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Alex Benedict 05 - Echo

Alex Benedict 05 - Echo

Titel: Alex Benedict 05 - Echo
Autoren: Jack McDevitt
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die ethischen Probleme beim Fällen sprechender Bäume. Sie werden es mir, wie ich hoffe, vergeben, aber der Humor erschließt sich mir nicht.«
    »Mir auch nicht, Jacob«, bemerkte ich.
    »Ich habe die Rede von Korchnoi. Wünschen Sie sie zu sehen?«
    »Klar«, sagte Alex.
    Es ist stets schwer, die physische Größe einer Person exakt einzuschätzen, die man nur in Form eines Hologramms zu sehen bekommt. Doch Tuttle sah klein und unscheinbar aus. Er hatte graue Augen und ein fliehendes Kinn, und er lächelte zu oft. Er machte nicht den Eindruck, als könne er Leidenschaft für etwas aufbringen. Zumindest nicht, bis er die einleitenden Worte hinter sich gebracht hatte. In dieser Einleitung betonte er nur den Wert der Bildung im Allgemeinen und strich heraus, wie wichtig Bildung nicht nur für einen zukünftigen Arbeitgeber, sondern vor allem für den jeweiligen Studierenden selbst sei. Dann atmete er tief durch, trat hinter seinem Pult hervor und erzählte seinen Zuhörern – ungefähr zweihundert Studierende und ein paar Lehrende –, was es in der heutigen Zeit bedeute, in gleich welcher Form beruflich erfolgreich zu sein.
    »Ihre Betreuer werden Ihnen erklären, wie Sie eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellen. Wie Sie mit Bedacht zum Erfolg gelangen. Wie Sie mehr Geld verdienen können als die Person, die gerade neben Ihnen sitzt. Aber Ihre Ausbildung gehört Ihnen, niemandem sonst. Wenn Sie sich entschließen, Anthropologe zu werden, wie ich es getan habe, wird man Ihnen raten, Ihre Zeit damit zuzubringen, verschwundenen Schiffen und untergegangenen Siedlungen nachzuspüren. Suchen Sie nach einer Stadt, irgendwo, deren Bauten nicht in den Geschichtsbüchern verzeichnet sind!« Er riss die Faust hoch und schwang sie durch die Luft. » So schafft man sich eine Reputation! Aber das ist nicht der wahre Lohn. Das kann jeder. Und wen interessiert denn tatsächlich, welche Art von Wasserleitungen und Heizsystemen vor zweitausend Jahren auf Machinova IV zum Einsatz gekommen sind?«
    Alex justierte das Bild und holte Tuttle näher heran. Die grauen Augen sprühten Feuer. »Es gibt nur einen Grund, warum die menschliche Spezies ihre Heimatwelt verlassen hat, und der hat nichts damit zu tun, dass man Siedlungen im Verlauf des Orionarms hatte aufbauen wollen. Das war lediglich eine Begleiterscheinung. Wir haben das Sonnensystem verlassen, weil wir uns umschauen wollten. Wir wollten andere finden. Jemanden, der vielleicht ganz ähnlich ist wie wir. Oder jemanden, der ganz anders ist. Aber auf jeden Fall jemanden, mit dem wir reden könnten. Es war ein Abenteuer, eine Mission, keine Investition in neues Land!
    Wenn Sie die Bücher lesen, die während der Anfangsjahre des technologischen Zeitalters verfasst wurden, ganz besonders die Prosa, dann werden Sie kaum etwas darüber lesen, Außenposten im Aldebaransektor zu gründen.« Jemand vor ihm erregte seine Aufmerksamkeit, und Tuttle grinste. »Wie ist Ihr Name, Junge?«
    Alex änderte den Blickwinkel, und wir sahen die Person, mit der Tuttle sprach. Es war ein athletisch gebauter junger Mann mit blondem Haar und einer zumindest derzeit recht bedröppelten Miene. »Colt Everson, Sir« , antwortete er.
    »Colt, Sie sehen aus, als zweifelten Sie.«
    Eigentlich sah er aus, als fühle er sich höchst unbehaglich. »Es ist schwer, das nicht zu tun, Professor Tuttle. Ich kann nicht glauben, dass die Leute je ernsthaft angenommen haben, sie würden auf Außerweltler stoßen. Ich weiß, das ist das, was wir immer behaupten. Aber wie kann jemand dessen sicher sein?«
    »Lesen Sie ihre Bücher!«
    »Na ja, die Prosa widmet sich dem Thema, den Außerweltlern. Aber wenn man die wissenschaftlichen Abhandlungen jener Zeit liest, ist davon, glaube ich, wenig zu finden.«
    Tuttle sah sich im Saal um. »Möchte jemand darauf antworten?«
    Eine junge Frau reckte die Hand hoch. »Das liegt daran, dass von Wissenschaftlern erwartet wird, dass sie Beweisen folgen. In den Anfangsjahren des vierten Millenniums hat es keine Beweise gegeben.«
    Jemand korrigierte sie. »Des dritten Millenniums, Carla.«
    »Wie auch immer. Ihre Reputation stand auf dem Spiel, genauso wie heute.« Wie Colt machte sie einen unbehaglichen Eindruck. Sie wollte mehr sagen, doch dann lächelte sie scheu und nahm wieder Platz.
    »Sie denken dabei an mich, nicht wahr, Carla? Hat meine Reputation wegen meiner Forschungsarbeiten gelitten? Lassen Sie mich darauf hinweisen, dass ich eingeladen wurde, vor einer Absolventengruppe
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