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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen
Autoren: Wolfgang Burger
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Blick ließ sie es geschehen. Sie trug das sonnengelbe Kleidchen, von dem Yvonne Ehling mir erzählt hatte und das zu ihrem dunklen Haar wirklich unglaublich gut aussah. An den Füßen dunkelblaue und zerschlissene Chucks, die aus irgendeiner Mülltonne zu stammen schienen. Keine Strümpfe. Kein Schmuck. Kein Gepäck. Kein Lächeln.
    »Mensch, Mädchen«, hörte ich Lassalle stammeln. »Mensch, Lea.«
    Er strich ihr übers glatte, schwarze Haar. Für eine halbe Sekunde wurden ihre Augen weit. Sie sah jedoch nicht ihn an, sondern mich.
    Wer bist du denn?, fragte ihr glanzloser Blick. Wirst du mir jetzt auch noch Stress machen?
    Oh ja, dachte ich. Ich werde dir sogar eine Menge Stress machen müssen. Aber das Schlimmste liegt jetzt hinter uns beiden.
    Die Französin faltete befriedigt ihre Dokumente zusammen und stopfte sie in eine billige rehbraune Handtasche mit Messingbeschlägen. Wir verabschiedeten uns. Sie würde noch einen Kaffee trinken, erklärte sie in holprigem Englisch, während Lassalle seine abweisende und frierende Tochter immer noch drückte und streichelte. Ihr Zug zurück nach Paris gehe leider erst in zwei Stunden, sagte die Kollegin, und sie wolle auf jeden Fall noch heute wieder zu Hause sein. Die sibirische Kälte bei uns im Norden versetzte die Südfranzösin in fassungsloses Entsetzen.
    Lea sah müde aus und schien die unbeholfenen Zärtlichkeiten ihres Vater kaum noch zu ertragen.
    Unendlich müde sah sie aus.
    Dann waren wir auf dem Rückweg. Lassalle saß wieder vorn, Lea lag auf dem Rücksitz, in eine Decke gehüllt, und war bereits eingeschlafen, als wir den Rhein überquerten. Durch blendend weiße Wolkenschlieren am stahlblauen Himmel blitzte eine kalte Sonne auf uns herab. Manchmal konnte ich schwach ein teures Parfüm riechen.
    Als wir auf der Autobahn waren, meldete mein Handy eine neue SMS. Ich nahm es zur Hand in der Hoffnung, Theresa würde endlich wieder von sich hören lassen. Eigentlich hatte sie gestern schon zurück sein wollen aus den Alpen, aber ich traute ihr die Herzlosigkeit zu, ihren Urlaub spontan um ein paar Tage zu verlängern. Allmählich lernte ich das böse alte Gefühl der Eifersucht kennen.
    Es war nicht Theresa.
    »Er ist aufgewacht«, schrieb Doro. »Er kann sprechen. Und alles bewegen. Ich bin so froh. Außerdem müssten wir beide mal reden. Hast du nicht Urlaub?«



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