Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
abgeholt werden können. Haben die denn die Leichen überhaupt gefunden?«
    »War denn irgendeiner von den Herren schon mal an der Brandstelle?« fragte Hammar säuerlich.
    Keiner antwortete.
    »Ein Besuch studienhalber könnte vielleicht nicht schaden.«
    »Ich muß noch einen Bericht ausarbeiten«, entschuldigte sich Rönn unsicher. Martin Beck ging zur Tür. Kollberg zuckte die Achseln, stand auf und folgte ihm.
    »Das darf einfach keine Brandstiftung gewesen sein«, murmelte Hammar eigensinnig vor sich hin.

5
    Die Brandstelle war inzwischen so hermetisch abgeriegelt worden, daß gewöhnliche Sterbliche nichts als Polizeiuniformen wahrnehmen konnten. Gleich nachdem Martin Beck und Kollberg aus dem Auto gestiegen waren, wurden sie von zwei Beamten angehalten.
    »Hallo, wo wollen Sie denn hin?« rief der eine großspurig.
    »Sie wissen doch hoffentlich, daß man seinen Wagen so nicht parken darf«, fügte der andere hinzu.
    Martin Beck wollte seinen Dienstausweis zeigen, aber Kollberg winkte ab und fragte: »Verzeihung, wie ist Ihr Name?«
    »Geht Sie gar nichts an.« Der erste Polizist wurde wütend.
    »Machen Sie, daß Sie weiterkommen«, sagte der zweite, »sonst passiert was.«
    »Sicher«, entgegnete Kollberg, »fragt sich nur, wem.«
    Kollbergs schlechte Laune spiegelte sich sehr deutlich in seinem Äußeren wider. Der dunkelblaue Trenchcoat flatterte im Wind, denn er hatte es nicht für nötig gehalten, den Kragen zuzuknöpfen. Der Schlips hing aus der rechten Jackentasche, und den zerknautschten alten Hut hatte er in den Nacken geschoben. Die Polizisten wechselten einen vielsagenden Blick. Der eine machte einen Schritt auf sie zu. Beide hatten rote Wangen von der Kälte und runde blaue Augen. Martin Beck begriff, daß sie sich gerade anschickten, Kollberg wegen Trunkenheit festzunehmen. Er wußte, daß Kollberg in der Lage war, beide in weniger als einer Minute körperlich wie seelisch auseinanderzunehmen, und es lag durchaus im Rahmen des Möglichen, daß die beiden am nächsten Morgen ihre Stellung los waren. Dieser Tag brauchte nicht noch für mehr Menschen zum Unglückstag zu werden, er zog daher blitzschnell seinen Ausweis heraus und hielt ihn dem aggressivsten der beiden unter die Nase.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte Kollberg wütend. Martin Beck sah die beiden Polizisten an. »Ihr habt noch 'ne ganze Menge zu lernen. Komm jetzt, Lennart.«
    Die Ruine sah düster aus. Das einzige, was vom Haus übriggeblieben war, war das Fundament, einer der Schornsteine und ein Berg verkohlter Bretter und Balken, vermischt mit verbogenen Eisenteilen, rußigen Mauersteinen und herabgefallenen Dachziegeln. Über allem lag ein beißender Geruch von kaltem Rauch und verbrannten Gegenständen. Ein halbes Dutzend Experten in grauen Kitteln liefen umher und stocherten mit Stöcken und kurzen Spaten vorsichtig in der Asche. Zwei große Siebe waren auf dem Grundstück aufgestellt worden. Wasserschläuche lagen immer noch ausgerollt, und unten auf dem Weg stand ein Feuerwehrauto. Auf dem Vordersitz saßen zwei Wehrmänner und spielten Karten.
    Zehn Meter davon entfernt stand ein großer Mann mit der Pfeife im Mund und den Händen tief in den Manteltaschen vergraben. Das war Fredrik Melander, Inspektor bei der Stockholmer Fahndungsbehörde und ihr alter Bekannter aus Hunderten gemeinsamen Ermittlungen. Er war überall wegen seines Kombinationsvermögens, seines außergewöhnlichen Gedächtnisses und seiner unerschütterlichen Ruhe berühmt. Und im privaten Kreis der Kollegen vor allen Dingen dafür bekannt, daß er sich stets auf der Toilette befand, wenn jemand ihn dringend suchte. Sein Sinn für Humor war nicht zu übersehen, auch wenn er selten lachte. Er war langweilig und geizig und kam niemals mit zündenden Ideen oder glänzenden Einfallen. Kurz gesagt: er war ein erstklassiger Polizeibeamter.
    »Tag«, sagte er, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
    »Wie geht's denn hier voran?« fragte Martin Beck.
    »Langsam.«
    »Schon irgendwelche Ergebnisse?«
    »Nichts Genaues. Wir sind sehr vorsichtig. Wird seine Zeit dauern.«
    »Warum?« wollte Kollberg wissen.
    »Als die Feuerwehr ankam, war das Haus schon in sich zusammengestürzt, und ehe die Löscharbeiten in Gang kamen, war es fast runtergebrannt. Die haben dann jede Menge Wasser draufgekippt und alles sehr schnell gelöscht. Gegen Morgen wurde es kälter, und das Ganze fror zu einem einzigen riesigen Kuchen zusammen.«
    »Das kann ja heiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher