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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
Autoren: Brandon Sanderson
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sie selbst von ihm getrennt hatten.
    Bastille hob das Schwert ihrer Mutter. Keine Ahnung, wo sie das herhatte. Ich weiß nicht einmal, wie sie in den Saal gekommen war. Sie hatte auch ein Paar Kriegerlinsen aufgetrieben, doch ich erkannte an ihrer Haltung, dass sie immer noch erschöpft war. Gegen die hünenhafte Gestalt des Ritters mit seiner silbernen Rüstung und dem siegessicheren Grinsen wirkte sie winzig.
    »Was soll das?«, fragte Archedis. »Du kannst es nicht mit mir aufnehmen.«
    Bastille erwiderte nichts.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass dir die Ritterwürde verliehen wurde«, sagte Archedis. »Verdient hattest du sie eigentlich nicht. Das war alles nur Taktik, um den alten Smedry zu töten.«
    Um den alten Smedry zu töten … Natürlich! Bastille und ich hatten vermutet, dass jemand ihr oder vielleicht auch ihrer Mutter schaden wollte. Wir hatten gar nicht bedacht, dass Bastille Grandpa Smedry als Leibwache zugeteilt war.
    Es war gar keine Intrige gegen sie gewesen, sondern eine Taktik, um meinen Großvater loszuwerden. (Falls ihr euch wundert: Nein, ich konnte nicht hören, was dort unten gesprochen wurde. Aber jemand hat es mir später erzählt. Also gebt Ruhe.) Ich kämpfte mich weiter durch die Menge, um zu ihr hinunterzukommen. Alles passierte so schnell. Seit Archedis aufgestanden war, waren erst wenige Sekunden vergangen (auch wenn es in diesem Buch schon zwei Seiten her ist).
    Ich konnte nur zusehen, wie Bastille mit hängenden Schultern das Schwert ihrer Mutter hob. Sie wirkte müde und unsicher auf den Beinen.
    »Ich bin der beste Schwertkämpfer aller Zeiten«, sagte Archedis. »Meinst du etwa, du hast eine Chance gegen mich?«
    Bastille blickte auf. Da sah ich hinter ihrer Müdigkeit, ihrem Schmerz und ihrem Kummer noch etwas anderes: Stärke.
    Sie griff an. Kristall traf auf Kristall. Der Klang war irgendwie melodischer als der von Stahl auf Stahl. Lachend drängte der viel stärkere Archedis Bastille zurück.
    Sie ging erneut auf ihn los.
    Ihre Schwerter trafen klirrend aufeinander, immer wieder. Wie zuvor schlug Archedis Bastille zurück.
    Sie griff erneut an.
    Dann noch einmal.
    Und noch einmal.
    Jedes Mal schwang sie ihr Schwert ein bisschen schneller. Jedes Mal klirrten die Klingen etwas lauter. Jedes Mal war ihre Haltung ein bisschen entschlossener. Sie kämpfte und ließ sich nicht unterkriegen.
    Archedis hörte auf zu lachen. Seine Miene wurde ernst, dann zornig, während Bastille wieder und wieder auf ihn losging. Ihr Schwert wurde zu einem blitzenden Wirbel. Die Kristallklinge brach das Licht, das durch die Fenster hereinfiel, und funkelte in allen Farben.
    Und dann begann Bastille Archedis tatsächlich zurückzudrängen.
    Nur wenige Leute außerhalb von Crystallia haben schon zwei Crystin gegeneinander kämpfen gesehen. Die fliehende Menge wurde langsamer. Die Leute drehten sich um. Die Bibliothekarsschläger hörten auf, nach Himalaya und Folsom zu schlagen. Selbst ich hielt inne. Wir verfielen alle in ein ehrfürchtiges Schweigen. Und im Saal, in dem gerade noch ein wildes Chaos geherrscht hatte, wurde es so still wie in einem Konzertsaal.
    Wir waren ein Publikum, das einem Duett zuschaute. Einem Duett, bei dem die Geiger versuchten, sich gegenseitig die Geigen in den Hals zu rammen.
    Der große, kräftige Ritter und das zierliche Mädchen umkreisten einander. Ihre Schwerter schlugen wie in einem vorgeschriebenen Rhythmus aufeinander. Es sah wunderschön aus, wie sie das Licht reflektierten. Als würden zwei Leute versuchen, einander mit Regenbogen zu töten.
    Eigentlich konnte Bastille diesen Kampf nicht gewinnen. Sie war kleiner, schwächer und völlig erschöpft. Doch jedes Mal, wenn Archedis sie umwarf, rappelte sie sich wieder auf und griff ihn noch wilder und entschlossener an. Ihr Vater, der Hochkönig, stand etwas abseits und beobachtete sie mit ehrfürchtigem Erstaunen. Zu meiner Überraschung sah ich sogar ihre Mutter die Augen öffnen. Draulin sah verwirrt und krank aus, aber sie schien zumindest das Bewusstsein wiederzuerlangen.
    Archedis machte einen Fehler. Er stolperte leicht gegen einen am Boden liegenden Bibliothekarsschläger. Das war die erste Unsicherheit, die ich bei ihm gesehen hatte, aber das spielte keine Rolle. Bastille ging sofort auf ihn los, schlug ihr Schwert mit aller Kraft gegen seines und zwang ihn, aus seiner ungünstigen Position zurückzuweichen.
    Mit verblüffter Miene stolperte Archedis rückwärts und fiel auf seinen gepanzerten Hintern.
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