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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Bett, dann ins Restaurant und trinken fünf Schnäpse, und dann fahren wir nach Hause und legen uns wieder hin.«
    »Das ist beinah genial. Hier auf dem Teppich?«
    »Ja. Ruf den Opernkeller an und bestell uns einen Tisch.«
    »Such du die Nummer raus.«
    Kollberg blätterte im Telefonbuch und knöpfte währenddessen sein Hemd auf, öffnete den Gürtel, fand die Nummer und hörte, wie sie die Nummer wählte. Dann setzte sie sich aufrecht, zog die Schlafanzugjacke über den Kopf und warf sie auf den Fußboden.
    »Was hast du vor? Willst du mir meine Unschuld rauben?«
    »Erraten.«
    »Von hinten?«
    »Wie du willst.«
    Sie fing zu kichern an, begann sich umzudrehen, langsam und geschmeidig. Lag dann auf allen vieren, die Beine weit gespreizt. Den Kopf mit den schwarzen Haaren hatte sie gesenkt und das Gesicht auf die Unterarme gestützt.
    Drei Stunden später beim Ingwerdessert erinnerte sie Kollberg an ein Ereignis, an das er nicht mehr gedacht hatte, seit er Martin Beck bei der U-Bahn-Station abgesetzt hatte.
    »Dieser scheußliche Brand«, sagte sie, »meinst du, daß der gelegt war?«
    »Nein. Kann ich mir beim besten Willen nicht denken. Irgendwo muß das ja mal seine Grenzen haben.«
    Er war seit mehr als zwanzig Jahren bei der Kriminalpolizei und hätte es besser wissen müssen.

6
    Sonnabend schien die Sonne, und der Schnee schmolz.
    Martin Beck wachte langsam und mit einem Gefühl seltenen Wohlbehagens auf. Er lag ruhig da, den Kopf im Kopfkissen vergraben, und versuchte, den Geräuschen um ihn herum zu entnehmen, ob es früh oder spät am Morgen war. In der Baumgruppe vor seinem Fenster hörte er eine Amsel singen, und vom Dach tropfte das Schmelzwasser unregelmäßig in den Schneematsch auf dem Balkon. Auf der Straße fuhren Autos vorbei, und weiter weg bremste ein U-Bahn-Zug bei der Einfahrt in die Station. Der Nachbar schlug seine Wohnungstür zu. In den Wasserleitungsrohren rauschte es, und der Krach, der plötzlich aus der nebenan gelegenen Küche ertönte, ließ ihn vollends wach werden. »Verflucht!« Das war Rolfs Stimme. Und Ingrid: »Nun paß doch endlich mal auf.« Dann Inga, die die beiden zur Ordnung rief.
    Er streckte die Hand nach einer Zigarette und Streichhölzern aus, mußte sich aber auf einen Ellenbogen stützen, um den Aschenbecher aus einem Berg von Büchern auszugraben. Bis vier Uhr morgens hatte er wach gelegen und ein Buch über die Seeschlacht von Tsushima gelesen, und der Aschenbecher war voller Kippen und abgebrannter Streichhölzer. Wenn er zu faul war, vor dem Einschlafen aufzustehen und ihn auszukippen, versteckte er den Aschenbecher unter einem Buch. Er hatte es satt, sich jedesmal Ingas Vorhaltungen anzuhören, daß sie alle einmal verkohlt aufwachen würden, wenn er weiter im Bett rauchte.
    Die Armbanduhr zeigte halb zehn, aber es war Sonnabend, und er hatte frei. Frei in doppeltem Sinn, dachte er zufrieden, aber mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Er durfte zwei Tage allein in der Wohnung bleiben. Inga und die Kinder wollten mit Ingas Bruder in dessen Wochenendhaus nach Roslagen fahren und dort bis Sonntagabend bleiben. Martin Beck war natürlich auch eingeladen, aber ein Wochenende ohne Familie war ein so seltenes Vergnügen, daß er Arbeit vorgetäuscht hatte, um nicht mitfahren zu müssen.
    Er rauchte die Zigarette zu Ende, stand auf, nahm den Aschenbecher mit auf die Toilette und schüttete ihn aus. Rasieren brauchte er sich nicht. Er zog seine Khakihosen und ein Manchesterhemd an. Dann stellte er die Bücher über Tsushima ins Regal zurück, klappte sein Bett hoch, so daß es wieder wie ein Sofa aussah, und ging schnell in die Küche.
    Seine Familie saß am Tisch und frühstückte. Ingrid stand auf, holte aus dem Schrank eine Tasse und goß ihm Tee ein.
    »Ach, Papa, komm doch mit«, bat sie. »Guck mal, wie schön das Wetter ist. Wenn du nicht dabei bist, macht es halb soviel Spaß.«
    »Es geht leider nicht. Wäre wirklich schön, aber…«
    »Papa muß arbeiten«, unterbrach ihn Inga ärgerlich. »Wie Immer.«
    Wieder meldete sich sein schlechtes Gewissen. Dann dachte er daran, daß ihr Wochenende ohne seine Anwesenheit ungetrübter verlaufen würde, denn Ingas Bruder nahm Martin Becks Besuch immer zum Vorwand, sich vollaufen zu lassen. Schon im nüchternen Zustand war Ingas Bruder kein angenehmer Zeitgenosse, und betrunken wurde er einfach widerlich. Eine gute Seite hatte er allerdings: aus Prinzip trank er nur in Gesellschaft. Martin Beck spann diesen

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