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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit
Autoren: K Pflieger
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Stunden passieren könnte. Der Fürst öffnete die Tür zum Gang und gab einem vorbeieilenden Vampir Anweisungen, dann wandte er sich an Icherios. »Holen Sie alles, was Sie für die Unternehmung brauchen. Wir treffen uns in einer halben Stunde im Hof.« Er blickte an Icherios feinen Stoffkleidern herunter und runzelte die Stirn, als er die dünnen Schuhe sah. »Ziehen Sie sich etwas Robustes an.«
    Icherios fühlte sich wie ein kleines Kind, dem die Mutter vorschrieb, was es zur Schule anziehen sollte. Trotzdem eilte er zu seinem Kleiderkoffer. Er hatte noch keine Zeit gefunden auszupacken. In seinen Gedanken sammelte er bereits die verschiedenen Pulver und Tinkturen, die er mitnehmen wollte. Dies Mal würde er auch Seil, Fackel und Messer nicht vergessen.

39
    Menschenjagd
    G
    Der dicke Beutel mit dem Staub ruhte vor ihnen auf dem Tisch im Amtszimmer des Bürgermeisters.
    »Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn ich ihn verteile«, erklärte Icherios. »Die Anleitung besagt nur, dass es der Auffindung von Personen dient.«
    Rabensang knurrte ungeduldig. Die Aufregung brachte den Wolf in ihm zum Vorschein. Icherios griff in den Beutel. Das Pulver besaß die Konsistenz des Mehles, aus dem es gemacht war, aber es hatte einen grünlichen Schimmer angenommen und roch nach Moos, das auf feuchten Steinen wuchs.
    Ihnen blieben noch drei Stunden bis zum Sonnenuntergang. Icherios warf den Staub in die Luft. Zuerst rieselte er wie normales Mehl zu Boden, doch dann verdichtete es sich und legte eine gebogene Linie zur Zimmertür. In Rabensang erwachte der Jagdeifer. »Es zeichnet Kindels Weg nach. Nützliches Zeug. Wir müssen es nur verteilen, wann immer wir die Spur zu verlieren drohen.«
    Dann machten sie sich auf den Weg. Im hellen Licht der Sonne war die Mehlspur schwerer zu erkennen. Trotzdem kamen sie recht zügig voran. Wie erwartet führte der Weg zur Wettereiche, einem uralten, riesigen Baum an der Grenze zum Wald. Um den Stamm befand sich ein runder, grob gesägter Holztisch. Baumstümpfe dienten als Stühle. Unter der Eiche zeichnete der Staub ein wirres Muster auf die dunkle Erde.
    »Hier hat er meine Schwester überwältigt.« Sohons Finger umklammerten den Tisch so fest, dass ein Stück herausbrach.
    Ein leichter Wind kam auf und wehte ihnen trockenes Laub entgegen, das unter ihren Füßen knisterte, als sie den Berg umrundeten. Sie drangen in den Wald ein, dann begann der Anstieg zum Gipfel. Schließlich kamen sie zu einem kleinen, grasbewachsenen Plateau. Regenwasser plätscherte die Wände hinunter. Am hinteren Ende wuchs ein dichter Teppich aus wildem Wein und Efeu empor. Heidelbeerbüsche säumten das Plateau. Die Spur führte geradewegs auf die Wand zu. Im ersten Moment fürchtete Icherios, einen Fehler bei der Zubereitung des Spurenstaubes begangen und wertvolle Zeit vergeudet zu haben. Doch Sohon ließ sich nicht beirren. Zügig schritt er zur Wand und schob die Ranken zur Seite. Darunter kam eine in die Wand eingelassene, alte Holztür zum Vorschein. »Der Mistkerl weiß mehr über die Feste als ich«, fluchte er.
    »Glaubt Ihr, der Gang führt bis zur Burg?« Rabensang fühlte sich sichtlich unwohl bei dem Gedanken, wieder in die Katakomben hinabsteigen zu müssen.
    Sohon nickte. »Wohin sollte er sonst führen? Vermutlich gab es einen Fluchtweg aus dem alten Schloss. Kindel hat ihn entdeckt. Wir brauchen eine Fackel für den Inspektor. Ich werde sie holen, ich bin am schnellsten im Dorf und wieder zurück.«
    »Ich habe eine.« Icherios nahm seinen Rucksack herunter. Ein stolzes Lächeln spielte um seine Lippen. Endlich fühlte er sich nicht nutzlos.
    »Ich muss wohl vorangehen«, brummte Rabensang. Dann riss er die Tür auf. Er wartete nicht auf die anderen, bevor er den ersten Schritt ins Dunkle wagte.
    Der Gang führte in den Berg hinein. Es handelte sich um einen grob in den Stein geschlagenen Tunnel, der gerade einmal einer Person Platz bot. Rabensang musste sich bücken und fluchte mehr als ein Mal, als sein Kopf gegen einen Felsvorsprung stieß. Das Licht der Fackel durchdrang die Dunkelheit nur wenige Meter, danach war nur Finsternis. Ab und an hörte man Steine fallen und Wasser tropfen, aber der Ursprung der Laute blieb im Dunklen verborgen.
    Immer wieder kamen sie zu Abzweigungen, an denen Icherios neuen Staub in die Luft warf und darauf hoffte, dass der Zauber nicht versagte. Je weiter sie gingen, desto abgestandener roch die Luft. In Icherios machte sich Angst vorm Ersticken breit. Er
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