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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen
Autoren: Wolfgang Burger
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Zeit so ein Chaos gewesen«, erklärte Sarah. »Ein Geschrei wie bei den Erstklässlern. Wir haben ganz hinten gesessen mit ein paar Jungs. Und später haben wir gepennt.«
    »Irgendwer hat irgendwann gesagt: ›Lea fehlt‹«, fiel Louise plötzlich ein. »Chip, glaube ich.«
    »Blödsinn!«, widersprach Sarah im Oberlehrerton. »Der ist doch gar nicht dabei gewesen. Der ist doch krank.«
    »Jedenfalls ist die Marchow total ausgeflippt«, meckerte Louise zurück. »Aber das hast du natürlich nicht mitgekriegt, weil du mit dem Richy …«
    Sarah rollte die Augen. »Wann flippt die Marchow mal nicht aus?«
    »Schade, dass der Plako nicht dabei gewesen ist. Die Marchow nervt echt.«
    »Plako ist unser Mathelehrer.« Sarah war mein verständnisloser Blick nicht entgangen. »Voll der coole Typ.«
    »Der coolste von allen Lehrern«, ergänzte Louise.
    »Eure Lehrerin sagt, Lea sei schon im Bus gewesen, aber kurz vor der Abfahrt wieder ausgestiegen.«
    »Also, ich hab sie nicht gesehen«, sagte Louise gelangweilt. »War ja auch so ein Durcheinander. Die meisten von den Jungs waren besoffen. Die hatten Schnaps gekauft und Red Bull und im Bus Party gemacht. Ein paar haben später gekotzt. Und die Marchow hat fast ’nen Herzkasper gekriegt.«
    »Den Tag über ist Lea die meiste Zeit für sich gewesen«, erinnerte sich Sarah mit hochgezogenen Brauen.
    »Wann ist die mal nicht für sich?« Louise leerte entschlossen ihren Kakao. »Hält sich für supercool, weil sie schon fast achtzehn ist und nicht aus Heidelberg stammt.«
    »Jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, hat sie das Handy am Ohr gehabt. Kein Wunder, dass ihr Akku leer ist.«
    Das wäre immerhin eine Erklärung dafür, dass sie nicht erreichbar war, überlegte ich.
    Meine Töchter erhoben sich und stellten zu meiner Überraschung unaufgefordert ihre Teller in die Spülmaschine.
    »Wir gehen jetzt duschen und später in die Stadt«, wurde ich gnädig aufgeklärt. »Zum Essen sind wir wahrscheinlich nicht da.«
    Die Kaffeemaschine erinnerte mich mit einem gurgelnden Geräusch daran, dass ich mir einen Cappuccino hatte machen wollen. Ich stellte meine Tasse unter den Auslass und drückte den Knopf. Es begann nach Kaffee zu duften.
    Die Badezimmertür fiel lautstark ins Schloss.
    Sekunden später stand Sarah wieder in der Küche.
    »Paps«, begann sie unbehaglich und wich meinem Blick aus. »Ich glaub, Lea hat was mit ’nem älteren Typ am Laufen. Vielleicht ist das ja wichtig, hab ich gedacht.«
    »Ihr mögt sie nicht besonders, was?«
    »Sie ist … weiß auch nicht … irgendwie komisch. Man kommt nicht an sie ran. Nur die Jungs, die fahren natürlich alle auf sie ab, weil sie echt gut aussieht und gern auf unnahbar macht. Ich hab mir überlegt, vielleicht hat sie die ganze Zeit mit ihrem Typ telefoniert, und er hat sie später abgeholt, und sie ist mit ihm durchgebrannt? Könnte doch sein, oder nicht?«
    Mein Cappuccino war fertig. Mit der großen Tasse in der Hand setzte ich mich an den Tisch und hielt das Gesicht in die Morgensonne. Im Radio lief John Lennon, »Imagine there’s no heaven … No hell below us …«
    »Was weißt du über den Mann?«, fragte ich.
    »Nichts eigentlich«, gab Sarah verlegen zu. »Er soll einen Mercedes haben. Und schicke Klamotten und so. Kann auch sein, dass es bloß ein Gerücht ist. Wird so viel gequatscht.«
    »Wie alt soll er denn sein, der alte Mann?«
    »Fünfundzwanzig? Vielleicht sogar noch älter. Aber wie gesagt …«
    »Seid ihr wenigstens zum Abendessen da?«
    »Weiß nicht. Wir rufen dich an. Ich geh dann jetzt duschen. Paps?« Noch einmal wandte sie sich um. »Es wird ihr doch nichts … passiert sein?«
    »Neunundneunzig Komma neun Prozent aller ausgebüxten Teenager tauchen spätestens wieder auf, wenn ihnen das Geld ausgeht. Macht euch keine Sorgen.«
    »Und die tote Frau in Straßburg?«
    »Sicher nur ein Zufall. Aber ich werde mich trotzdem um die Sache kümmern.«
    Augenblicke später knallte die Badezimmertür ein zweites Mal.
    Als ich meine Tasse zur Hälfte geleert hatte, meldete sich erneut das Telefon. Diesmal war es die Kollegin, mit der ich vor einer Viertelstunde gesprochen hatte.
    »Mir ist da grad was aufgefallen«, begann sie ohne Umschweife. »Wir haben hier einen Justus Lassalle in der Ausnüchterung. Zwei Kollegen haben ihn heute Morgen von der Straße aufgelesen. In seinem Ausweis steht, er wohnt in der Fichtestraße.«
    »Ist er ansprechbar?«
    »Können Sie vergessen.« Sie lachte leise. »Wird
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