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Alex Rider 7: Snakehead

Titel: Alex Rider 7: Snakehead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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annehmen, dass da eine große Familie zusammengekommen war, um die Bestattung eines kürzlich Verstorbenen zu arrangieren.
    Als Letzter kam ein kräftig gebauter Mann mit breiten Schultern und kahl rasiertem Schädel. Seine kleine eingedrückte Nase, die dicken Lippen und die stumpfen braunen Augen gaben ihm ein brutales Erscheinungsbild. Aber seine Kleidung war tadellos. Er trug einen dunklen Anzug, ein maßgeschneidertes Seidenhemd und einen offenen Kaschmirmantel. Den kleinen Finger zierte ein schwerer Platinring. Er hatte eine Zigarre geraucht, aber als er aus dem Auto stieg, ließ er sie fallen und trat sie mit einem auf Hochglanz polierten Schuh aus. Ohne nach links oder rechts zu sehen, überquerte er den Bürgersteig und betrat das Gebäude. Eine altmodische Klingel schepperte, als er die Tür auf- und wieder zumachte.
    Er gelangte in einen großen holzgetäfelten Empfangsraum; hinter einem schmalen Tisch saß mit gefalteten Händen ein älterer Mann mit grauen Haaren. Er betrachtete den Ankömmling mit einer Mischung aus Anteilnahme und Höflichkeit.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Was können wir für Sie tun?« »Ich komme wegen eines Todesfalls«, antwortete der Besucher.
    »Jemand, der Ihnen nahesteht?«
    »Mein Bruder. Aber ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen.«
    »Mein herzliches Beileid.«
    Dieselben Worte waren an diesem Morgen bereits sechsmalgesprochen worden. Hätte auch nur eine einzige Silbe gefehlt, wäre der Kahlköpfige sofort wieder gegangen. Nun aber wusste er, dass das Haus sicher war. Das Treffen, das erst vierundzwanzig Stunden zuvor vereinbart worden war, konnte beginnen.
    Der Grauhaarige beugte sich vor und drückte auf einen Knopf unter dem Schreibtisch. Sogleich schob sich ein Teil der Wandverkleidung auseinander. Dahinter kam eine Treppe zum Vorschein, die in den ersten Stock führte.
    Der Bestattungssalon Reed & Kelly war echt. Mehr als fünfzig Jahre lang hatten Jonathan Reed und Sebastian Kelly Beerdigungen und Einäscherungen arrangiert, bis die Zeit kam, dass so etwas für sie selbst arrangiert werden musste. Danach wurde das Institut von einer absolut seriösen, in Zürich eingetragenen Firma gekauft und bot weiterhin erstklassige Dienstleistungen für alle, die in der Gegend lebten – beziehungsweise gelebt hatten . Das aber war nicht mehr der einzige Zweck des Hauses in der Sloane Street. Es war auch das Londoner Hauptquartier der internatio nalen Verbrecherorganisation geworden, die unter dem Namen Scorpia agierte.
    Der Name stand für Sabotage, Corruption, Informationsbeschaffung und Attentate: ihre vier wichtigsten Tätigkeitsfelder. Ge gründet wurde die Organisation vor gut zwanzig Jahren in Paris, ihre Mitglieder waren Spione und Killer aus verschiedenen Nachrichtendiensten in aller Welt, die beschlossen hatten, selbst in das Geschäft einzusteigen. Anfangs waren es zwölf. Dann starb einer an Krebs und zwei wurden getötet. Die restlichen neun beglückwünschten sich, dass sie so lange mit so wenigen Verlusten überlebt hatten.
    Aber in letzter Zeit hatte sich das Blatt gewendet. Das älteste Mitglied hatte den unklugen und unerklärlichen Entschluss gefasst, in Ruhestand zu gehen, und wurde dementsprechend umgehend exekutiert. Aber sein Nachfolger, eine Frau namens Julia Rothman, wurde ebenfalls getötet. Damit war eine Operation – Unsichtbares Schwert –, bei der ohnehin alles schiefgegangen war, endgültig gescheitert. Das war in mancher Hinsicht der Tiefpunkt der Geschichte von Scorpia, und viele Beobachter glaubten, die Organisation werde sich niemals von diesem Schlag er holen. Schließlich war der Agent, der Scorpia besiegt, die Operation vereitelt und den Tod von Mrs Rothman herbeigeführt hatte, ein vierzehn Jahre alter Junge gewesen.
    Aber Scorpia hatte nicht klein beigegeben. Man hatte an dem Jungen Rache geübt und sich wieder der Arbeit zugewandt. Unsichtbares Schwert war nur eins von zahlreichen Projekten, um die man sich zu kümmern hatte, denn die Organisation wurde regelmäßig von Regierungen, Terroristen, großen Konzernen ... und überhaupt jedem, der ihre Dienstleistungen bezahlen konnte, mit Aufträgen versorgt. Und jetzt war es mal wieder so weit. Sie hatten sich in diesem Londoner Haus versammelt, um einen vergleichsweise kleinen Auftrag zu besprechen, für dessen Erfüllung zehn Millionen Pfund ausgesetzt waren, zahlbar in ungeschliffenen Diamanten, die leichter zu transportieren und schwerer zurückzuverfolgen waren als Banknoten.
    Die

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