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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache
Autoren: Cayla Kluver
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was es sich handelte. Dann ließ unser Erzfeind Narians Haare los und sank auf die Knie. Seine Hände umklammerten den Knauf des Dolches, den Narian ihm in den Bauch gerammt hatte.
    Der Kriegsherr war zu siegessicher gewesen.
    Der Mann, den ich liebte, kauerte sich erneut zusammen und unternahm noch den schwachen Versuch, beiseitezukrabbeln und so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seinen Meister zu bringen. Er kam nur ein kleines Stück weit und brach schließlich zusammen. Der Overlord verfolgte ihn nicht, sondern zog mit einem Schmerzenslaut die Klinge aus seinem Bauch. Dabei strömte das Blut nur so über seine Hände und tränkte seine Kleidung.
    »Schwester«, rief er und schien gegen die Benommenheit zu kämpfen, die seinen Geist zu umnebeln drohte. »Heile mich.«
    Nantilam kam rasch und entschlossen zu ihm und nahm ihm den blutigen Dolch ab, der ihn verwundet hatte. Als sie eine Hand tröstend auf seine Schulter legte, schloss er die Augen und schien darauf zu vertrauen, dass sie sich um ihn kümmern würde. Er bemerkte nicht, wie sie hinter ihn trat, und ahnte gewiss nicht, was sie vorhatte.
    »Ich werde um dich weinen, Bruder«, sagte sie leise, aber es klang nicht nach einer Rechtfertigung. Dann griff sie mit dem Dolch um ihn herum und zog ihn über seine Kehle.
    Schockiert riss er die Augen auf und fasste sich an den Hals, aus dem das Blut herausschoss. Er versuchte zu sprechen, doch man vernahm nur noch ein kehliges Husten und Würgen. Langsam sackte er zur Seite und fiel schließlich auf den Rücken. Sein Körper zuckte noch ein paarmal, bevor er das Bewusstsein verlor. Immer noch floss Blut aus seinen Wunden, tränkte den Boden um ihn und trug das Leben fort von ihm.

30. EINMAL KÖNIG …
    Cannan und ich starrten die Hohepriesterin an und waren zu verblüfft, um zu reagieren. Sie stand mit geschlossenen Augen mitten auf der Lichtung, den Dolch noch in der Hand, und atmete tief durch, während sie versuchte, die Fassung zu bewahren. Halias war hinter uns am Waldsaum. Er kniete neben London, und seiner Miene nach zu schließen war er ebenso schockiert wie wir. Sie hatte ihren eigenen Bruder getötet. Ich versuchte, mir auszumalen, wie es wäre, Miranna das Leben zu nehmen, doch das war unvorstellbar. Ich war ja noch nicht einmal in der Lage gewesen, sie für den Erhalt meines Königreichs zu opfern. Doch unglaublicherweise ließ dieser brutale Akt Nantilam als gütige Herrscherin erscheinen. Oder zumindest gütiger als es der Overlord je hätte sein können. Er hatte auf grausame Weise sein Ziel verfolgt und darüber die Selbstkontrolle verloren. Sie hatte ihn durchschaut und erkannt, dass er zu nichts als Hass und Zerstörung fähig war. Und dann hatte sie sein Leben beendet, weil es nichts Böses mehr zu tun gab. Der Versuch des Overlord, Narian zu töten, war ihr Beweis genug gewesen. Sie hatte versucht, ihm Einhalt zu gebieten, doch er hatte sich geweigert, ihre Autorität anzuerkennen.
    »Narian«, keuchte ich und wehrte mich gegen Cannans festen Griff. »Narian!« Meine erstickten Rufe sorgten dafür, dass der Hauptmann mich losließ, und so stürzte ich über die Lichtung auf den jungen Mann zu, der soeben mein Leben gerettet hatte. Bis ich bei ihm war, kniete die Hohepriesterin schon neben ihm.
    Er lag auf der Seite, reglos, das dichte, blonde Haar fiel ihm in die Stirn, und er wirkte ebenso leblos wie sein Herr und Meister. Nantilam nahm seinen Kopf in ihre Hände und versuchte, ihn ins Bewusstsein zurückzuholen, doch er rührte sich nicht. Schließlich schloss sie die Augen, wurde in ihrer Konzentration selbst vollkommen still, und ich wusste, was sie versuchte. Die Minuten verstrichen, doch er reagierte immer noch nicht. Da ließ sie ihn los und wandte sich mit einem entschlossenen Ausdruck in ihren strahlend grünen Augen an mich.
    »Wir müssen ihn in die Stadt zurückbringen, und London auch, wenn wir wollen, dass die beiden überleben. Ihr Leben hängt nur noch an einem seidenen Faden, und es wird viel Zeit und Kraft kosten, sie zu heilen.« Während ich noch darüber nachdachte, fuhr sie fort: »Ich werde mich an die Vereinbarung halten, die mein Bruder eingegangen ist, und zuverlässiger, als er es getan hätte. Und wenn die Zeit reif ist, werde ich Euch und London ziehen lassen. Solltet Ihr jedoch nicht mit mir kommen, wird er sterben.«
    Ich warf dem Hauptmann einen flehenden Blick zu. »Helft uns, Cannan.«
    Er kam heran mit undurchdringlicher Miene, während er die
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