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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit
Autoren: K Pflieger
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anderen zu achten, stürmte er nach draußen, doch bereits nach wenigen Schritten holten ihn der Vampir und der Werwolf ein.
    Sohon schüttelte den Kopf. »Warum er? Warum tut er das?«
    »Rache«, stieß Icherios zwischen zwei Atemzügen hervor. »Maribelle hat versucht, es mir zu sagen.«
    »Maribelle?« Im Gegensatz zu dem jungen Gelehrten merkte man Rabensang die Anstrengung des Rennens nicht an. »Aber die war doch verrückt?«
    »Nur verwirrt, weil sie den Mord an ihrer Mutter mit ansehen musste. Kolchin hat mir erzählt, dass Lorettas Mutter nicht glücklich war mit der Heirat. Aus ihrem Tagebuch geht hervor, dass Arken sie vergewaltigt hat und dann zur Hochzeit zwang.« Icherios drückte sich die Seite mit der Hand. Es stach, als würden ihn tausend Nadeln drangsalieren.
    »Ihr habt Annas Tagebuch gefunden?« Sohon nahm keine Rücksicht auf Icherios’ zunehmende Erschöpfung, sondern beschleunigte das Tempo noch weiter.
    Icherios nickte. »Ich fand es bei Kindels Unterlagen. Anna hatte einen Geliebten. Als sie schwanger wurde und Arken davon erfuhr, ließ er sie das Kind gebären und brachte sie danach um.«
    »Sie starb doch bei der Geburt!«, wandte Sohon ein. Er konnte nicht glauben, dass sich Derartiges unter seinen Augen abgespielt hatte.
    »Zumindest verbreitete Arken das Gerücht, und die Hebamme starb kurze Zeit später bei einem angeblichen Unfall. Maribelle musste mit ansehen, wie ihr Vater die eigene Mutter tötete. Das schockte ihren kindlichen Geist so sehr, dass sie sich in sich selbst zurückzog.« Beim Anblick des steilen Pfads, der zum Schloss führte, blieb Icherios schwer atmend stehen und ging in die Knie. »Arken hatte von nun an Angst, dass sie wieder zu Verstand kommen könnte, brachte es aber nicht fertig, sein eigenes Fleisch und Blut zu töten. Deshalb strafte er sie mit Missachtung. Das neugeborene Kind schickte er fort und holte es Jahre später als angebliche Waise nach Dornfelde zurück. Kindel.«
    »Dann ist Kindel Lorettas Halbbruder?« Rabensang trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. In die einfache Welt eines Werwolfs wollten solche Pläne und Intrigen nicht passen.
    »Ja, und der Bürgermeister rächte sich an seiner Frau, indem er ihren Sohn, den einzigen, den sie je in Liebe empfangen hatte, schlecht behandelte. Kindel erfuhr irgendwann von seiner wahren Herkunft. Ich habe in seinem Arbeitszimmer Annas Tagebuch gefunden, in dem sie von ihrer Schwangerschaft schrieb. Den Namen ihres Liebhabers erwähnte sie nicht. Dessen Identität wurde mir erst klar, als ich Lynnart Kolchin fand, der zusammen mit seiner Familie auf so bestialische Weise ermordet wurde. Der Mörder muss also einen tiefsitzenden Hass auf ihn verspüren, der vermutlich dadurch ausgelöst wurde, dass Kindel herausfand, dass Kolchins Vater eine Affäre mit Anna hatte. Kindel ist somit Maribelles, Lorettas und Lynnarts Halbbruder. Aus Rache brachte Arken später Lynnarts Vater um. Vielleicht beherrschte ihn auch die Angst, dieser könne Nachforschungen über den Tod seiner Liebsten anstellen.«
    »Aber wie konnte er aus dem Tagebuch entnehmen, dass er der Sohn ist?«, fragte Rabensang.
    »Ich fand verschiedene Rechnungen, mit denen ich bisher nichts anfangen konnte. Zahlungen an eine Bauernfamilie, die nach Kindels Ankunft in Dornfelde bei einem Brand umkam. Die Hebamme erhielt ebenfalls einen deutlich höheren Betrag, als angemessen gewesen wäre. Kindel hatte viel Zeit, um Nachforschungen anzustellen. Vermutlich trieb ihn zuerst nur Neugier. Dann stieß er auf die Wahrheit. Sobald er von seiner Herkunft wusste, plante er seine Rache. Er ist intelligent, und durch seine Arbeit als Gehilfe konnte er heimlich im Namen des Bürgermeisters Bücher bestellen.« Der junge Gelehrte richtete sich auf und begann den Aufstieg mit zittrigen Beinen. »Ich wunderte mich über die große Anzahl verschiedener wissenschaftlicher Werke. Ich vermute er las auch alchemistischen Arbeiten, verbarg sie aber, nachdem er mit den Morden begann. Sein Plan ist einfach. Er will aus Rache und aus materiellen Gründen Arken und seine Töchter aus dem Weg schaffen. Ich gehe davon aus, dass wir im Arbeitszimmer des Bürgermeisters irgendwo ein Testament von Annas Eltern finden werden, das sämtlichen Besitz nur der Blutlinie ihrer Tochter hinterlässt. Nach dem Tod seiner Verwandten kann Kindel seine Herkunft beweisen und das Erbe beanspruchen.«
    Sohon nickte. »Ich kenne diese Verfügung.«
    Icherios dachte an Loretta. Ob sie den
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