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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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zurückführte, die sie gegessen hatte. Die Saison dafür war kurz, und die rötlichen Beeren waren von jeher ihre Lieblingsspeise. Krämpfe hin oder her, sie konnte dem süßen Nektar einfach nicht widerstehen.
    Indem sie fest durch die zusammengebissenen Zähne ein- und ausatmete, überstand sie den Schmerz. Nach wenigen Herzschlägen verringerte er sich zu einem dumpfen Ziehen. Sie legte die Stirn auf den Unterarm und gestattete sich ein paar tiefe Atemzüge, bevor sie mit der Arbeit fortfuhr.
    Als sie nach oben blickte, sah sie etwas, bei dessen Anblick sie ihren Bauch vergaß. Die abendlichen Sonnenstrahlen durchbohrten das Laubdach und fielen leuchtend hell auf ein Prachtexemplar von einem Apfel von außerordentlicher Größe, beinahe so groß wie eine kleine Melone. Ach, wie sehr ihre Mutter diese großen, saftigen Äpfel für ihre Strudel schätzte! Selbst ihr Vater wäre doppelt erfreut, wenn sie mit einem vollen Korb und dazu mit dieser Trophäe von einem Apfel zurückkehren würde.
    Aber konnte sie ihn erreichen?
    Sie stieg noch eine Sprosse höher, eine mehr, als ihr Vater ihnen für gewöhnlich zu erklimmen erlaubte, und reckte den Arm nach oben. Ihre Fingerspitzen berührten die Unterseite des Apfels, woraufhin er an seinem Stiel schaukelte.
    Verflixt! Wenn Joach hier gewesen wäre, hätte er ihn erreicht. Aber dies war ihre Trophäe. Sie presste die Lippen zusammen und kletterte vorsichtig noch eine Sprosse höher. Die Leiter schwankte unter ihr. Mit einem Arm umfing sie den Baum, den anderen streckte sie zu dem Prachtexemplar aus. Ihre Hand schob sich millimeterweise näher an die Frucht heran, wobei ihre Schulter pochte.
    Mit einem siegessicheren Lächeln sah sie, wie ihre Hand in den Sonnenschein griff, der die Umrisse des Apfels nachzeichnete. Jedenfalls hatte sie die Absicht. Während ihre Hand sich immer höher schob, verschwand diese plötzlich aus ihrer Sicht, als sie den Rand des Sonnenstrahls berührte. In der Annahme, das grelle Sonnenlicht habe sie für einen Augenblick geblendet, blieb sie ruhig.
    Dann jedoch krampfte sich ihr Magen zusammen, und ihr Unterbauch wurde von einem so heftigen Schmerz gepackt, als ob ihr jemand einen Dolch in die Innereien gestoßen hätte. Keuchend und unsicher trat sie eine Sprosse tiefer, wobei sie sich am Baum und an der Leiter festklammerte.
    Heiße Nässe sickerte zwischen ihre Schenkel, als sie so dort hing. Da sie glaubte, vor Schmerz habe ihre Blase sich entleert, sah sie angeekelt nach unten. Doch was sie dort sah, bewirkte, dass sie die Leiter der ganzen Länge nach hinunterrutschte und als Häuflein Elend an ihrem Fuß landete.
    Sie richtete sich zum Sitzen auf und betrachtete sich erneut prüfend. Blut! Ihre graue Unterhose war im Zwickel mit sickerndem Blut durchtränkt. Im ersten Augenblick dachte sie, etwas habe sie innerlich verletzt. Dann dämmerte es ihr, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Wovon sie gehört, was sie erhofft hatte, war endlich eingetreten: die erste Monatsblutung.
    Sie, Elena Morin’stal, war zur Frau geworden!
    Verwirrt saß sie da und hob die Hand zum Kopf. Bevor sie die feuchte Stirn berühren konnte, fiel ihr Blick auf ihre rechte Hand.
    Auch sie war nass von Blut!
    Eine üppige Röte umgab die gesamte Oberfläche ihrer Hand wie ein rubinroter Handschuh. Was war geschehen? Sie wusste, dass sie sich da unten nicht angefasst hatte. Und außerdem blutete sie auch nicht so stark.
    Ich muss mich beim Fallen an einem Nagel der Leiter oder an der scharfen Spitze eines abgebrochenen Astes gerissen haben, dachte sie.
    Aber sie empfand keinen Schmerz. Vielmehr war da eine fast angenehme Kühle. Sie rieb die Hand an ihrem graugrünen Hemd ab. Doch nichts ließ sich abwischen. Ihr Hemd war nach wie vor sauber. Sie rieb fester. Immer noch nichts.
    Ihr Herz raste, und Sterne tanzten durch ihr Sichtfeld, während sie allmählich in Panik geriet. Ihre Mutter hatte sie im Zusammenhang mit der ersten Menstruation einer Frau niemals vor so etwas gewarnt. Vielleicht war das eine Art Frauengeheimnis, das vor Männern und Kindern gehütet wurde. So musste es sein, ganz bestimmt! Sie zwang sich, langsamer zu atmen. Offenbar war das keine lang anhaltende Sache. Die Hände ihrer Mutter waren ganz normal.
    Sie holte mehrmals tief Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Alles würde in Ordnung kommen. Ihre Mutter würde ihr diesen Unsinn erklären. Sie stand auf, und zum zweiten Mal an diesem Tag richtete sie ihren ausgeschütteten
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