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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen
Autoren: Wolfgang Burger
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Österreich geplant gewesen, erzählte er mir aufgeräumt.
    »Zusammen mit ein paar Freunden. Die anderen sind längst da. Aber es schneit die ganze Zeit. Alle Lifte stehen still.«
    Er folgte mir in mein Büro. Setzte sich.
    »Dieser Dr. Gröwer«, sagte er und rieb sich die Augen. »Die Sache lässt mir keine Ruhe.«
    Ihn plagte sein schlechtes Gewissen wegen des toten Staatssekretärs. Er fühlte sich schuldig.
    Von Sönnchen war am Morgen eine SMS gekommen, in der sie ausgelassen wie ein frisch verknallter Teenager klang. Auf Teneriffa schien die Sonne, und manche Hartgesottenen badeten sogar im Meer. Von Theresa hörte man nichts mehr.
    Balke setzte sich aufrecht hin.
    »Was ich Ihnen eigentlich sagen wollte: Die Blutspuren in Plakowskys Bad sind eindeutig von Lea. Nach den Spuren zu urteilen, muss es eine Menge Blut gewesen sein. Und er hat sehr gründlich geputzt.«
    Den Laborbericht hatte er dabei, aber ich schenkte mir die Lektüre. Balkes Informationen passten zu den mit Blut vollgesogenen Kleidungsstücken, die meine Mitarbeiter aus Lassalles Mülltonne gezogen hatten.
    Mein Mitarbeiter verabschiedete sich mit einem müden Winken.
    »Gehen Sie nach Hause«, ermahnte ich ihn. »Und dann fahren Sie endlich nach Österreich, auch wenn es schneit. Den Rest schaffe ich ohne Sie.«
    Er nickte brav, aber ich wusste, er würde nicht auf mich hören.
    Im Haus war es so still wie vorhin in der Klinik in Ludwigshafen. Nur selten hörte ich Schritte im Flur, hin und wieder das Klappen einer Tür.
    Ich rief Vangelis an und bat sie zu mir. Sie hatte inzwischen alle erreichbaren Nachbarn Plakowskys mit Fragen gelöchert.
    »Keiner kann sagen, ob er an dem Abend zu Hause war. Ist auch nicht verwunderlich, nach vier Wochen.«
    »Was ist mit seinem Wagen?«
    »Der steht normalerweise auf dem Parkplatz vor dem Haus. Die Mieter haben feste Plätze. Es gibt sogar eine Videoüberwachung. Aber der Hausmeister sagt, die Anlage ist seit Ewigkeiten kaputt.«
    »Was sagen die Nachbarn sonst über ihn?«
    »Er ist beliebt. Niemand kann glauben, dass er etwas Böses getan haben soll.«
    Auch Klara Vangelis wirkte allmählich, als könnte sie ein paar ruhige Tage gebrauchen.
    Seit gestern Abend regnete es nicht mehr. Der Himmel war heute immer noch grau, aber hell. Manchmal konnte man sogar die Sonne ahnen hinter der dünnen Wolkendecke. Kalt war es geworden. Feiner Schneestaub wehte hin und wieder über die Fahrbahnen. Auf der Bundesstraße nach Oftersheim herrschte kaum Verkehr. Die klotzige Wohnanlage, in der sich Plakowskys Dreizimmerwohnung befand, lag gleich am nördlichen Ortsrand. Vor den Gebäuden erstreckten sich Parkplätze, die heute überwiegend leer waren. Ich stellte meinen Peugeot auf einen freien Platz in der Hoffnung, dass der rechtmäßige Inhaber in den nächsten Minuten keinen Anspruch erheben würde. Neben mir stand ein gut gepflegter goldfarbener Jaguar, gegenüber ein kleiner Ford mit abmontierten Nummernschildern.
    Ich hätte nicht sagen können, weshalb ich noch einmal hier war. Da war wieder dieser Trieb in mir, an den Orten zu sein, wo es geschehen war. Möglichst vieles selbst zu sehen, zu riechen, zu lauschen, Atmosphäre zu schnuppern.
    Der grauen Videokamera an der Hausecke war nicht anzusehen, dass sie ihre Funktion schon vor Jahren eingestellt hatte. Ich verschloss meinen Wagen, klappte den Mantelkragen hoch und machte mich auf den Weg zum Eingang des vielleicht zehnstöckigen Kastens. Ein eisiger Wind fauchte mir ins Gesicht.
    In der vorletzten Reihe entdeckte ich Plakowskys silberfarbenen und lange nicht gewaschenen Mégane. An der Hauswand standen unter Kunststoffplanen versteckt zwei Motorräder. Daneben ein cremeweißer und arg verrosteter Lieferwagen, den jemand mit viel Liebe und wenig Geld zu einem Wohnmobil umfunktioniert hatte. Am Boden hie und da Ölflecken wie auf jedem Parkplatz dieser Welt. Eine graue Katze mit dickem Fell schlich vorbei und ignorierte hochmütig meine Existenz. Sonst gab es hier nichts zu sehen.
    Die Tür quietschte. Heraus trat eine junge Frau mit einem großen Dobermann an einer starken Leine. Ich zeigte ihr meinen Dienstausweis und fragte, wo ich den Hausmeister fände.
    »Der Hayek«, antworte sie knapp. »Erdgeschoss ganz links.« Dann packte sie fröstelnd ihren Hund am Lederhalsband, der mich im Gegensatz zu der Katze interessiert beschnupperte. »Komm, Harras, lass uns den Scheiß hinter uns bringen.«
    »Die Kamera, ja, die ist kaputt«, erklärte mir Herr Hayek
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