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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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einzige fremde Gesicht, das ihr bisher begegnet war, gehörte dem Mann, der sich mit Sir Thomas unterhielt. Die anderen Männer, die ihr mit gewohnter Unverschämtheit nachstarrten und ihre abfälligen Bemerkungen machten, kannte sie bereits seit einem Monat.
    Sie sah über die Schulter zurück. Doch der Fremde, dessen Blick sie so merkwürdig berührt hatte, war verschwunden. Sie blinzelte, bis ihre Augen wieder klar waren, und wandte sich dem Mann zu, bei dem sie sich sicherer fühlte — Roger. Seine Augen waren freundlich und in keiner Weise beunruhigend.
    »Sagt mir, Lord Roger, was gibt es noch Wissenswertes über Stephen Montgomery zu berichten? Ich meine, abgesehen davon, daß er häßlich ist? «
    Roger war sehr verwundert über diese Frage; denn keine Frau, der Stephen bisher vorgestellt worden war, hatte ihn für häßlich gehalten. Chatworth lächelte: »Früher waren die Montgomerys ein reiches Geschlecht; doch ihr Hochmut mißfiel dem König, und deshalb nahm er ihnen ihre Güter weg. «
    Sie runzelte die Brauen. »Also wollen sie nun durch eine Heirat reich werden. «
    »So ist es«, sagte Roger entschieden.
    Alicia dachte an die Männer, die mit ihrem Vater gefallen waren. Einen davon hätte sie zum Gatten erwählt und sich mit einem Ehepartner verbunden, den sie liebte und der nicht nur auf ihre Ländereien schielte.
    Während Morag mit dem Eimer Wasser aus dem Brunnen schöpfte, ließ sie die Augen nicht von dem jungen Mann, der an der Gartenmauer lehnte. In den letzten Tagen war Morag Alicia nie ganz von der Seite gewichen, obwohl das Mädchen es meistens nicht merkte. Sie mochte weder die Art, wie Alicia sich mit diesem Roger Chatworth offen zur Schau stellte, noch diesen Chatworth, der eine Frau hofierte, die binnen kurzem einen anderen Mann heiraten sollte.
    Morag hatte sich in der Nacht, als Alicia von dem Treffen mit Stephen Montgomery zurückkam. deren Toben anhören müssen, was für ein lüsterner, sabbernder Idiot dieser Montgomery wäre und daß sie niemals so einen abscheulichen Widerling heiraten würde.
    Morag stellte den Eimer auf den Boden. Fast eine Stunde beobachtete sie nun schon den blauäugigen Mann, der zu Alicia hinüberstarrte, während sie Weisen sang, die Roger auf der Laute begleitete. Der Fremde hatte nicht einmal mit den Lidern gezuckt. Er stand nur da und sah sie an.
    »Sie sind also derjenige, den sie heiraten soll«, sagte Morag laut.
    Stephen hatte Mühe, den Blick von Alicia abzuwenden. Er blickte auf die verschrumpelte Alte hinunter und lächelte: »Woher weißt du denn das? «
    »Man erkennt es daran, wie Ihr sie betrachtet. Als wäre sie Euer Eigentum. «
    Stephen lachte.
    »Sie sagte, Ihr seid der häßlichste Mann, den die Schöpfung jemals hervorgebracht habe. «
    In Stephens Augen tanzten Funken. »Und was denkst du? «
    Morag brummelte: »Ihr müßt Euch nicht unbedingt vor Frauen verstecken. Und versucht ja nicht, mir ein Kompliment abzutrotzen. «
    »Nachdem du mich in meine Schranken zurückgewiesen hast, könntest du mir auch sagen, wer du bist. Deiner Aussprache nach wohl eine Schottin wie Alicia. «
    »Ich bin Morag von MacArran. «
    »Alicias Magd? «
    Morag richtete sich sehr gerade auf. »Ihr tätet gut daran, zu begreifen, daß alle Schotten freie Menschen sind. Ich verdiene mir mein Brot wie jeder andere. Warum habt Ihr Euch bei Eurer eigenen Hochzeit verspätet? «
    Stephens Blick wanderte zu Alicia zurück. »Meine Schwägerin war sehr krank. Ich konnte sie nicht eher verlassen, bis ich wußte, daß sie am Leben bleiben würde. «
    »Und Ihr konntet auch keinen Boten schicken? «
    Stephen sah sie verlegen an. »Ich vergaß es. Ich machte mir so große Sorgen um die Frau meines Bruders, daß ich es vergaß. «
    Morag ließ ihr krächzendes, rauhes Lachen hören. Und sie konnte sich dem Zauber dieses stattlichen jungen Ritters nicht ganz entziehen. »Ihr seit ein guter Mann, wenn Ihr Euch mehr für das Wohl eines anderen sorgt, als um Euren eigenen Vorteil. «
    In Stephens Augen tanzte wieder ein Funke. »Ich wußte natürlich nicht, wie deine Herrin aussieht. «
    Die Alte lachte abermals. »Ihr seid ein guter, ehrlicher Junge… für einen Engländer. Kommt mit ins Haus und trinkt einen Becher Whisky mit mir. Ihr habt doch keine Angst, so früh am Tag von meinem Whisky zu probieren? «
    Er reichte ihr seinen Arm. »Vielleicht mache ich dich trunken, damit du mir alles über Alicia erzählst. «
    Morags Lachen hallte über den Garten hin. »Es gab
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