vor der dritten Tür hielt der Thai an und flüsterte Rudi zu: »Sie wartet auf dich, Flyboy!« Er öffnete die Tür, machte einen Schritt zur Seite und lud Rudi mit einer Handbewegung ein, einzutreten.
    Rudi ließ sich nicht zweimal bitten und stürzte los. Da war sie. Sie saß auf dem Bett, das beinahe das ganze Zimmer einnahm, lehnte mit dem Rücken an der Wand und lackierte sich die Fingernägel. Als sie ihn hereinkommen hörte, blickte sie auf und sah ihn an. Sie lächelte.
    Sein Engel.
    »Da bist du ja endlich«, sagte sie. »Komm!« Sie streckte ihm einen Arm entgegen.
    Rudi trat ein. Hinter ihm schloss sich die Tür. Er ging bis an das Bett, streckte seinem Engel beide Arme entgegen …
    … und aus dem Augenwinkel raste ein langer Schatten auf ihn zu. Er traf ihn am Kopf. Hart. Einen
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