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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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törichten Menschen, die mit Kräften spielten, die sie nicht vollkommen begriffen. Aber andererseits täte ich dasselbe; wer bin ich also, um Beschwerde zu führen? Nur ein Geschichtenerzähler, der von vergangenen Zeiten berichtet.
    Jetzt wissen Sie, wie und warum das Buch geschaffen wurde, aus Prophezeiungen, Visionen und wilder Magik.
    Antworten bringen weitere Fragen hervor.
    Was ist das Buch? Welchem Zweck dient es? Und was wurde aus seinen blutgetränkten Seiten?
    Wie ich bezeugen kann, schreitet die Zeit dahin, die Vergangenheit gerät in Vergessenheit, die Zukunft wird erträumt. Und Fragen werden beantwortet.
    Die Welt dreht sich wie ein Kinderkreisel und kennzeichnet die Zeit. Jahrhunderte fliegen vorbei wie das Flattern eines aufgeregten Spatzenflügels - bis sie erscheint. Dann lege ich einen Finger auf die Welt und verlangsame ihr Drehen, bis sie anhält. Dort ist sie, in dem Obsthain. Sehen Sie sie? Jetzt ist die Zeit gekommen, um ihre Geschichte zu erzählen: sie, deren Erscheinen in der Prophezeiung eines einhändigen Magikers angekündigt wurde, sie, die die Seele der Welt verschlingen würde.

 
     
     
    ERSTES BUCH

    Erste Flammen
     

 
     

    1

    Der Apfel traf Elena am Kopf. Vor Überraschung biss sie sich auf die Zunge, und ihr Fuß rutschte von der nächsten Sprosse der Leiter ab. Sie fiel zwei Meter tief auf den harten Boden und zermalmte einen verfaulten Apfel, wobei sie die Sitzpartie ihrer neuen Arbeitskleidung mit klebrigem Fruchtmatsch verschmierte.
    »Pass doch auf, Elena!« rief Joach von einer anderen Leiter herüber; der Riemen seines Apfelkorbs hatte ihm eine Rille in die Stirn gedrückt. Der Korb auf seinem Rücken war beinahe voll.
    Sie warf einen Blick auf ihren eigenen Korb, dessen Inhalt am Boden des Obsthains verstreut lag. Mit einem Gesicht so rot wie der Apfel, der auf sie gefallen war, stand sie da und bemühte sich, so viel Würde wie möglich zu bewahren.
    Sie wischte sich über die Stirn und sah zur Sonne hinauf, die tief am Horizont stand. Spätnachmittägliche Schatten streckten sich zu ihr aus. Seufzend sammelte sie ihr verstreutes Obst ein. Bald würde die Glocke zum Abendessen läuten. Und ihr Korb war selbst nach der Neubeladung kaum mehr als halb voll. Ihr Vater würde wütend sein. »Du bist mit dem Kopf in den Wolken«, würde er ihr vorwerfen. »Du scheust echte Arbeit.« Solche Worte hatte sie schon oft genug gehört.
    Sie legte die Hand auf eine Sprosse der Leiter, die an dem Baumstamm lehnte. Es war keineswegs so, dass sie sich absichtlich vor der Arbeit drückte. Es machte ihr nichts aus, stundenlang auf dem Feld oder im Obsthain zu arbeiten. Aber die Eintönigkeit der Plackerei trug dazu bei, dass ihre Aufmerksamkeit zu den zahlreichen bemerkenswerten Dingen um sie herum abschweifte. Heute hatte sie das Nest eines Kak’ora-Vogels eingeklemmt in der Gabelung eines Obstbaumes gefunden. Das Nest, das für dieses Jahr längst verlassen worden war, begeisterte sie mit seinem feinen Geflecht aus Zweigen, getrocknetem Schlamm und Blättern. Dann hatte sie ein Spinnengewebe gefunden, fein wie Spitze, schwer von Tau, wie ein perlenbesetzter Vorhang. Und den abgestreiften Panzer eines Käfers, der an einem Blatt klebte. Es gab so vieles zu betrachten und zu bewundern.
    Sie drückte die Schulterblätter nach hinten und rollte sie vor und zurück, um den Schmerz darin zu lindern, und ließ den Blick über die vielen Reihen von Apfelbäumen schweifen. Einen Herzschlag lang spürte Elena so etwas wie einen Erstickungsanfall - Atemkasper nannte ihre Mutter das. In der Vergangenheit hatten viele Arbeiter über den erdrückenden Hauch des Obsthains gemunkelt. Die Bäume nahmen das gesamte Hochland in Anspruch, bedeckten Hunderttausende von Hektar, erstreckten sich von den fernen Gipfeln der hoch aufragenden Zahnberge bis hinunter in die Tiefebene. Während der Obsthain sich je nach Jahreszeit in viele verschiedene Gewänder kleidete - ein zarter Schleier von rosafarbenen und weißen Blüten im Frühling, ein undurchdringliches grünes Meer im Sommer, ein Gewirr verschlungener, skelettartiger Äste im Winter -, besaß sein eigentlicher Rumpf eine Beständigkeit, die den Geist auffraß, ihn ertränkte.
    Elena erschauderte. Die Zweige verdeckten den gesamten Horizont um sie herum. Die verschlungenen Gliedmaßen über ihr hielten selbst die Berührung der Sonne von Elenas Gesicht ab. Als sie noch jünger gewesen war, hatte sie zwischen den Baumreihen gespielt. Damals war
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