Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
Vom Netzwerk:
Bruder nach einer letzten innigen Umarmung frei.
    »Was wird als Totem für das Buch dienen?« fragte Greschym, wobei er Wachs vom Finger an sein Gewand schmierte. Er’ril fiel auf, dass der alte Mann jetzt höher aufgerichtet dastand, weniger gebückt - fast wieder wie in alten Zeiten. Es war viele Monate her, dass der alte Magiker Magik angewandt hatte. »Auch der Totem muss vom Herzen eines Erschaffers geschützt werden.«
    Schorkan zog ein abgegriffenes Buch aus einer Tasche seiner Reitweste. Er’ril bemerkte die Rose, die in goldgefasstem Burgunderrot auf den Einband geprägt war; die Ränder der Farbe waren aufgrund des Alters und starken Gebrauchs des Buches stellenweise fleckig. Es war Schorkans Tagebuch. »Seit drei Jahren trage ich dies an meiner Brust.«
    Er legte das Buch in die Mitte des Kreises und griff sich an die Leibesmitte, um einen Dolch mit vergoldeter Klinge abzulegen; auf dem Schaft prangte eine Rose. Greschym zog einen Dolch derselben Art aus seinem Gewand. Dann sahen die beiden älteren Magiker den Jungen an.
    »Ich habe meinen nicht dabei«, antwortete er ihren Blicken mit weit aufgerissenen Augen. »Er ist noch in der Schule.«
    »Das macht nichts«, tröstete Schorkan ihn. »Irgendein Messer tut es auch. Diese aufwändig gearbeiteten Klingen sind nur zeremonielles Beiwerk.«
    »Trotzdem wäre es weise, die angemessene Form zu beachten«, gab Greschym zu bedenken. »Wir sind im Begriff, einen mächtigen Bann zu weben.«
    »Wir haben keine Wahl. Die Nacht ist schon weit fortgeschritten.« Schorkan wandte sich seinem Bruder zu und streckte die Hand aus. »Ich brauche deinen Dolch - den, welchen Vater dir gegeben hat.«
    Während die Leere immer noch in seiner Brust schmerzte, öffnete Er’ril die Schnalle der Scheide und zog seinen Dolch heraus. Er legte den Griff aus Eisenholz seinem Bruder in die Hand.
    Schorkan umfasste das Messer und schien seine Ausgewogenheit zu prüfen. Dann sprach er mit fester Stimme: »Er’ril, tritt drei Schritte von uns zurück. Komm auf keinen Fall näher heran, was immer du auch sehen magst, bis das weiße Licht aufzuckt.«
    Er’ril tat, wie ihm geheißen, und trat taumelnd zurück, während die drei innerhalb des Schutzkreises aus Wachstropfen niederknieten. Schorkan reichte sein Messer mit dem Rosengriff dem Jungen und behielt den Dolch seines Vaters für sich selbst.
    »Wir wollen uns vorbereiten«, sagte Schorkan.
    Er’ril beobachtete, wie sein Bruder eine dünne Blutlinie in seine rechte Handfläche ritzte. Greschym machte das Gleiche an seiner linken Hand, wobei er den Dolchschaft zwischen den Zähnen hielt. Nur der Junge hielt seinen Dolch noch in der Schwebe, noch nicht von Blut gezeichnet.
    Schorkan bemerkte sein Zögern. »Das Messer ist gut geschärft. Schneide schnell, dann spürst du nur einen ganz kleinen Stich.«
    Der Junge hielt den Dolch noch immer starr in der Hand.
    Greschym spuckte sein Messer zwischen den Zähnen hervor in seine blutende Hand. »Das muss aus deinem eigenen Willen geschehen, Junge. Wir können dir diese Bürde nicht abnehmen.«
    »Ich weiß. Ich tue das zum ersten Mal.«
    »Schnell und sauber«, sagte Schorkan.
    Der Junge drückte die Augen fest zu, verzerrte das Gesicht, stieß ein Wimmern aus und fuhr sich mit der Klinge über die Hand. Blut quoll in seine gewölbte Handfläche. Mit einem feuchten Schimmern in den Augen sah der Junge Schorkan an.
    Schorkan nickte. »Gut gemacht. Jetzt lasst uns anfangen.«
    Alle drei streckten die von Blut gezeichneten Hände aus und legten sie auf das Buch, wobei sich ihre Finger gegenseitig berührten, verschlungen wie zaghafte Liebende. Schorkan intonierte: »So wie sich unser Blut vermischt, vermischen sich auch unsere Kräfte. Mögen die drei eins werden.«
    Er’ril sah zu, wie die tiefe Röte der Hand des Jungen zu den anderen beiden Magikern hinüberströmte und alle Hände in tiefem Rosa schimmerten. Ein leichter Lufthauch erhob sich wirbelnd im Raum und bewegte einige Strähnen von Er’rils schwarzem Haar. Anfangs dachte Er’ril, es sei ein Windzug, der durch das offene Fenster hereinwehte. Aber dieser Wind war warm wie ein Frühlingsflüstern.
    Alle drei Magiker hatten den Kopf zum Gebet gesenkt, ihre Lippen bewegten sich lautlos. Während sie beteten, wirbelte der Lufthauch immer schneller und heißer umher. Und während der Wind durch den Raum wehte, wich alle Farbe aus dem Kreis, und der Wachskreis verlor seine Substanz. Er’ril konnte jetzt den wehenden Wind sehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher