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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen
Autoren: Wolfgang Burger
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angerufen, sie gebeten, in Straßburg zu bleiben, mit dem Angebot, ihr den geforderten Betrag dort … Unsinn. Wäre es so gewesen, dann wäre Leas Handynummer in der Liste seiner Telefon-und Handygespräche aufgetaucht. Vielleicht hatte umgekehrt sie ihn angerufen und ultimativ ihr Geld verlangt? Und Plakowsky hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als …?
    Nur zu gern hätte ich mir den verstockten Lehrer sofort vorgeknöpft. Aber sein Anwalt saß jetzt vermutlich beim gemütlichen Abendessen im Kreis seiner Familie und würde mir lautstark etwas husten, sollte ich ihn bitten, in die Direktion zu kommen.

39
    Werner Plakowsky sah frischer aus als bei unserem letzten Gespräch. Das änderte sich innerhalb von Sekunden, als ich eines der Fotos auf den Tisch legte und dazu sagte: »Zweiter Dezember, zwanzig Uhr siebenundfünfzig.« Dann legte ich das nächste Bild daneben. »Zwanzig Uhr achtundfünfzig.«
    Obwohl die Szene für einen Nichteingeweihten schwer zu deuten war, hatte der Lehrer sofort begriffen, worum es ging.
    »Woher stammen diese Aufnahmen?«, wollte der Anwalt in strengem Ton wissen.
    »Von einem Nachbarn, zufällig gemacht.«
    »Aha …?« Er begann, eifrig zu tippen. »Das ist ja interessant.«
    »Wo waren Sie in der Nacht, als Lea verschwunden ist?«, fragte ich Plakowsky.
    »Schnaps kaufen«, murmelte er unglücklich, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte. »Ich war schon fast besoffen, aber dann ist mir der Wodka ausgegangen. Hatte ich vergessen, sorry.«
    »Das muss aber eine Menge Schnaps gewesen sein«, meinte Vangelis. »Sie sind um kurz vor neun weggefahren und waren um fünf Uhr morgens noch nicht zurück.«
    »Stimmt nicht. Ich bin nur ein paar Minuten weg gewesen.«
    Wortlos legte ich das dritte Foto auf den Tisch und deutete auf die Ecke, wo die Uhrzeit zu lesen war.
    »Habe woanders geparkt«, behauptete Plakowsky daraufhin. »Hatte ich auch vergessen, sorry.«
    »Wo genau?«
    »Gleich hinter der Einfahrt. Da war jede Menge Platz, und ich …« Er senkte den Blick. »Hatte ja schon einiges intus. Eigentlich hätte ich gar nicht mehr fahren dürfen. Aber das war mir egal. Mir war alles egal an dem Tag. Einfach alles.«
    »Wo haben Sie denn Ihren Wodkanachschub gekauft?«, wollte Vangelis freundlich wissen. »Um acht machen die Supermärkte zu.«
    »In der Kneipe.« Er nannte uns den Namen eines Lokals nur wenige Straßen weiter. »Der Wirt ist ein Kumpel von mir. Verkauft mir das Zeug zum Einkaufspreis.«
    »Trinken Sie oft?«, fragte ich.
    »Manchmal«, erwiderte er kleinlaut. »Normalerweise nicht. Aber an dem Tag, ich … war am Ende.«
    Der Anwalt zog es inzwischen vor, mit finsterer Miene zuzuhören und hin und wieder eine Notiz einzutippen. Vermutlich hatte er die Hoffnung aufgegeben, seinen Mandanten rasch freizubekommen, und bastelte bereits an seiner Verteidigungsstrategie.
    Ich lehnte mich zurück. Plakowsky starrte auf den Tisch. Seine Hände waren unruhig. Er schwitzte.
    »Finden Sie nicht, dass es allmählich an der Zeit wäre, reinen Tisch zu machen?«, sagte ich betont entspannt. »Sie machen es doch immer noch schlimmer, wenn Sie weiter leugnen.«
    »Fragen Sie doch den Wirt!«, fuhr er mich an. »Rufen Sie ihn an! Er wird Ihnen bestätigen, dass ich da war!«
    Vangelis ging mit dem Handy in der Hand hinaus. Als sie nach drei Minuten wieder hereinkam, schüttelte sie den Kopf.
    »Ihr Freund kann sich erinnern, dass Sie vor einiger Zeit eine Flasche Wodka bei ihm gekauft haben«, sagte sie fast entschuldigend und setzte sich wieder. »Den genauen Tag weiß er aber nicht mehr. Und das Geld geht nicht durch die Kasse.«
    Plakowsky fiel in sich zusammen.
    »Möglich, dass Sie Schnaps kaufen waren«, setzte ich nach, um ihm keine Pause zum Nachdenken zu gönnen. Aber noch immer war der Ton des Gesprächs entspannt. »Ebenso gut möglich, dass Sie nach Straßburg gefahren sind. Sie haben gewusst, dass Lea dort war. Sie hatten eine rasende Wut auf sie. Und vor allem hatten Sie begründete Angst um Ihre Existenz. Sie haben gedacht, wenn Sie das Mädchen so weit weg von Heidelberg entfernt verschwinden lassen, dann wird man Sie nicht verdächtigen.«
    »Unsinn«, behauptete Plakowsky kraftlos. »Wenn es so gewesen wäre, wenn ich hingefahren wäre, dann wäre ich doch erst angekommen, als die längst auf dem Heimweg waren.«
    »Allerdings ohne Lea.«
    Sein Blick war ausdruckslos, die Stimme matt, als er fragte: »Woher sollte ich das wohl wissen?«
    Mein Handy
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