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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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wir davon ausgehen, dass in ferner Zeit, vielleicht in zwanzigtausend Jahren, Alaska wieder über die historische Landbrücke mit Asien verbunden sein wird, während der Verkehr zu Lande mit dem Rest der Vereinigten Staaten unterbrochen sein wird.
    Und da die großen Kontinentalplatten der Erde niemals zum Stillstand kommen, kann man erwarten, dass sich noch weitere Formationsgruppen an Alaska angliedern, allerdings werden diese wohl erst, wenn überhaupt, in einigen Millionen Jahren auftauchen. Ein Ereignis in der Zukunft wird auf jeden Fall Geschichte machen, vorausgesetzt, es leben dann noch Menschen, die davon berichten können.
    Los Angeles liegt heute etwa 3 . 000 Kilometer südlich von Zentralalaska, und da sich die Stadt langsam Richtung Norden zubewegt und der Sankt-Andreas-Graben unaufhaltsam mitschliddert, wird die Stadt am Ende ein Teil Alaskas werden. Wenn sie auf ihrer Wanderung jährlich nur 5 Zentimeter zurücklegt, und das ist oft der Fall, wird Los Angeles in etwa sechsundsiebzig Millionen Jahren vor der Küste von Anchorage ankommen, was genau der Zeitraum war, den die anderen Formationsgruppen aus dem Süden benötigten, um in ihre neue Lage an dem angestammten Kernland vorzurücken.
    Alaska also muss als ein Land angesehen werden, das sich durch zwei Merkmale auszeichnet: landschaftliche Schönheit, aber auch unversöhnliche Feindseligkeit. Sein kompliziertes Mosaik aus unterschiedlichsten Formationsgruppen birgt erhabene Berge und unvergleichliche Vulkane und Gletscher, die ersten Siedler der Frühzeit jedoch hieß dieses Land nicht willkommen. Die Tiere und Menschen, die in dieses Gebirge kamen, mussten sich äußerster Kälte, großen Entfernungen und kärglichen Nahrungsvorkommen anpassen, so dass die Männer und Frauen, die überlebten, immer einen ganz besonderen Menschenschlag darstellten: verwegen, heldenhaft und gewillt, den starken Winden, endlosen Nächten und eiskalten Wintermonaten zu trotzen und sich immer wieder auf die mörderische Suche nach Nahrung zu begeben.
    Alaska hat in der kleinen Menschenschar waghalsiger Männer und Frauen, die dieser Herausforderung trotzten, immer die besten Kräfte geweckt. Diejenigen aber, die dem Überlebenskampf nichts abgewinnen konnten oder die sich den harten Regeln nicht unterwerfen wollten, empfanden das bitterkalte Land als abstoßend und ergriffen, wenn sich die Möglichkeit bot, die Flucht, bevor das Land sie umbrachte.
    Die Zahl der Siedler war nie sehr groß, in der eisigen Tundra der Nordsenke wagten es nur ein paar tausend, den Unbilden der Witterung zu trotzen; nur wenige konnten sich dem radikalen Klimawechsel in den großen Tälern zwischen den Bergketten anpassen, aber auch in den klimatisch gemäßigteren Enklaven und auf den Inseln im Süden siedelten sich kaum Menschen an, wenn sie sich - mit weitaus weniger Mühe - in Kalifornien an einem angenehmeren Klima erfreuen konnten.
    Weil Alaska jedoch an dem Scheideweg lag, der Nordamerika mit Asien verband, würde es immer eine wichtige Stellung einnehmen, und weil es diesen Scheideweg beherrschte, würde diesem Land immer eine große Bedeutung zuteilwerden , auch wenn nur wenige kluge Köpfe dies zu erkennen vermochten. Es gab immer ein paar Russen, die den einzigartigen Wert Alaskas zu schätzen wussten , immer ein paar Amerikaner, die zu würdigen wussten , von welch enormer Wichtigkeit dieses Gebiet war, und von diesen Wissenden sollte die Geschichte dieses merkwürdigen und unwiderstehlichen Landes abhängen.

2. Die Eisfestung
    Aus einer Reihe von Gründen, die alle miteinander zusam menhängen und deren komplizierte Struktur noch nicht vollständig erklärt werden kann, sammelten sich in der Urzeit riesige Eismassen an den beiden Polen. Sie wurden immer dicker und dehnten sich aus, bis sie zu enormen Eisdecken angeschwollen waren, die auch auf benachbarte Kontinente Übergriffen. Der Schnee fiel so schnell, dass er nicht mehr abschmelzen konnte, was unter normalen Umständen geschehen wäre. Statt dessen schichtete er sich zu nie dagewesenen Höhen auf, und der Druck von der obersten Schicht wurde so ungeheuer, dass sich der Schnee am Boden in Eis verwandelte. Je mehr Schnee fiel, desto mehr Eis bildete sich, bis es an manchen Stellen eine Dicke von über 2 . 500 Meter erreichte. Diese Last war so drückend, dass bestimmte Stellen der Erdoberfläche anfingen, merklich abzusinken, so dass das Land, das früher einmal aus der Wasseroberfläche des Ozeans herausragte, jetzt auf
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