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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Autoren: James Clemens
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allein. Er wandte sich an Magnam. »Du musst Mama Freda holen.«
    Der Zwerg nickte und stürmte davon.
    Tol’chuk näherte sich. »Die Heilerin wird nicht rechtzeitig kommen.« Der Og’er kniete neben Er’ril nieder. »Und gegen das, was Elena fehlt, helfen auch keine Kräuter.«
    Er’ril antwortete nicht. Tol’chuk sprach die Wahrheit. Also nickte er nur stumm und winkte ab.
    Als der Og’er gegangen war, beugte Er’ril sich über Elenas Körper. Zwischen euch beiden gibt es Bindungen, über die nie gesprochen wurde. Er streichelte ihr Gesicht, ohne sich darum zu kümmern, ob ihn jemand sah. In seinem Herzen war ein Damm gebrochen. Das standische Eisen war geschmolzen und rann heiß durch seine Adern. Er konnte seine Gefühle nicht mehr verbergen. Also überließ er sich seinem Schmerz. Tränen flossen ihm über die Wangen und fielen auf ihr Gesicht. Er beugte sich über sie und flüsterte mit erstickter Stimme: »Wenn du mich hören kannst, Elena, dann komm zu mir.«
    Er beugte sich tiefer und streifte ihren Mund ganz leicht mit seinen Lippen: »Höre auf mich; komm zu mir zurück.« Kaum merklich spürte er den Hauch ihres Atems, ein winziges Lüftchen nur.
    Diese Bindung braucht sie jetzt. Die Bindung an dich.
    Er nahm ihren Körper in die Arme und drückte ihn fest an sich. Einen Moment zögerte er noch, dann presste er seinen Mund auf den ihren. Ihre Lippen waren kalt, aber er wich nicht zurück. Er wärmte sie mit seinem Atem, seinen Händen, seinen Tränen. »Komm zu mir zurück«, flüsterte er dicht an ihrem Mund.
    Sie hing im Dunkeln, kraftlos, ohne Namen, körperlos. Es gab keine Vergangenheit für sie und keine Zukunft, nur das endlose Jetzt, den kalten Abgrund des Nichts.
    Dann drang ein einzelnes Wort zu ihr. »Elena.«
    Es hatte keine Bedeutung.
    Sie beachtete es nicht.
    Doch bald kam eine warme Woge durch die Dunkelheit geschwebt. Und weitere Worte, die nichts bedeuteten: Komm zu mir.
    Sie schob die Worte beiseite, die sie ohnehin nicht verstand, und folgte dem warmen Strom. Ein Grundbedürfnis: die Suche nach Wärme. Sie spürte, wie die Kälte von ihr abfiel. Das tat gut.
    Als sie dem Quell des Glücks näher kam, entstanden weitere Gefühle aus dem Dunkel. Die neuen Empfindungen legten sich um sie und wurden zu den ihren. Sie erkannte, dass sie äußere Grenzen hatte, einen Körper und wurde belohnt. Die Wärme wurde heller, heißer und presste sich gegen sie.
    In diesem Augenblick entstand ein Wort kein Name, sondern ein Wort. Sie rang um Verständnis.
    Eisen.
    Sie wollte mehr davon. Sie zog es an sich, fester und fester, und erfuhr dabei mehr und mehr über sich selbst: Lippen, Haut, Berührung, Feuchtigkeit, Atem, Wärme und ein vertrauter Geruch.
    »Elena.« Wieder schwebte ihr das Wort entgegen.
    Ihre neu entdeckten Lippen bewegten sich. »Er’ril …«
    Die Hitze geriet in Wallung, wurde stärker, war überall, drängte von allen Seiten auf sie ein, machte ihr Mut. Sie wiederholte den Namen. Es war ein Name! »Er’ril …« Sie wollte noch mehr sagen, fand jedoch keine anderen Worte. Sie brauchte Worte! Mit der Panik kehrte die Kälte zurück aber er war da, er rief sie, er wärmte sie mit seiner Berührung.
    »Elena, komm zu mir.«
    »Ja.« Sie entdeckte ein Licht in der dunklen Weite und strebte darauf zu. Von dort kam auch die Stimme. Er’ril.
    Sie tauchte ein in die Helligkeit. Worte und Erinnerungen brachen über sie herein zu viele, zu hell, zu rasch. An den Rändern lauerte die Dunkelheit.
    »Elena, komm zu mir zurück.«
    Eine letzte Woge von Licht, Geräuschen, Erinnerungen überschwemmte sie. Sie gehorchte.
    Elena schlug die Augen auf und wusste wieder, wer sie war. Sie fühlte sich von starken Armen gehalten und wurde geküsst. Erschrocken wich sie zurück.
    Sie blickte auf und sah Tränen in Er’rils Augen und ein tiefes Leuchten. »Ich liebe dich, Elena«, stieß er leise hervor.
    Elena sah ihn an, hob zitternd die Hand, berührte ihre Lippen.
    Das strahlende Leuchten in Er’rils Augen verblasste. »Es … es tut mir Leid.«
    Er wollte sie freigeben, aber sie legte ihm die Hand auf die Schulter und hob den Kopf. Sie küsste die Lippen, die sie gerettet hatten, und kostete das Salz seiner Tränen. »Nein«, flüsterte sie und schmiegte sich an ihn.
    Er schloss sie in die Arme, und sie wusste: Hier gehörte sie hin.
    25
    Elena eilte durch den Korridor. Der Saum ihres grünen Kleides schleifte mit leisem Rascheln über den binsenbestreuten Steinboden der Burg. Sie hatte
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