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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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die Höhe des Meeresspiegels oder noch darunter niedergedrückt wurde.
    Wenn sich in einer anderen Region der Erde, auf einer Hochebene, diese enormen Eismassen angehäuft hätten, wäre eine große und sich langsam ausbreitende Eiskappe die Folge gewesen, aber da die Erdoberfläche aufgrund ihrer mit so viel brachialer Gewalt verbundenen Entstehung unregelmäßig war, Berge und Täler vorherrschten, bewegten sich die Eismassen, die auf Abhängen lagerten, unter dem Einfluss der Schwerkraft langsam abwärts auf niedrigere Höhenlagen zu. Das Gewicht war so groß, dass sie dabei Schutt aus Sand, Kies, Steinen und nicht selten auch gigantischen Felsbrocken mit sich rissen.
    Doch die Gletscher konnten sich nicht auf ewig fortbewegen; wenn sie in niedriger gelegene und wärmere Landstriche vordrangen, begannen ihre Enden zu schmelzen, und es bildeten sich mächtige Wasserläufe, die Eis, Schlick und Felsbrocken mit sich führten. Diese Gletscherflüsse waren milchig weiß , nur die mitgeführten Steine verliehen ihnen ein paar Farbtupfer, und wenn sie ihre Last im Meer abluden, bildete sich aus dem Geröll des schmelzenden Eisfeldes neues Land.
    Wenn das Tal, durch das der Gletscher heranrückte, bis an die Küste reichte, schob sich die alles überragende Wand aus Eis bis an den Rand des Ozeans, wo Fragmente des Gletschers, manchmal so groß wie Kathedralen, manchmal noch größer, mit ohrenbetäubendem Getöse abbrachen. Meilenweit hallte es durch die Stille, wenn der abgespaltene Eisberg in den Ozean krachte, wo er monate-, manchmal jahrzehntelang als unabhängige Insel umhertrieb. Dort erst entwickelte er seine majestätische Schönheit, wenn das Sonnenlicht auf seinen haushohen Türmen glitzerte, Wellen den Berg am Fuß umspielten und die vorbeifliegenden Urvögel ihn grüßten.
    Im Laufe der Zeit schmolzen die Eisberge, gaben das Wasser an den Ozean ab, das von vorbeiziehenden Wolken aufgenommen, landeinwärts getragen und dort als Neuschnee auf dem stetig anwachsenden Eisfeld, das die Gletscher speiste, abgelagert wurde. Normalerweise bestand zwischen dem Prozess der Schneeformation und seiner Auflösung, wenn er wieder zu Wasser schmolz, eine Art Balance, so dass die Eisfelder nicht in Gebiete eindringen konnten, die üblicherweise nicht eisbedeckt waren. In der Periode jedoch, die man später die Eiszeit nannte, wurde diese Balance zerstört, und es entstand mehr Eis, als sich durch Schmelzen wieder auflösen konnte. Wodurch dieses Ungleichgewicht verursacht wurde, dieses Rätsel hat die Gelehrten jahrhundertelang fasziniert.
    Eine neue, verführerische Theorie besagt, dass sich erst in der jüngsten Vergangenheit und in drei bislang unerklärlichen Zyklen von etwa 10 0 . 000 , 4 1 . 000 und 2 2 . 000 Jahren Perioden extensiver Vergletscherung in Europa und Nordamerika abgelöst haben. In diesen Abständen begann sich das Eis anzuhäufen und auszudehnen und Gebiete abzudecken, die Jahrtausende lang frei von Eisfeldern und Gletschern gewesen waren. Die Ursachen sind natürlicher Art, und man wird sie mit der Zeit erkennen; ja, es gibt schon jetzt Science-Fiction -Autoren, die davon träumen, dass man diese Prozesse eines Tages beherrschen kann, so dass sich zukünftige Eiszeiten nicht so weit südlich nach Europa und Nordamerika ausdehnen, wie sie das in der Vergangenheit getan haben.
    Obwohl sich mit der Zeit eine dauerhafte Eiskappe bildete, die den Südpol bedeckte, der ein Landkontinent war, entstand am Nordpol, einem Meer, keine. Die Gletscher, die Nordamerika bedeckten, stammten aus Eiskappen in Kanada; diejenigen, die Europa überzogen, aus den skandinavischen Ländern, und die auf Russland kamen aus Gebieten in der Nähe der Barentssee. Und weil die Eiswanderung in Nordamerika hauptsächlich Richtung Süden verlief, hat Alaska nie unter einer massiven Eisschicht gelegen. Es erwarb sich den Ruf, ein kaltes, ödes Land zu sein, bedeckt mit Eis und Schnee, tatsächlich aber hat es im Laufe der Jahrtausende nicht so viel Eis gesehen wie Connecticut zum Beispiel oder Massachusetts und New York.
    Auch wenn Alaska davon verschont blieb, von dem ungeheuren Gewicht der zu Eis gefrorenen Wassermassen erdrückt zu werden, gab es doch Übergriffe von vereinzelten Gletschern, die selber zu Bergen von beachtlicher Größe herangewachsen waren. Während einer der kürzeren Eiszeiten bedeckte im nördlichen Teil des Landes ein eisiger Finger die Brookskette, schnitt Berge heraus, verschob andere und hob wunderschöne
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