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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
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einzige, was Achternak durchgehen läßt. Ein wohltuender Kontrast zu der sterilen Atmosphäre mit halblautem Getuschel und hin und her huschenden, bekittelten Gestalten.
    Diese Zentrale existierte nicht mehr. Wir waren in einen Hühnerstall geraten, dem Gevatter Reineke nach dreiwöchigem Fasten heißhungrig einen Besuch abstattet.
    Der diensthabende Sicherheitsoffizier sprang wie ein Kängu-ruh von einem Kontrollmonitor zum anderen. Seine Augen glitzerten etwas irre. Die Funker schrien sich gegenseitig die Kennzeichen verschiedener im Einsatz befindlicher Jäger zu.
    Achternak stand reglos vor dem großen Bildschirm, knabberte auf irgendeinem Gegenstand herum, den er in der linken Hand hielt, und starrte auf ein Formular in seiner Rechten. Das Hemd stand über dem Bauch offen, und aus diesem Spalt leuchtete seine gelbe Unterwäsche. Er unternahm nichts dagegen. Ein böses Omen.
    Spinks zeigte sich von alldem nicht sonderlich beeindruckt.
    Er schaute spöttisch lächelnd in das Durcheinander und frotzel-te.
    „Großvater Jeff würde sagen, hier ist ein Telegramm von den kleinen grünen Männchen eingetroffen.“
    Die Piloten der angerufenen Jäger gaben ihre Positionen durch und fragten neugierig zurück. Sie erhielten keine Antwort, weil die Funker sie sofort aus der Frequenz jagten. Die beiden Programmierer des Zentralcomputers saßen zusamme ngekrümmt vor ihren Schalttafeln und Manualen und wischten sich den Schweiß aus den Augenwinkeln.
    Da entdeckte uns Achternak. Kaum hatte er mich gesehen, schwollen ihm die Stirnadern zu pulsierenden blauen Schläuchen, und er schrie mich an: „Pyron! Sie wagen sich überhaupt noch hierher?“ Dabei fuchtelte er mit dem Papier vor meiner Nase herum. Er verschluckte sich, hustete und spuckte mir einen kleinen Perlmuttknopf vor die Füße. Knopf fünf. Er hatte ihn abgerissen.
    Die Attacke traf mich so unvorbereitet, daß ich lediglich ein gestottertes „Was denn?“ herausbekam.
    „Haben Sie das unterschrieben? Reden Sie, Mann! Waren Sie das, oder wer hat das angestellt?“ Er hielt das Formular einen Augenblick still, so daß ich es erkennen konnte.
    Es war das Abnahmeprotokoll des Tunnels TRANSTERRA.
    Mir wurde unbehaglich zumute. Vor mir stand der dicke, rot-gesichtige und schnaufende Achternak, stach mir seinen giftigen Blick in die Augen und drehte Knopf Nummer sechs zwischen Daumen und Zeigefinger. Es knackte trocken, und der Zwirn riß. Der zweite Knopf.
    Ruhig bleiben, Pyron. „Das ist das Abnahmeprotokoll von TRANSTERRA. Natürlich ist das meine Unterschrift.“ Achternak war mir gegenüber noch nie so feindselig aufgetreten.
    Obwohl bekannt war, daß er ein furchtbarer Hitzkopf sein konnte. „Chefdispatcher! Wenn das so ein dummer Spaß der Piloten ist…“, sagte ich ungehalten. „Ich habe den Tunnel über die Sicherheitsbestimmungen hinaus einer eingehenden Prü-
    fung unterzogen. Oder meinen Sie, ich hätte vergessen, daß in zweiundsiebzig Stunden die Formation HELIOS einfliegt?“
    „Ha!“ Achternak lachte höhnisch auf und zog den Gürtel auf die vorgeschriebene Höhe. „Eingehende Prüfung! Hätten wir uns auf Sie verlassen, die sechshundert Raumkreuzer der Formation HELIOS würden mit Lichtgeschwindigkeit in die größ-
    te Katastrophe der Raumfahrtgeschichte fliegen!“
    Ich wechselte einen betroffenen Blick mit Reg. Er zuckte nur ratlos die Schultern, aber ihm standen plötzlich Schweißperlen auf der Stirn. Das hatte ich bei ihm noch nie gesehen.
    Er wischte über die Augenbrauen und fragte betont barsch:
    „Was bläst du dich so auf, Albert? Sag endlich, was hier vorgeht!“
    Achternak schnaufte nur verächtlich und zog Reg, ohne mich eines weiteren Blicks zu würdigen, am Ärmel zum Bildschirm des großen Astrogoniums. Wortlos zeigte er auf einen hell-leuchtenden Punkt.
     
    Im Sternbild Adler strahlte neben Atair, dem funkelnden Au-ge, ein zweiter, völlig überflüssiger Stern. Ich brauchte nicht erst auf die unter dem Lichtpunkt flimmernden Koordinaten zu sehen, ich wußte es auch so: Dort befand sich der Tunnel TRANSTERRA…
    „Oh, massig hell, die Nova! Oder ist es eine Supernova?“
    fragte Spinks interessiert.
    „Nein, das ist im Tunnel!“ antwortete ich verdattert.
    „Vielleicht ist jemand vom Kurs abgekommen, oder einer von den Jungs macht eine unangemeldete Tour zu den Funke-rinnen von ATLAS III?“ Reg ließ mich nicht im Stich.
    In meinem Gehirn blitzte eine Erinnerung auf: Reg und ich sitzen in einem Jäger und fallen in
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