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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
Autoren: Jack McDevitt
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kommen, dann obliegt es dir, zu retten, was zu retten ist. Setzt euch ab vom Feind. Zieht euch in die Verschleierte Dame zurück. Mit der Zeit werden die Erde und Rimway zum Kampf gezwungen sein. Dann könnt ihr vielleicht zurückkehren und die verdammten Narren lehren, wie man die Stummen schlägt …«
    Die grauen, in den Schatten liegenden Kulissen atmen Düsternis und Verzweiflung. Die Station im Orbit um Abonai hat viel von einer mittelalterlichen Festung an sich: ihre schwere Bewaffnung, die langen, verschlungenen Gänge, der gelegentliche Wachtposten, die gedämpften Stimmen, mit denen sich die Passanten unterhalten, die schwere Luft. Über allem spürt man Vergänglichkeit und Tragödie. Der Verlauf der Ereignisse hat sich über das Stadium hinausentwickelt, wo er von irgendeiner menschlichen Tat beherrscht werden kann.
    Doch Talino weist die Befehle seines Kapitäns zurück. »Schicken Sie einen anderen, um die Überlebenden aufzurütteln«, führt er aus. »Mein Platz ist bei Ihnen.«
    Sim ist, in einem Augenblick der Schwäche, dankbar. Er zögert. Talino besteht nachdrücklich auf seiner Forderung: »Erniedrigen Sie mich nicht auf diese Weise.« Und Sim gibt zögernd nach. Sie werden den letzten Angriff gemeinsam fliegen.
    Doch Talino muß Inaissa die Nachricht beibringen. Sie hat auf einen allgemeinen Rückzug gehofft und äußert sich sehr unverblümt über Sims Entschlossenheit, sich zu töten »und dich mitzunehmen«. Sie bittet ihren Mann jedoch nicht, ihm die Treue zu brechen, da sie weiß, daß dieser Versuch, geschweige denn dessen Gelingen, jede Zukunft für sie zerstören würde.
    Folgerichtig geht sie zu Sim und führt aus, sein Tod würde die Dellacondaner dermaßen demoralisieren, daß die Sache verloren sein würde. Als dieser Versuch keinen Erfolg hat, bittet sie, eine der Waffenkonsolen bedienen zu dürfen, um bis zum Ende bei ihrem Mann zu sein.
    Sim zeigt sich von ihrer Bitte so bewegt, daß er Talino vom Schiff weist. Als sich der Navigator weigert, wird er auf die Orbitalstation verbannt, von wo aus er verfolgen kann, wie die Techniker die Reparaturen der Corsarius abschließen und sie für die Schlacht vorbereiten. Und er beobachtet auch die Ankunft der Crew, die zu dieser ungewöhnlichen Stunde von ihrem Kommandanten zusammengerufen wurde. Er versucht, sich in die Bordsysteme einzuklinken, um die Unterhaltungen dort zu verfolgen, doch jemand hat die Verbindung nach außen unterbrochen. Und ein paar Minuten, nachdem sie an Bord gegangen sind, verlassen sie das Schiff wieder mit gesenkten Köpfen und steinernen Mienen.
    Kurz darauf befreien sie ihn. Sim hat die Mannschaft aus ihrer Pflicht entlassen. Talino versucht, sie zu überreden, auf ihr Schiff zurückzukehren, doch sie wissen, was der nächste Tag bringen wird. »Wenn wir ihn retten könnten, indem wir blieben«, sagt einer, »dann würden wir bleiben. Doch es ist sinnlos: Er ist entschlossen, in den Tod zu gehen.«
    Der befreite Talino geht zu Inaissa, um sich von ihr zu verabschieden und an die Seite seines Kapitäns zurückzukehren.
    Als sie sich weigert, die Station ohne ihn zu verlassen, befiehlt er, sie notfalls mit Gewalt zum Planeten zu bringen. Doch kurz darauf schwankt seine Entschlossenheit, und er benachrichtigt Sim, daß »ich das großzügige Angebot meines Kapitäns annehme; ich kann nicht anders, Gott stehe mir bei …«
    Doch Inaissa, entschlossen, ihren Mann zu begleiten, hüllt sich in einen Umhang ein, und es gelingt ihr, sich unter die Sieben zu schleichen. So verliert Talino sowohl seine Ehre als auch seine Frau.
     
    Die Version, Inaissa sei eine der Freiwilligen gewesen, war ein Teil des Mythos, den ich noch nicht gehört hatte. Es gibt zwei Strahlenskulpturen von Künstlern dieser Epoche, die sie an Bord der Corsarius zeigen. Eine stellt sie an einer Konsole dar, und Sim ist zu ihrer Linken zu sehen; die andere hält den Augenblick fest, in dem der Kapitän sie erkennt.
    Es gibt Hunderte Variationen der Geschichte und unzählige Abweichungen in der Beschreibung von Talinos Charakter und Motiven. Manchmal wird er als Mann geschildert, dem die Last hoher Spielschulden auf den Schultern liegt und der sich von Spionen der Stummen bestechen läßt; manchmal ist er verärgert, weil er kein eigenes Kommando erhalten hat; manchmal ist er Sims Rivale um eine unerlaubte Liebe und arrangiert den Tod seines Kommandanten absichtlich.
    Wo in diesem gewaltigen Korpus der Mythen und Literatur lag die Wahrheit? Was hatte
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