Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
sich verspätet. Sicher hatten sich die anderen bereits im Großen Hof versammelt.
    Sie kam an einem Spiegel vorbei und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Ihr Haar war bei der stürmischen Vereinigung mit Cho verbrannt, doch inzwischen waren die feuerroten Locken schon wieder vier Finger lang. Doch auch damit sah sie noch aus wie ein Junge. Sie seufzte. Mama Freda hatte ihr Bestes getan. Zwei mit Perlen besetzte Silberkämme und das tief ausgeschnittene Kleid lenkten von der knabenhaften Frisur ab. Zumindest konnte sie sich so bei der Zeremonie sehen lassen.
    Endlich erreichte sie die vergoldete Doppeltür, durch die man auf den Hof gelangte. Sie war inzwischen restauriert worden. Zwei Zwerge, mit Spießen bewaffnet, standen Wache, verließen jedoch ihren Posten, sobald Elena auftauchte, und öffneten ihr die hohen Flügel. Staunend betrachtete sie im Schein der Morgensonne die kunstvollen Einsätze aus Buntglas und Kristall: zwei ineinander verschlungene Rosen mit Blüten aus Herzstein und Blättern aus Smaragden.
    Dann lag der Große Hof in seiner ganzen Frühlingspracht vor ihr. Während ihrer Abwesenheit hatte man die Instandsetzung der Burg von A’loatal weiter vorangetrieben. Hier im Hof war von den jüngsten Kämpfen kaum noch etwas zu sehen.
    Die Beete waren mit Rosen und schneeweißen Mohnblumen bepflanzt, sauber gestutzte Stechpalmenbüsche säumten die weißen Kieswege. An der Mauer wuchsen blühende Hartriegelsträucher, deren Blütenblätter auf sanften Meeresbrisen davonschwebten. Sogar die Mauern hatte man ausgebessert, schon kletterten die ersten grünen Efeuranken daran empor. Das einzig sichtbare Mahnmal an den Inselkrieg war der Ostturm mit Namen Gebrochener Speer. Die Ruine war eingerüstet, und ringsum waren Ziegelsteine aufgestapelt. Hier waren die Arbeiten noch in vollem Gange.
    Elena blieb auf den Stufen vor den Türen stehen. In der Mitte des Hofes hatte sich eine kleine Schar versammelt. Er’ril entdeckte sie und winkte ihr zu. Sie sah, wie er ärgerlich die Lippen zusammenpresste: Sie kam zu spät zur Zeremonie.
    Sie verkniff sich ein Lächeln, hob den Rocksaum ein wenig an, stieg die Stufen hinab und betrat den Kiesweg. Zum ersten Mal, seit Merik und seine Begleiter aus dem Norden zurückkehrt waren, hatten sich alle Gefährten an einem Ort versammelt. Die Gruppe, die das Greifen Tor gesucht hatte, war als letzte in A’loatal eingetroffen, fast zwei Monde nach Elena und einen Mond nach Joach.
    Doch nun waren alle hier … Endlich.
    Während Elena auf sie zuging, hing sie ihren Erinnerungen nach. Sie hatte A’loatal zu Beginn des Winters verlassen und war mit den ersten Frühlingsknospen zurückgekehrt. Die Rückreise war sehr beschwerlich gewesen. Nach der Zerstörung des Mantikor Tors hatten sie sich auf dem Landweg zu Jerricks Boot durchgeschlagen. Sie waren nur langsam vorangekommen. Einige von ihnen waren verletzt gewesen, außerdem hatten sie eine große Ladung Herzstein mitgeschleppt, den sie aus den Trümmern des Tores geborgen hatten. Tol’chuk hatte darauf bestanden. »Der Verrückte Mimbel sagte, Herzstein könnte die Dunkelheit zerstören«, hatte er erklärt. Elena hatte nicht widersprochen. Schließlich verdankte sie dem Og’er und seinem Herzstein ihre Rettung.
    Der wahre Grund, warum sie A’loatal erst so spät erreicht hatten, war freilich beunruhigender. Endlich an Bord von Jerricks Boot, hatten sie feststellen müssen, dass es dem Elv’en zunehmend schwerer fiel, das kleine Fahrzeug zu steuern. Sie hatten nur kurze Strecken fliegen können und immer wieder Pausen einlegen müssen. Da an eine Überquerung des Großen Ozeans unter diesen Bedingungen nicht zu denken gewesen war, waren sie über Land zur Küstenstadt Banal geflogen und hatten sich dort mit ein paar Splittern Herzstein ein gewöhnliches Schiff gemietet.
    Zunächst hatte Elena Jerricks Schwäche für eine Nachwirkung des Giftes gehalten, doch in A’loatal hatte sie erfahren, dass es sich um eine allgemeine Erscheinung handelte. Von den Resten der Elv’en Flotte schwamm ein großer Teil im Meer. Und das Leiden beschränkte sich nicht auf die Elv’en. Allen Elementargeistern fiel es deutlich schwerer, ihre innere Magik einzusetzen, und ihre Kräfte waren schneller erschöpft. Obwohl sie mit der Zerstörung der drei Wehrtore die Pläne des Herrn der Dunklen Mächte durchkreuzt hatten, war offenbar doch ein Schaden entstanden. Die knapp vermiedene Katastrophe hatte das Land geschwächt und die Magik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher