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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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die Tür erreichte, hinter der Alicia gefangengehalten wurde, suchte ihn die Vision ihrer rabenschwarzen Haare und blauen Augen heim. Er erinnerte sich an die Köstlichkeiten ihres Körpers. Doch als er die Hand auf den Riegel legte, sah er wieder ihr energisches Kinn vor sich. Und er war nicht betrunken genug, vor ihrem Spott zu bestehen. So betrunken konnte man gar nicht werden!
    Er stieg noch eine Treppe bis zum obersten Stockwerk hinauf. Seine Probleme waren ihm von dieser Schlampe aufgebürdet worden, die sich als Nonne verkleidete und seinen kleinen Bruder verführte. Morgen wollte Brian mit ihr das Herrenhaus der Chatworth verlassen. Er würde diese Montgomery heiraten und dafür seinem älteren Bruder den Rücken zukehren. Als wäre die Familie der Montgomerys nicht schon groß genug. Nein, sie mußten ihm auch noch Brian wegnehmen!
    Roger zog den Riegel von Marys Zimmertür zurück. Das Mondlicht flutete durch das Fenster. Eine Nachtkerze brannte neben dem Bett.
    »Wer ist das? « flüsterte Mary, sich im Bett aufsetzend. Angst sprach aus ihrer Stimme.
    »Ein Chatworth«, fauchte er. »Einer von deinen Gefängniswärtern. « Er ragte hoch über ihrem Bett auf und schaute auf sie hinunter. Sie hatte ihre langen braunen Haare zu Zöpfen geflochten. Ihre Augen waren riesengroß vor Entsetzen.
    »Lord Roger, ich… «
    »Ihr seid was? « herrschte er sie an. »Wollt Ihr mich nicht in Eurem Bett willkommen heißen? Ist nicht ein Chatworth so gut wie der andere? Ich kann dich genausogut in die Freiheit entlassen wie Brian. Kommt, laßt sehen, was Ihr habt, daß meinem Bruder so sehr den Kopf verdreht? «
    Und damit riß Roger ihr das Laken aus den Händen, mit dem sie sich bis zum Hals bedeckt hielt. Daß sie auch noch mit einem Gewand bekleidet war, reizte ihn noch mehr. Die meisten Schlampen lagen nackt im Bett, doch diese Hure erdreistete sich sogar, noch ein Hemd im Bett zu tragen. Sie preßte die Beine zusammen, und ihre Schreie wurden zu einem Wimmern, als er über sie herfiel.
    Es war kein Vergnügen, sie zu vergewaltigen. Er mußte sie schlagen, bis er in sie eindringen konnte. Und dann rollte er von ihrem geschundenen Körper und fing im Bett neben ihr an zu schnarchen.
    Mary lag ganz still, als Roger von ihr wegrollte. Sie fühlte sich unsauber, zerbrochen und ehrlos. Sie dachte an ihre Brüder. Wie konnte sie ihnen noch einmal unter die Augen treten, da Roger sie immer wieder eine Hure genannt hatte? Brian konnte nie mehr bei ihr sitzen, nie mehr mit ihr sprechen.
    Sie stand auf, ignorierte die Schmerzen und das Blut an ihren Schenkeln. Sie streifte wieder das einfache Gewand über ihren Kopf, das die Schwestern für sie genäht hatten. Sie sah sich noch einmal im Zimmer um und ging dann ans Fenster. Der kalte Nachtwind wehte ihr ins Gesicht. Sie hob die Augen zum Himmel. Sie wußte, daß Gott ihr das nicht vergeben würde, was sie vorhatte. Doch sie konnte sich selbst nicht das verzeihen, was soeben geschehen war. »Lebt wohl, meine Brüder«, flüsterte sie in den Wind. »Leb wohl, mein Brian. «
    Sie bekreuzigte sich, legte die Hände über die Brust und sprang hinunter auf die Steinplatten.
    Die Tiere im Herrenhaus merkten noch vor den Menschen, daß etwas nicht in Ordnung war. Die Hunde fingen an zu bellen, die Pferde bewegten sich ruhelos im Stall.
    Brian, der selbst keine Ruhe fand, warf sich eine Robe über die Schultern und ging nach draußen. Er fragte einen Stallburschen, der an ihm vorbeirannte: »Was ist los? «
    »Eine Frau stürzte sich aus dem obersten Fenster«, rief der über die Schulter zurück. »Ich muß Lord Roger finden. «
    Brian blieb bei den Worten des Jungen das Herz stehen. Bitte, laß es die andere Frau sein, die ebenfalls gefangen gehalten wird, betete er. Diese Alicia, die ich gar nicht kenne. Doch schon wußte er, ehe er sein Gebet zu Ende sprach, wer die Tote sein würde.
    Er ging ruhig zu der Seite des Hauses, an der sich das Fenster von Marys Zimmer befand. Er schob sich durch die Menge der Dienstboten, die auf die Leiche hinuntersahen.
    »Sie ist vergewaltigt worden«, sagte eine Frau. »Seht nur das viele Blut an ihr. «
    »Es ist, als wäre Lord Edmund noch am Leben. Und ich dachte, die jüngeren Brüder wären besser. «
    »Verschwindet! « befahl Brian. Er konnte nicht ertragen, daß sie sich an dem Körper seiner geliebten Mary weideten. »Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt verschwinden! «
    Die Dienstboten waren nicht gewohnt, Befehle von Brian entgegenzunehmen.
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