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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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riesiges, massiges Tier, das - hätte es nicht diese enormen vorspringenden Stoßzähne gehabt - wie ein zu groß geratener Elefant aussah, trottete langsam Richtung Osten, gefolgt von vier Weibchen und deren Jungen. Er war keineswegs der erste seiner Rasse, der sich über die Brücke schleppte, gleichwohl zählte er zu den interessantesten, denn was er in seinem Leben erfahren musste , spiegelt das gewaltige Abenteuer, in das die Tiere seiner Zeit verwickelt waren, wider.
    Es war ein Mastodon, und wir werden es im weiteren Verlauf auch bei diesem Namen nennen, denn er war ein Vorfahr jener edlen, massigen Tiere, die Alaska durchstreiften. Offensichtlich war er ein eine Million Jahre älterer Vetter des Elefanten. Sein Stoßzahn war größer, die vorderen Schultern lagen tiefer, seine Beine waren kräftiger, und sein Körper war, deutlich sichtbar, mit Haaren bedeckt. In seinem Verhalten war er dem Elefanten jedoch ähnlich, er suchte dasselbe Futter, und beide erreichten dasselbe Alter.
    Als er die Landbrücke überquerte - zwischen Asien und Alaska lagen kaum mehr als 100 Kilometer war Mastodon vierzig Jahre alt, seine Lebenserwartung betrug gute siebzig Jahre, vorausgesetzt, es gelang ihm, von den grausamen Säbelzahntigern, die das Mastodonfleisch besonders schätzten, verschont zu bleiben. Seine vier Weibchen waren um einiges jünger als er und hatten, wie im Tierreich üblich, eine höhere Lebenserwartung.
    Als die neun Mastodonten in Alaska ankamen, fanden sie vier Landschaften vor, die sich radikal voneinander unterschieden und die sie auch aus der Region in Asien, aus der sie gerade gekommen waren, nicht kannten.
    Hoch im Norden, am arktischen Ozean, verlief ein dünner Streifen arktischer Wüste, ein kahler, schrecklicher Landstrich; Treibsand, ein Boden, auf dem kaum etwas Essbares wuchs. Während der zwölf Winterwochen, wenn die Sonne nicht einmal schien, lag er unter einer dünnen Schicht Schnee, der sich nicht zu hohen Verwehungen ansammelte, sondern von den heftigen Winden über die kahle Landschaft dahingepeitscht wurde, bis er sich hinter einem Kamm oder einem Felsen ablagerte.
    Weil keiner seiner Rasse in dieser Wüste überleben würde, schreckte Mastodon instinktiv vor dem hohen Norden zurück, wonach ihm noch drei weitere Gebiete zur Erkundung übrigblieben, die lohnender ausfallen sollten. Gleich südlich der Wüste gelegen und verschiedentlich in sie übergehend, erstreckte sich ein zweiter relativ schmaler Streifen, eine Tundra, der Erdboden 20 bis 40 Zentimeter tief das ganze Jahr über gefroren, aber reich an pflanzlichem Leben, wenn der Mutterboden einmal trocken genug war, um Wachstum zu ermöglichen. Hier gab es saftige Flechten und an Nährstoffen reiche Moose im Überfluss und gelegentlich sogar einen niedrig wachsenden Busch mit Zweigen, die widerstandskräftig genug waren, Blätter hervorsprießen zu lassen. Richtige Bäume wuchsen hier natürlich nicht, die Sommer waren zu kurz, als dass sie blühen oder Äste sich hätten entwickeln können, und das bedeutete, dass sich Mastodon und seine Familie während der langen Sommer, wenn das Pflanzenwachstum durch das immerwährende Tageslicht angeregt wurde, von der Tundra ernähren konnten, dass sie aber bei Anbruch des Winters unbedingt weiterziehen mussten .
    Somit blieben zwei fruchtbare, zwischen den Gletschern im Norden und denen im Süden gelegene Gebiete übrig. Das erste war eine herrliche, einladende Landschaft, die große Steppe Alaskas, ein Gebiet, in dem saftige Wiesen die meiste Zeit des Jahres über hoch wuchsen und das selbst in schlechten Jahren noch Nahrung hergab. In der Steppe wuchsen zwar keine hohen Bäume, aber an einigen abgelegenen, vor dem versengenden Wind geschützten Stellen hatte niedriges Buschwerk Wurzeln geschlagen, vor allem die Zwergweide, deren Blätter Mastodon besonders gern erntete. Bei großem Hunger brach er mit seinen starken Stoßzähnen auch schon mal die Borke der Weide ab, und manchmal stand er stundenlang mitten zwischen den Weiden, erntete die Bäume ab, aß ein Stück Rinde und suchte dann unter den niedrigen Ästen etwas Schatten, um sich vor der starken Hitze des Sommers zu schützen.
    Das vierte Gebiet, das ihm schließlich offenstand, war größer als die anderen, denn in jenen Jahren herrschte in Alaska ein vorwiegend mildes Klima, das das Wachsen und Gedeihen von Bäumen in Gebieten begünstigte, die vorher kahl waren und es auch wieder sein würden, wenn die Temperaturen fielen. Jetzt
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