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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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sträubten. »Sie sind meine Gefangenen. Deshalb wirst du das nicht tun. «
    »Warum hältst du sie gefangen? « fragte Brian. »Weil du Stephen Montgomery von hinten angegriffen hast? Weil du von ihm besiegt wurdest? «
    Roger taumelte, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen. »Brian, wie kannst du nur so zu mir sprechen? Nachdem ich so viel für dich getan habe? «
    »Ich bin es leid, dir jede Sekunde meines Lebens dafür danken zu müssen, daß du mir und Elisabeth das Leben gerettet hast. Ich habe meine Zeit als kleiner Bruder abgedient. Ich bin jetzt erwachsen und kann meine eigenen Entscheidungen treffen. «
    »Brian«, flüsterte Roger, »ich habe nie von dir Dankbarkeit verlangt. Du und Elisabeth — ihr seid mein Leben. Ich habe niemanden sonst. Ich wollte niemanden haben außer euch. «
    Brian seufzte, und sein Zorn legte sich. »Ich weiß. Du bist immer gut zu uns gewesen; doch nun ist die Zeit für mich gekommen, mein eigenes Leben zu führen. Ich will Mary heiraten und bin entschlossen, mir diesen Wunsch zu erfüllen. « Er wandte sich ab. »Morgen werde ich die Frauen nach Hause bringen. «
    Roger fiel auf einen Stuhl, als Brian das Zimmer verlassen hatte. Kein Gefecht, kein Turnier hatte ihn jemals so mitgenommen wie diese Auseinandersetzung mit seinem jüngeren Bruder. Er hatte beobachtet, wie sein teurer, süßer Brian sich im Verlauf des Gesprächs verwandelte. Aus blinder Verehrung war ein Zweifler geworden.
    Er starrte auf den gefliesten Boden. Brian und Elisabeth waren alles, was er auf dieser Welt hatte. Sie hatten zu dritt eine Kraft gebildet, die sich gegen Edmunds Bosheit zu behaupten vermochte. Sie hatten sich stets aufeinander verlassen können. Elisabeth war trotz ihrer engelhaften Erscheinung ein starker Charakter und hatte sich oft auch allein gegen Edmund behaupten können. Doch Brian hatte immer zu Roger aufgesehen und bei ihm Liebe und Geborgenheit gesucht. Und Roger liebte diese Rolle. Er lebte von der Verehrung, die Brian ihm entgegenbrachte.
    Doch eben hatte er diese Verehrung dahinschwinden sehen. Brian hatte sich aus einem liebenswerten, anhänglichen jungen Mann in einen aggressiven, fordernden, arroganten Mann verwandelt.
    Und das alles wegen einer Montgomery!
    Roger wußte nicht, wann er mit dem Trinken anfing. Wein hatte er reichlich im Keller, und er schüttete ihn in sich hinein, ohne auf die Menge zu achten. Er dachte nur an eines: Die Montgomerys hatten ihm auch die Liebe seines jüngeren Bruders geraubt.
    Je mehr er trank, desto bedrückender wurde der Gedanke, was die Montgomerys ihm alles angetan hatten. Lilians verwüstete Schönheit war auch ein Schimpf für ihn; denn sie war ja eine angeheiratete Verwandte. Judith und Gavin hatten mit Lilian ihr Spiel getrieben. Und Stephen hatte ihn tödlich beleidigt. Ihm gingen die höhnenden Worte der Edelleute nicht aus dem Ohr: >Ich hörte, Ihr habt Euch um diese kleine Klanchefin aus Schottland beworben. Sie soll ja eine Schönheit sein; aber mußtet Ihr so geil sein, daß Ihr dafür Stephen um ein Haar hinterrücks erschlagen hättet?
    König Heinrichs Sohn hatte soeben eine Prinzessin geheiratet. Der König wollte ihn seines unritterlichen Verhaltens wegen nicht im Gefolge des Prinzen dulden.
    Roger schlug mit dem Humpen auf die Sessellehne, daß ein Stück vom Schnitzwerk abbrach. »Zur Hölle mit ihnen! « fluchte er. Brian war entschlossen, seine Loyalität und Liebe einer Montgomery zu opfern. Er warf sich einer Frau an den Hals, die er kaum kannte. Roger dachte an Alicias Trick, ihn auszulachen, als er sie in die Arme nehmen wollte. Der Trick einer Hure! Und Mary hatte Brian damit geködert, daß sie ihm erzählte, sie habe kein Gelübde als Nonne abgelegt. Brian schien zu glauben, Mary sei unschuldig und einer Heirat würdig. Und sie war raffiniert genug, einen unschuldigen Jungen zu verführen, der zehn Jahre jünger war als er. Hoffte sie damit ihre Freiheit zu gewinnen? Oder war sie nur hinter dem Vermögen der Chatworths her? Die Montgomerys hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, große Vermögen zu erheiraten.
    Roger stand unsicher auf. Es war seine Pflicht als Brians Vormund, seinem kleinen Bruder zu beweisen, was für verlogene Luder alle Frauen waren. Sie waren durchweg von Lilians und Alicias Sorte. Keine von ihnen war süß und warmherzig. Es gab keine, die seinen Bruder Brian verdient hätte!
    Er wankte aus dem Zimmer und die Treppe hinauf. Er hatte keine Ahnung, wohin er gehen wollte. Doch als er
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