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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache
Autoren: James Patterson
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zuversichtlich. Er war der arroganteste Mensch, den ich je getroffen hatte, und wahrscheinlich der böseste. Ich dachte an unsere gemeinsamen Zeiten, unsere langen philosophischen Gespräche … an alles, an das ich mich erinnerte. Ich schaltete die Nachttischlampe ein und machte mir Notizen. Kyle war methodisch und logisch, aber immer wieder hatte er mich mit total unorthodoxer Taktik verblüfft. Ich dachte zurück an den Zugriff in Santa Cruz. Die Vampir-Morde schienen für mich bereits graue Vergangenheit zu sein. Er hatte gewollt, dass ich dort war – damit ich ihn als Held sehen konnte. Das war der Knackpunkt, richtig? Er brauchte mich, damit ich sah, wie gut er war. Er wollte Peter Westin selbst festnehmen. Plötzlich tauchte eine Frage auf. Eine wirklich gute Frage.
    Wo war es Kyle nicht gelungen, seinen Willen durchzusetzen?

    Was waren Kyles dunkelste Fantasien? Was seine Tagträume? Seine geheimen Wünsche? Wo hatte man ihm in der Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung gemacht? Das Schlimmste sollte noch kommen, richtig? Zach und Liz Taylor waren nur der Anfang gewesen. Plante er jetzt ein Blutbad?
    Dann erinnerte ich mich an eine besondere Fantasie Kyles, die er mir eines Abends anvertraut hatte, nachdem wir einen besonders schlimmen Fall abgeschlossen hatten. Ich erinnerte mich an seine Worte und konnte sie nicht verdrängen. Ich wählte eine Telefonnummer außerhalb der Stadt und hoffte, dass ich nicht zu spät kam. Ich glaubte zu wissen, wen Kyle als Nächsten umbringen würde. Nein, Kyle! O Gott, nein!

    112

    V ielleicht drehte ich jetzt durch. Ich fuhr fast sechs Stunden auf der I-95 nach Nags Head, North Carolina. Nervös wechselte ich ständig die Radiosender, um mich wach zu halten. Ich glaubte nicht, dass Kyle es je beenden wollte – dazu amüsierte er sich zu sehr. Er sonnte sich in seinem Ruhm.
    Ich war in dieser Gegend North Carolinas früher schon mal gewesen, mit Kate McTiernan. Kyle auch. Damals hatten wir einen sadistischen Mörder fangen wollen, der Casanova hieß. Er hatte im Wald bei Chapel Hill, North Carolina, acht Frauen gefangen gehalten. Kyle war einer von uns gewesen, jedenfalls hatte ich das damals geglaubt. Aber Kyle war damals bei den Morden ein Partner Casanovas gewesen. Das wusste ich inzwischen ganz genau.
    Ehe es dunkel wurde, schaffte ich es bis Outer Banks. Während ich in Richtung Meer fuhr, erinnerte ich mich an alte Zeiten: die klebrigen, süßen Brötchen aus dem Nags Head Markt; meine langen Strandspaziergänge am Coquina Beach mit Kate McTiernan; die bildschönen Strände im Jockey's Ridge State Park. Wie sehr hatte ich damals Kate bewundert. Wir waren immer noch gute Freunde und telefonierten mindestens zwei Mal im Monat. Sie schickte meinen Kindern zu ihren Geburtstagen und zu Weihnachten tolle Geschenke. Sie arbeitete im Regional Medical Center in Kitty Hawk und lebte in Nags Head mit einem Buchhändler zusammen, den sie bald heiraten wollte.
    Kyle hatte sich bis über beide Ohren in Kate McTiernan verliebt. Das hatte er mir anvertraut. »Wenn ich Louise und die Kinder nicht hätte, wäre das die Frau fürs Leben für mich. Vielleicht sollte ich Louise wegen Kate verlassen. Sie könnte mich zu einem glücklichen Menschen machen. Kate könnte mich retten.«
    Er hatte Kate in Nags Head besucht. Ich glaube, er hat sie insgeheim beobachtet. Es quälte ihn, dass er sie nicht haben konnte, dass Kate McTiernan ihn abgewiesen hatte. Außerdem wusste er, wie viel Kate mir bedeutete.
    Kyle war dort, richtig? Oder er war auf dem Weg dorthin.
    Ich hatte Kate gewarnt, aber ich rief sie von unterwegs noch mal an und flehte sie an, sofort die Stadt zu verlassen. Mir war egal, wie gut sie in Karate war oder wie viele schwarze Gürtel sie besaß. Ich wollte in ihrem Haus bleiben. Ich war sicher, dass Kyle auftauchen würde. Aber nicht, um sie nur zu beobachten . Wenn er kam, dann, um Kate zu töten.
    Als ich endlich in die Stadt hineinfuhr, atmete ich tief durch. Alles sah so vertraut aus, so heiter und schön, als könnte in Nags Head nie etwas Schlimmes passieren.
    Das Schlimmste kommt noch, musste ich ständig denken. Deshalb hatte er Zach und Liz Taylor als Auftakt ermordet. Mit ihnen legte er sein Muster fest. Die Taylors waren nur der Anfang gewesen. Eine Warnung.
    Ich fuhr über eine schmale Straße, die sich an windverwehten Sanddünen entlangschlängelte. Ich suchte nach Kyle. Nummer
    1021 war ein zweistöckiges Strandhaus direkt am Meer. Sehr malerisch, sehr
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