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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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schimmerten weiß im Mondlicht. »Die Frau versuchte, mich betrunken zu machen. «
    »Und gelang es ihr? «
    »Wenn man mit drei Brüdern aufwächst, lernt man das Trinken. «
    »Ihr habt nur getrunken und nichts dabei gesprochen? «
    Stephen schwieg eine Weile. »Warum behandelt ihr mich so feindselig? «
    Sie erhob sich rasch. »Habt Ihr erwartet, ich würde Euch mit offenen Armen empfangen? Ich stand sechs Stunden in meinem Hochzeitskleid in der Kapelle und wartete auf Euch. Ich mußte ansehen, wie meine ganze Familie von Engländern hingeschlachtet wurde, und bekam den Befehl, einen Engländer zu heiraten. Dann wurde ich behandelt, als würde ich gar nicht existieren. Und ich hörte dafür keine Entschuldigung von Euch, nur die Frage, warum ich euch nicht gerade freundlich behandle! «
    Sie wandte sich ab und ging auf das Haus zu. Er folgte ihr, nahm sie am Arm und drehte sie so, daß sie ihn ansehen mußte. Sie war nicht gewohnt, einem Mann gegenüberzustehen, der so viel größer war als sie. »Wenn ich Euch um Entschuldigung bäte, würdet Ihr sie wohl annehmen? « Seine Stimme war ruhig und tief. Es war das erstemal, daß er ihr so nahe war und sie sogar berührte. Er nahm ihre Handgelenke, fuhr mit den Fingern an ihren Armen hinauf und befühlte Ihre Haut unter der Seide.
    »König Heinrich wünscht sich nur Frieden«, sagte er. »Er; glaubt, wenn er einen Engländer unter Schotten leben läßt, werden sie begreifen, daß wir gar nicht so schlimm sind. «
    Alicia sah zu ihm hoch. Ihr Herz schlug heftig, und sie wollte sich von ihm losreißen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. »Eure Eitelkeit ist erschreckend. Wenn man bedenkt, was für schlechte Manieren Ihr habt, würden meine Schotten durch Euer Beispiel erfahren, daß die Engländer noch schlimmer sind, als sie befürchteten. «
    Stephen lachte leise, doch offensichtlich hatte er ihr nicht richtig zugehört. Er fing an, mit der linken Hand ihren Hals zu streicheln.
    Alicia versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. »Ihr habt kein Recht, mich zu berühren… oder mich auszulachen! «
    Stephen machte keine Anstalten, sie loszulassen. »Ihr seid eine köstliche, überaus reizende Frau. Ich kann nur daran denken, daß ich Euch jetzt in meine Kammer hinauftragen könnte, wenn ich meinen Hochzeitstag nicht versäumt hätte. Vielleicht! Vergeßt Ihr, daß uns noch ein Tag von der Trauung trennt, und folgt mir auf mein Zimmer? «
    Sie ließ ein entsetztes Keuchen hören, und Rab knurrte Stephen mit funkelnden Augen an. Sie riß sich von seinen Händen los, und der Hund trat schützend vor seine Herrin. »Was nehmt! Ihr Euch heraus! « stieß sie durch zusammengepreßte Zähne hervor. »Seid froh, daß ich Euch für diese Beleidigung nicht die Zähne meines Hundes spüren lasse! «
    Stephen sah sie verdutzt an. »Alicia, ich wollte dich nicht beleidigen… «
    »Lady Alicia, braucht Ihr Hilfe? « fragte Roger Chatworth und trat aus dem Schatten einer Hecke hervor.
    »Pflegt Ihr Euch auch nachts an Frauen heranzupirschen, Chatworth? « rief Stephen empört.
    Roger blieb gelassen und sagte lächelnd: »Ich betrachte mich eher als Retter. « Er wandte sich Alicia zu und bot ihr den Arm. »Möchtet Ihr, daß ich Euch zu Eurem Zimmer begleite? «
    »Chatworth, ich warne Euch! «
    »Aufhören! Alle beide! « rief Alicia, erbittert über das kindische Geplänkel erwachsener Männer. »Roger, ich danke Euch für Euer Angebot, doch wenn ich einen Begleiter brauche, ist Rab mein bester Beschützer. « Dann, mit einem eisigen Blick auf Stephen: »Und Euch bin ich dankbar, daß Ihr mir Gelegenheit gebt, mich Eurer abscheulichen Gesellschaft entziehen zu können! «
    Beide Männer starrten ihr schweigend nach und gingen dann grußlos auseinander.
    Alicia fand an diesem Abend nur mit Mühe ihren Schlaf. Sie träumte, daß die Männer ihres Klans einem englischen Banner in ein blutiges Gemetzel folgten, während Stephen Montgomery, der Schotten nicht achtend, die neben ihm niedergemäht wurden, mit der Linken das Banner hochhielt, während er mit der Rechten versuchte, ihr unter die Röcke zu kommen.
    Am Morgen besserte sich ihre Laune keineswegs, als sie von Stephen eine Einladung erhielt, mit ihm auszureiten. Sie hatte den Brief zerrissen und Morag gesagt, sie würde nicht mit ihm ausreiten. Doch Morag brachte es auf ihre nörglerische, bissige Art jedesmal zuwege, daß die Leute sich ihren Ansichten fügten. Nun schnaubte sie:
    »Er ist ein gesunder junger Mann und hat
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