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Alex Benedict 05 - Echo

Alex Benedict 05 - Echo

Titel: Alex Benedict 05 - Echo
Autoren: Jack McDevitt
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das schien alles zu sein, dessen sie fähig war.
    Sie trug eine leichte Jacke, zu leicht für dieses Wetter. Er legte ihr die Hand auf die Schulter, wollte sie in die Arme schließen. Doch sie wich zurück. »Rachel, schön, dass du wieder da bist! Komm rein und setz dich! Darf ich dir etwas anbieten?«
    Sie schüttelte den Kopf und kämpfte sichtlich mit den Tränen.
    Er führte sie ins Wohnzimmer. »Einen Drink vielleicht?«
    »Oh, ja, bitte.« Sie brach auf dem ihr angebotenen Stuhl zusammen, während Sunset ihren Lieblingsschnaps, Margo’s Karussell , aus dem Barschrank holte. Sunset schenkte zwei Gläser ein, kehrte zu Rachel zurück und reichte ihr eines davon. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen, und er bemerkte verwundert, dass sie Uniform trug. Diese Uniform war dunkelblau, und auf den Schultern prangte der Silberstern eines Piloten. Der Kragen war offen.
    »Also, wo liegt das Problem?«
    »Sunset«, sagte Rachel mit einer Stimme, die kaum über ein Flüstern hinauskam, »ich brauche Hilfe.«
    Sie war drei Wochen fort gewesen; allerdings hatte er sie erst in einigen Tagen zurückerwartet.
    »Natürlich, Liebes. Was kann ich tun?«
    Sie musterte das Wandgemälde der Milchstraße, das die westliche Wand beherrschte. Sie starrte es an, seufzte, schüttelte den Kopf, wischte sich eine Träne von der Wange. Dann griff sie nach dem Glas und trank einen Schluck. Doch gleich darauf kehrten ihre Augen wieder zurück zu dem Gemälde. »Du hast dein ganzes Leben lang gesucht, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ja, ich denke schon. Es hat mich gepackt, als mein Vater mich zu einer seiner Missionen mitgenommen hat.«
    »Aber er hat auch nie etwas gefunden.«
    »Nein, Rachel. Niemand findet je irgendetwas. Abgesehen von Melony Brown.« Melony war vor Jahrhunderten ganz unerwartet über die Ashiyyur, die Stummen, gestolpert, als sie den Schwankungsbereich der Solartemperatur hatte messen wollen. Sie war die Frau, nach der der Fluss benannt worden war, an dem Sunset wohnte. »Ist bei deiner letzten Reise etwas vorgefallen?«
    »Ja.«
    Mein Gott, sie war an Bord in flagranti mit einem Passagier erwischt worden! Das wäre das Ende ihrer Laufbahn als Pilotin. »Also«, sagte er, sorgsam um einen ruhigen Ton bemüht, »was ist passiert?«
    Sie schaute ihn an, und plötzlich wusste er es. Es war kein Techtelmechtel gewesen.
    Ständig hörte man Geschichten. Jemand hatte Lichter draußen bei R´ıngwald 557 gesehen. Jemand anderes hatte eine fremdartige Botschaft in der Verschleierten Dame abgefangen. Ein paar Leute waren während eines Urlaubs über Ruinen auf Sakata III gestolpert und hatten bei ihrer Rückkehr erklärt, sie hätten eine epochale Entdeckung gemacht. Nur: die Lichter waren nie wieder aufgetaucht; die Botschaft hatte nie zurückverfolgt werden können, und die Ruinen waren fünftausend Jahre alt, Überreste einer Siedlung, die irgendwann im Laufe der Geschichte verloren gegangen war – Siedler von Flexnor vielleicht oder von Vikoda; niemand konnte das noch mit Gewissheit sagen. Gehörte man zu einer Spezies, die Tausende von Jahren kreuz und quer durch den Orionarm gezogen war, gingen eben auch manche Teile der eigenen Geschichte verloren.
    Eine Million Systeme, die nie genauer in Augenschein genommen worden waren, lagen in Reichweite. Aber der Impuls, sie zu erforschen, war vor langer Zeit erloschen. Die Leute hatten Jahrhunderte gesucht und nicht mehr als ein paar vergleichsweise hoch entwickelte Affen und Delfine entdeckt. Aus irgendeinem Grund, der sich bisher dem Verständnis verweigerte, schien die Evolution mentaler Fähigkeiten nur selten über eine vergleichsweise niedrige Ebene hinaus
    fortzuschreiten. Vielleicht lag es einfach daran, dass die Fähigkeit, Bilder an Wände zu malen oder Gedichte zu schreiben, keinen eindeutigen Überlebensvorteil bot. In der Entwicklung des Menschen musste etwas nahezu Einzigartiges vorgefallen sein.
    »Sunset«, sagte Rachel, »ich habe etwas gesehen, das dich interessieren dürfte.«
    Dergleichen war Tuttle gewöhnt. Außerweltler waren stets ein beliebtes Thema in Wissenschaftstalkshows, weshalb er häufig eingeladen wurde und jeder wusste, wer er war. Für seine Kollegen war er ein Mann, der sein Leben vergeudete und einem Traum nachjagte. Aber für die fantasiebegabtere Allgemeinheit war er der Kerl, den sie aufsuchten, wenn sie etwas Seltsames erlebt oder zu erleben geträumt hatten. Und sie waren unweigerlich ein wenig gestört. Von Rachel hatte Tuttle mehr
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