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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit
Autoren: K Pflieger
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Carissimas Leib bildete und ihre Haut ihren Glanz verlor, während er verzweifelt überlegte, was er gegen Kindel unternehmen sollte. Im Kämpfen war er ein Versager; verletzte sich selbst gewöhnlich stärker als seinen Gegner. Ich will noch nicht sterben! Scharf sog er die Luft ein und wappnete sich für Kindels Angriff. In dem Moment, in dem dieser sich auf ihn stürzte, schleuderte Icherios ihm den Rest des Pulveris vestigii ins Gesicht. Geblendet schrie Kindel auf. Der junge Gelehrte rannte zu dem Regal mit den verschiedenen Tinkturen und Pulvern. Ihm blieb nur wenig Zeit. Kindel stöhnte und rieb sich die roten, tränenden Augen. Sein Dolch fuhr ziellos durch die Luft.
    Mit zitternden Fingern mischte Icherios verschiedene Reagenzien miteinander, schnappte sich eine alte, rostige Spritze und hastete, während er die Tinktur mit ihr aufzog, zur anderen Seite des Raumes, um möglichst viel Abstand zwischen sich und Kindel zu bringen. Mit dem Rücken an die feuchte Wand gepresst, verbarg Icherios die Spritze in den überlangen Ärmeln seines Hemds und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Er durfte jetzt nicht versagen!
    Kindel wischte sich noch einmal über die Augen, dann endlich konnte er wieder sehen. Sein Blick schweifte suchend durch den Raum, bis er Icherios sah. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer hasserfüllten Fratze, während er langsam auf ihn zuschritt.
    Icherios sammelte seinen ganzen Mut. Er musste Kindel nah an sich heranlassen, um ihn mit der Spritze erreichen zu können. Tränen stiegen ihm in die Augen, doch er blinzelte sie weg, bevor er sich mit einem Aufschrei auf den jungen Mann stürzte. Kindel war zu überrascht, um mit seinem Dolch zielen zu können, sodass die Klinge nur in Icherios Schulter fuhr, als sie gemeinsam zu Boden stürzten.
    Trotz des stechenden Schmerzes, der Icherios den Atem raubte, rammte er die Nadel in Kindels Hals und drückte den gesamten Inhalt des Kolbens in dessen Blutbahn. Kindel schrie auf und warf sich auf Icherios, sodass dieser unter ihm lag. Für einen Moment legte sich ein schwarzer Schleier über seine Augen, ein Zittern lief durch seinen Körper. Dann lachte er: »Arsen«. Er packte Icherios’ Kopf und schmetterte ihn auf den Boden.
    Für mehrere, schmerzhafte Atemzüge verschwand die Welt vor den Augen des jungen Gelehrten.
    »Über die Wirkung dieses Mittels bin ich schon lange erhaben.« Kindel hielt einen Moment inne. Dann gab er Icherios eine grobe Ohrfeige. »Wacht auf! Es ist Zeit zu sterben.« Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der junge Gelehrte wieder bei Bewusstsein war, holte er mit dem Dolch aus. Doch in dem Moment, als er die Klinge in Icherios’ Herz rammen wollte, verkrampfte sich sein ganzer Körper. Ein gurgelnder Laut schwemmte weißen Schleim aus seinem Mund, seine Augen färbten sich in blutigem Rot. Der Dolch fiel aus seinen zuckenden Fingern, und er brach über Icherios zusammen.
    Zitternd stieß der junge Gelehrte ihn von sich. »Nicht erhaben genug, um Silber zu widerstehen.« Er presste seine Hand auf die blutende Schulter und wartete, bis sich sein rasendes Herz beruhigt hatte, bevor er sich vergewisserte, dass von Kindel keine Gefahr mehr ausging. Dessen blutige Augen starrten überrascht ins Leere.
    Dann wandte er sich Carissima zu. Sie lag gekrümmt und Blut spuckend auf dem Boden. Sie schrie auf, als er das Metallrohr mit einem Ruck aus ihr herausriss. »Das wird schon wieder«, gurgelte sie.
    Icherios’ Verstand sagte ihm, dass er sie nicht getötet hatte. Es war kein Silber gewesen. Seine Gefühle hingegen spielten verrückt. Es schmerzte ihn, sie so leiden zu sehen. Erschöpft setzte er sich auf den Boden und bettete ihren Kopf in seinem Schoß. Sein Blick fiel auf Maleficium. Die Ratte saß mitten in der violetten Flüssigkeit und leckte die Tinktur auf. Seine Augen glühten in dunklem Purpur.

40
    Abschied
    G
    E inige Nächte später stand Icherios kurz vor Morgengrauen vor der Kutsche, die ihn nach Dornfelde gebracht hatte. Während Renfin seine Koffer auflud, ging er mit Carissima in den Schatten einer Häuserwand. Das Monstrorum Noctis hielt er fest umklammert. Sohon hatte ihm zum Dank die vollständige Ausgabe aus seiner Bibliothek geschenkt. Das Lunalion, das sie in Kindels Unterschlupf gefunden hatten, hat er in seine geheime Bibliothek aufgenommen, bis er einen sicheren Aufbewahrungsort dafür finden würde.
    Die Wunden durch die Nadeln hatten den Vampir geschwächt und ihn gezwungen, mehrere Tage im Bett zu
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