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Alex Benedict 05 - Echo

Alex Benedict 05 - Echo

Titel: Alex Benedict 05 - Echo
Autoren: Jack McDevitt
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erwartet.
    »Also, was hast du gesehen, Liebes?«
    Sie setzte zu einer Antwort an, aber ihre Stimme versagte. Wieder wischte sie sich über die Wange. »Nichts Gutes«, sagte sie.
    »Sag mir, was passiert ist!«
    Und endlich flossen die Tränen.

TEIL I
    Die Tafel

Eins
    Altertümer sind ... Überbleibsel der Geschichte, die nur zufällig dem Schiffbruch der Zeit entgangen sind.
    Francis Bacon, Neun Bücher über die Würde und die Fortschritte der Wissenschaft
    1431, ACHTUNDZWANZIG JAHRE SPÄTER
    »Chase, ich bin da vielleicht auf etwas Interessantes gestoßen.« Über das interne Kommunikationssystem klang Alex’ Stimme ein bisschen, als wäre er unsicher. Vielleicht war er auf etwas gestoßen, vielleicht auch nicht. Ich bereitete mich gerade darauf vor, die allmorgendlich anfallenden Arbeiten in Angriff zu nehmen. Es ging vornehmlich darum, Honorare und Gebühren zu kalkulieren und die Monatsrechnungen an unsere Klienten rauszuschicken. Das Jahr war erfolgreich gewesen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, durfte sich Rainbow Enterprises auf Rekordumsätze freuen.
    Das Interesse an Altertümern und Antiquitäten verläuft tendenziell zyklisch, und derzeit ritten wir auf einer Welle. Die Leute wollten nicht das gewöhnliche Zeug wie Lampen und Möbelstücke aus den letzten paar Jahrhunderten. Sie standen Schlange für besonders seltene und bisweilen einzigartige Stücke. Wir hatten gerade erst einen Stuhl, der einst E. Wyatt Cooper gehört hatte, für eine Viertelmillion an den Mann gebracht. Cooper war bereits seit mehr als einem Jahrhundert Geschichte und hatte eine wenig bemerkenswerte Karriere als Essayist hinter sich gebracht. Doch seit seinem Tod wurde sein Ruf besser und besser. Heute gehören seine vor Sarkasmus triefenden Essays zu den wichtigsten Erzeugnissen des Literaturbetriebs. Wer Hohn und Spott auf höchstem Niveau zu verspritzen weiß, darf damit rechnen, als cooperesk bezeichnet zu werden.
    Jacob, der Haus-KI bereits vor Alex’ Onkel Gabe gewesen war, war auf den Stuhl aufmerksam geworden. Der Stuhl war von einer jungen Frau zum Verkauf angeboten worden, die keine Ahnung hatte, wie viel das gute Stück wert war. Wir hatten interveniert, waren vor allen anderen bei ihr und hatten sie über den eigentlichen Wert des Stuhles aufgeklärt. Infolgedessen hatte sie uns mit der Durchführung der nachfolgenden Versteigerung betraut. Falls Sie sich das gerade fragen: ja, richtig, wir hätten ihn auch selbst zu einem Preis erwerben können, der faktisch Diebstahl gleichgekommen wäre. Aber Alex pflegte niemals jemanden zu übervorteilen, abgesehen von jenen Aufschneidern und Möchtegern-Betrügern, die es nicht besser verdient haben. Aber das ist eine andere Geschichte. Es reicht wohl zu sagen, dass Rainbow Enterprises sehr daran gelegen war, als ehrbar eingestuft zu werden. Unsere Gewinne erwirtschafteten wir, indem wir Geschäfte zwischen unseren Klienten vermittelten. Normalerweise pflegten diese Klienten recht großzügig zu sein, wenn sie erst einmal das Zwanzig- oder Fünfzigfache dessen eingestrichen hatten, was sie für einen Handspiegel oder einen Armreif in ihrem Besitz ursprünglich erwartet hatten. Für unser Geschäft war es von höchster Bedeutung, dass man uns Vertrauen entgegenbrachte.
    Jacob hatte langjährige Erfahrung darin, wertvolle Antiquitäten in all dem Unrat ausfindig zu machen, der tagtäglich auf Rees Market, Erfolgreich-Verkaufen, Ferguson’s und anderen Onlineseiten feilgeboten wurde.
    »Sieh dir das mal an, Chase!« , meinte Alex. »Ich nehme an, du wirst der Sache nachgehen wollen.«
    »Okay.«
    »Sag mir Bescheid, wie du dich entscheidest!«
    Ich bat Jacob, mir zu zeigen, worum es ging. Er lieferte mir zwei Bilder einer fahlweißen Steintafel, aufgenommen aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Oberkante der Tafel war abgerundet, ganz ähnlich wie die Gedenksteine auf dem Friedhof, der an Alex’ Grundstück grenzte. Drei Zeilen mit Symbolen waren in die Vorderseite eingemeißelt. »Maßstabsgetreu« , informierte mich Jacob.

    Die Tafel war nicht ganz so hoch wie ich groß, etwa eine Armeslänge breit und nur wenige Millimeter dick. »Was ist das für eine Sprache?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht, Chase. Es sieht der Schrift der späten korbanischen Periode ähnlich. Aber die Lettern stimmen nicht ganz überein.«
    »Dreh das Bild ein wenig!«
    Der Boden war nicht eben. Jemand hatte einen Laser benutzt, um die Tafel von ihrem Sockel abzutrennen. »Es wirkt wie eine
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