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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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auf das Bett, um in eine bessere Ausfallposition zu gelangen. Er drehte sich blitzschnell wieder dem Ungeheuer zu, das Schwert zur Abwehr eines zweiten Angriffs erhoben. Er’ril erstarrte. Es erfolgte kein Angriff. Das Ungeheuer tappte von ihm weg.
    Es näherte sich dem Buch!
    Nein! Er’ril stürzte sich auf das Ungeheuer, das Schwert mit beiden Händen erhoben. Er nutzte die Wucht seines Fallgewichts, um das Schwert tief durch die Mitte des breiten gegnerischen Rückens zu stoßen, und bohrte die Spitze in die Holzbohlen unter dem Geschöpf. Das Ungeheuer zuckte krampfartig, sein Hals schnappte nach hinten, und der Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Es brach nach vorn zusammen, und Er’ril landete auf seinem Körper.
    Er rollte sich frei und griff nach seinem Dolch. Seine Hand erstarrte an der leeren Scheide. Er hatte Schorkan sein Messer gegeben! Doch das Ungeheuer blieb schlaff am Boden liegen, tot.
    Schwer keuchend, den Blick auf das Ungeheuer gerichtet, kroch Er’ril um den schlaffen Rumpf herum und trat zu dem aufgeschlagenen Tagebuch. Schorkan hatte ihm gesagt, er müsse das Buch schließen, um den Zauberbann zu vollenden. Aber nach allem, was geschehen war - war etwas missglückt? War die Verwandlung nicht gelungen?
    Er’ril kniete neben dem Tagebuch nieder. Er sah, dass die Kritzelschrift seines Bruders die aufgeschlagenen Seiten füllte. Das Buch hatte sich nicht verändert.
    Er’ril spürte, wie ihm frische Tränen in die geröteten Augen quollen. Hatte sein Bruder sein Leben umsonst verloren? Behutsam streckte er die Hand aus und berührte den Rand des Bucheinbandes - das einzige Unterpfand seines verlorenen Bruders, seiner verlorenen Familie, seines verlorenen Landes. Er schloss die Augen und schlug das Buch zu, um den Wunsch seines Bruders vollends zu erfüllen.
    Beim Schließen des Buches schoss ein kalter Schlag durch Er’rils Körper und schleuderte ihn über den Boden. Einige Herzschläge lang tanzten Lichter durch sein Sichtfeld, der Raum drehte sich und neigte sich in die Schräge. Schließlich wurde seine Sicht wieder klar. Als Erstes fiel sein Blick auf das Ungeheuer, das sich nun wieder in einen Jungen verwandelt hatte. Er’rils Schwert ragte aus dem Rücken des Kindes, das in einer sich ausbreitenden Blutlache lag, die bereits bis zum Tagebuch reichte.
    O meine Götter, was habe ich getan? Er’ril spürte eine eisige Umklammerung um sein Herz. Welche Machenschaften sind hier am Werk? Habe ich wirklich ein unschuldiges Kind umgebracht?
    Er durchsuchte den Raum nach irgendwelchen aufschlussreichen Hinweisen, voll panischer Angst, von einer üblen Magik so getäuscht worden zu sein, dass er den Jungen ermordet hatte.
    Sein Blick blieb auf dem Buch haften. Vielleicht…
    Er streckte die Hand - sehr, sehr langsam - zu dem Tagebuch aus. Sein Finger blieb über dem Deckel in der Schwebe, dann tippte er schnell darauf, als wolle er eine Schlange reizen. Nichts geschah. Diesmal folgte kein Schlag.
    Er biss sich auf die Unterlippe und legte die ganze Handfläche auf das Buch. Noch immer geschah nichts.
    Mit einem einzelnen Finger schlug er den Buchdeckel auf. Eine leere weiße Seite starrte ihn an. Er wusste, dass sein Bruder das Tagebuch von der ersten bis zur letzten Seite voll gekritzelt hatte. Wieder mit einem einzelnen Finger fächerte Er’ril durch den Rest des Buches. Es war unbeschrieben - nichts als leere Seiten.
    Er’ril hob das Buch auf; das Blut des Jungen tropfte von dem Ledereinband, als er die ersten Seiten durchblätterte.
    Während er auf die weißen Seiten blickte, fügten sich Worte auf dem Papier zusammen, als ob ein Geist mit roter Tinte darauf schriebe. Er erkannte die Schrift, Schorkans Handschrift!
    »Bruder, hörst du mich?« sprach Er’ril in die leere Luft.
    Das Schreiben setzte sich fort, als ob er nie gesprochen hätte.
    »Schorkan?«
    Immer noch keine Antwort.
    Er’ril las die Worte, und seine Faust umklammerte die Buchseiten.

    Und so wurde das Buch geschaffen, getränkt im Blute
    eines Unschuldigen um Mitternacht im Tal des
    Mondes. Derjenige, der es tragen würde, las die
    ersten Worte und war erstickt von Tränen um seinen
    verlorenen Bruder… und seine verlorene Unschuld.
    Weder der eine noch das andere würden jemals
    wiederkehren.
     
    Er’ril ließ das Buch zu Boden fallen und starrte das Blut des Jungen an, das seine Hände überzog; er sank auf die Knie und brach in bittere Tränen aus.
     
    Und so wurde das Buch geschaffen, von
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