Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit
Autoren: K Pflieger
Vom Netzwerk:
Ende eine dunkelviolette Flüssigkeit in einen Kolben tropfte. Daneben stand Kindel. Carissima kniete vor ihm, während er eine silberne Klinge an ihre Kehle hielt. Die Vampirfrau war mit dicken Eisenketten gefesselt und wies mehrere blutende Verletzungen auf. Icherios wusste nun, wer geschrien hatte.
    »Ihr kommt zu spät.«
    Icherios fühlte sich verloren. Sohon lag ohnmächtig und blutend hinter ihm. Er musste sich allein dem Mörder stellen. Carissimas Augen waren vor Schreck geweitet. Ihr Blick war auf ihren reglos am Boden liegenden Bruder gerichtet. Icherios suchte die Wände nach einem Hilfsmittel ab, aber außer Regalen voller Bücher, kleinen Fläschchen, Beuteln, medizinischen und alchemistischen Geräten war nichts zu sehen. Dann fiel sein Blick auf einen Athanor, einen alchemistischen Ofen, der neben ihm an der Wand stand. Daneben lehnte ein langes, dünnes Metallrohr.
    »Nehmt Euren Rucksack ab, und werft ihn zur Seite«, forderte Kindel ihn auf. Er zerrte Carissima auf die Beine.
    Icherios befolgte die Anweisung betont langsam. »Warum habt Ihr Maribelle und Loretta getötet?« So unsinnig es ihm auch schien. Er wollte Zeit schinden in der Hoffnung Rettung würde kommen. »Ihr scheint mir niemand zu sein, der wert auf materielle Dinge legt.«
    Kindel lachte. »Ihr wollt also vor Eurem Tod noch die Wahrheit hören? Warum auch nicht? Sie verdienten zu sterben. Ihr Vater sollte leiden. Er brachte meine Mutter um und behandelte mich wie Abschaum. Er sollte sehen, wie seine Blutlinie erlischt.«
    »Sie haben Euch nichts getan!«
    »Sie hatten eine Familie!«, schrie Kindel. Die Klinge an Carissimas Kehle ritzte ihre Haut. Ein feiner Blutfaden rann ihren Hals herab.
    »Ihr braucht uns nicht zu töten. Mit der Tinktur werdet Ihr unbesiegbar.«
    Kindel nickte anerkennend. »Ihr habt es also herausgefunden. Vielleicht werde ich Euch am Leben lassen, aber diese Hure wird sterben.«
    Icherios bewunderte Carissima für ihren Mut. Sie zuckte nicht, als das Metall tiefer in ihr Fleisch schnitt. »Sie hat Euch doch nichts getan.«
    »Sie verweigerte mir die Unsterblichkeit. Ich hörte, wie sie Calan von meiner Verwandlung abriet, während sie gleichzeitig das Bett mit mir teilte. Sie ist eine verräterische Hure.«
    Icherios wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Kindel würde nicht zögern, Carissima zu töten. Das Elixier war so gut wie fertig. Nur noch wenige Tropfen fehlten. Ihm fiel das Metallrohr wieder ein. Wenn er Kindel ablenken könnte, würde es ihm vielleicht gelingen, ihn damit zu schlagen. Als Kindel von einem Zischen in der Apparatur einen Moment abgelenkt war, glitt Icherios Hand in seine Westentasche und holte Maleficium hervor. Er ließ das Tier auf den Boden fallen und hoffte, dass die Ratte sein Handzeichen verstand. In vielen langen Nächten hatte Icherios sich bemüht, dem kleinen Nager verschiedene Befehle beizubringen. Jetzt hing es davon ab, ob Maleficium sie beherrschte. Kindel hatte von dem Vorgang nichts bemerkt. Während Maleficium unbeobachtet die Wand entlang huschte, fuhr er in seiner Rede fort. »Es ist Schade. Wir hätten Freunde werden können.«
    Icherios schüttelte den Kopf. »Eure wahre Natur wäre früher oder später zutage getreten.«
    Kindel lachte traurig. »Wer weiß schon, wie ich wirklich bin. Wäre meine Mutter nicht gestorben …« In dem Moment erklang das Klirren von Glas. Ein Kolben fiel aus dem Regal hinter Kindel und zersprang. Es war zwar nicht Maleficiums Auftrag gewesen, aber die Ablenkung funktionierte. Kindel fuhr erschrocken herum. Icherios nutzte die Gelegenheit, um das Metallrohr zu packen und auf Kindel loszustürmen. Dieser hörte das Geräusch, drehte sich um und hielt Carissima wie ein Schutzschild vor sich. Doch Icherios ließ sich nicht beirren. Er hatte nur diese eine Chance. Bevor Kindel Zeit hatte, Carissimas Kehle aufzuschlitzen, holte Icherios aus und stieß das Rohr mit aller Kraft durch Carissimas weichen Vampirleib, aber Kindel konnte noch rechtzeitig zur Seite springen, sodass das Metall nur seine Schulter ritzte. Carissima stürzte auf den Tisch und riss ihn mitsamt Apparatur zu Boden. Das Bersten von Glas und Klirren von Metall erklang.
    »Meine Tinktur!«, schrie Kindel. Einen Moment starrte er fassungslos auf die zersplitterten Gefäße, dann flackerte der Wahnsinn in seinen Augen auf, und er zog einen Dolch aus seinem Stiefel, dessen Klinge gefährlich glänzte.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Icherios, wie sich eine Blutlache um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher