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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache
Autoren: James Patterson
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dachte über unseren letzten gemeinsamen Fall nach. Daniel und Charles, Peter Westin, die Brüder Alexander. Was bedeuteten sie in Kyles Fantasie? Wir waren beide in die makabre Geschichte verstrickt, die er sich ausdachte. Er hatte mich zu den Ermittlungen hinzugezogen, um mich zu kontrollieren. War das sein Ziel?
    Ich versuchte, das Puzzle von einem psychologischen Standpunkt aus zusammenzusetzen. Möglicherweise ergab sich alles Weitere daraus. Möglicherweise. Bei Kyle wusste man nie. Wenn er ein deutliches Verhaltensmuster sah, könnte er es durchbrechen. Wenn er seine Krankheit begriff – was durchaus möglich war –, würde er diese auch zu seinem Vorteil einsetzen.
    Um die Mittagszeit rief ich Kyles älteren Bruder Martin an.
    Er war Radiologe und wohnte außerhalb von Charlotte – wo wir gedacht hatten, dass Daniel und Charles ihre Mordserie angefangen hatten. Hatte Kyle von früher her Verbindung zu den beiden? War das eine weitere Möglichkeit?
    Martin Craig wollte helfen, musste aber gestehen, dass er seit zehn Jahren nicht mehr mit seinem Bruder gesprochen hatte. »Wir haben uns bei der Beerdigung unseres Bruders Blake gesehen«, erklärte Martin. »Das war das letzte Mal. Ich mag meinen Bruder nicht, Detective Cross. Und er mag mich nicht. Ich weiß nicht, ob er überhaupt irgendjemanden mag.« »Hat Ihr Vater Kyle besonders hart behandelt?«, fragte ich.
    »Das hat Kyle immer behauptet, aber ehrlich gesagt, habe ich davon nie etwas gemerkt. Meine Mutter auch nicht. Kyle hatte schon immer eine blühende Fantasie. Er war in seinen Geschichten immer der strahlende Held oder das arme Opfer. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass Kyles Ego gleich nach Gott käme.«
    »Wie sehen Sie das? Ich meine, die Einschätzung Ihrer Mutter bezüglich Ihres Bruders.«
    »Detective Cross, mein Bruder hat nicht an Gott geglaubt und stand nie und nimmer an zweiter Stelle.«
    Durchgehendes Thema bei der Beziehung der drei Brüder war Wettkampf, und Kyle hatte immer geglaubt, Martin und Blake hätten in den Augen der Eltern gewonnen. Kyle war im Basketballteam in der Highschool ein guter Spieler, aber Blake warf die wichtigen Körbe und spielte außerdem noch Bassgitarre im Schulorchester und hatte ein beneidenswertes gesellschaftliches Leben. Es hatte mal einen Artikel in der örtlichen Zeitung über die Basketball-Brüder gegeben, aber am meisten war über Blake und Martin geschrieben worden. Alle drei hatten an der Duke University studiert, aber danach gingen Martin und Blake auf die Medical School, um Arzt zu werden. Kyle wurde Anwalt, ein Beruf, den sein Vater verabscheute. Kyle hatte mit mir über Rivalität zwischen Geschwistern geredet.
Vielleicht fing ich an, die Ursprünge seiner Fantasiewelt zu begreifen.
    »Martin, ist es möglich, dass Kyle Ihren jüngeren Bruder Blake umgebracht hat?«, fragte ich schließlich.
    »Blake kam durch einen Jagdunfall ums Leben – angeblich«, sagte Martin Craig. »Detective Cross, mein Bruder Blake war ein unglaublich verantwortungsvoller und vorsichtiger Mensch, beinahe so vorsichtig wie Kyle . Nein, das war kein Jagdunfall. Ich bin aus vollem Herzen davon überzeugt, dass Kyle etwas damit zu tun hatte. Deshalb habe ich zehn Jahre lang nicht mit ihm geredet. Mein Bruder ist Kain. Ich halte ihn für einen Mörder und will, dass er gefasst wird und auf dem elektrischen Stuhl landet. Das verdient Kyle.«

    108

    N ichts beginnt da, wo wir glauben, dass es anfängt. Ich erinnerte mich, dass Kyle nach der Festnahme von Peter Westin in Santa Cruz nahezu sämtliche Interviews fürs Fernsehen und die Zeitungen gegeben hatte. Er wollte das Lob. Er wollte der Star sein, der Einzige. Und in gewisser Weise war er das jetzt. Der hellste Stern.
    Ich hatte eine gute Idee. Etwas, das Kyle wütend machen würde. Ich nahm Verbindung mit dem FBI auf und besprach alles mit Direktor Burns. Ihm gefiel meine Idee.
    Um vier Uhr am selben Nachmittag war in der Eingangshalle des FBI-Gebäudes eine Pressekonferenz anberaumt. Direktor Burns gab eine kurze Einführung und erteilte danach mir das Wort. Burns erklärte unmissverständlich, dass ich die Fahndung nach Kyle leiten und nicht aufgeben würde, bis Kyle der Gerechtigkeit überantwortet sei – und dass wir Kyle mit Sicherheit fangen würden.
    Ich trug die schwarze Lederjacke. Während ich zu den Mikrofonen ging, knöpfte ich sie zu. Ich zog sämtliche Register und wollte wie ein Wichtigtuer aussehen. Jetzt war ich der Star, nicht Kyle. Es ging darum,
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