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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
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tödliche Katastrophe zu stürzen, die sich mit ihren ärgsten Feinden verbündeten, als ihre Zeit eigentlich schon abgelaufen war, und ge meinsam mit diesen auf einige kleine Pazifikinseln flüchteten, um als letzte Bastion des Gestrigen den Staat Korenth zu gründen.
    Die Nachkommen sind vernünftiger, wenn sie auch an überkommenen Verhaltensweisen und Organisationsformen kleben wie Fliegen am Leimband, sie haben die Notwendigkeit erkannt, nicht gegen, sondern mit der Welt zu arbeiten. Der Informationsfluß aus Korenth ist allerdings spärlich, und dieses Rinnsal passiert erst die Schleusen und Wehre einer strengen Zensur, bevor es in den Kommunikationsozean der Welt tröp-felt. So ist Korenth ein ewiges Rätsel. Geheimnisvoll und unheimlich wie seinerzeit die Götterstadt Lhasa. Eine ebenso verbotene Stadt.
    Darüber, was in diesem Zwergstaat vorgeht, gibt es nur Gerüchte. Die besten Informationsquellen sind die Korenther selbst. Wenigen Privilegierten ist es gestattet, sich außerhalb der Staatsgrenzen zu bewegen. Die Mehrheit davon bilden die Raumflieger, denn Raumfahrt im Simulator bringt schließlich nichts ein. Ich hatte den Kontakt zu ihnen bisher vermieden, soweit wie möglich. Das war nicht einfach. Die Zusammenarbeit im All funktionierte seltsamerweise besser als die auf der Erde. Wohl weil das Universum keine Staatsgrenzen kennt.
    Korenther waren keine so seltenen Gäste auf unseren Außen-stationen und Basen. Manchmal, wenn große Expeditionen vorbereitet wurden, begegnete man ihnen sogar auf Schritt und Tritt. Wer weiß, warum sie so großen Wert darauf legen, bei der Raumfahrt der übrigen Welt ein ebenbürtiger Partner zu sein! Vielleicht fürchteten sie, man könnte sie um das ihnen zustehende Stück vom großen Rohstoffkuchen prellen, oder aber sie wollen eine Zusatzportion ergattern. Mir ist das ziemlich gleichgültig.
    Die Erscheinung dieses blassen Kerls paßte nicht zu dem Bild, das ich mir von diesem Menschenschlag gemacht hatte.
    Ich kannte Korenther nur als unerträglich laut, nachlässig und ewig kauend. Zweifellos haben sie hervorragende Piloten in ihren Reihen, doch das sind harte Mä nner! Dort aber saß ein armseliges Häuflein Mensch, das zudem an Häßlichkeit kaum zu überbieten war. Und dieser Widerspruch reizte mich. „Gut, fragen wir ihn.“
    Wir bahnten uns einen Weg durch die überfüllte Kantine und langten an seinem Tisch an. Er saß allein dort und bemerkte uns nicht. Niemand bezog den Piloten in die geschäftige Le-bendigkeit der Kantine ein. Er wurde gemieden. Das Abnorme wird immer gemieden, und seine Gestalt mußte als abnorm bezeichnet werden. Ich fand nicht den Mut, ihn anzusprechen.
    Das war auch nicht nötig, ich hatte ja Reg, dessen Gemüt durch diesen Piloten von der traurigen Gestalt nicht zu erschüttern war. Er setzte sich zu ihm, bedeutete mir, ebenfalls Platz zu nehmen, und fragte: „Wo finden wir denn Magister Spinks, Kollege?“
    Der Pilot zuckte zusammen, musterte uns mit einem erstaun-ten Blick und schüttelte wortlos den riesigen Schädel. „Er muß doch irgendwann wiederkommen, hat er denn nichts gesagt?“
    Diesmal nickte er nur. Reg wurde ungeduldig. „Was hat er denn gesagt, mach doch mal den Mund auf!“
    Der andere machte eine hilflose Geste. Mit eckigen Bewegungen zeigte er auf seinen Mund.
    „Geben Sie sich keine Mühe, Bob kann nicht sprechen!“
    Wir drehten uns überrascht um. Hinter uns stand ein Koloß, breitschultrig wie Reg.
    „Hallo, Magister Spinks!“ Reg sprang auf und schüttelte dem Korenther die Hand. Die Ähnlichkeit zwischen beiden war verblüffend. Die lustigen hellblauen Augen, die blonden, in die Stirn fallenden Haarsträhnen und das massige Kinn.
    Verständlich, daß Reg ihn für einen netten Kerl hielt. Ich kam mir wieder mal klein vor zwischen den zwei strahlenden Märchenrecken. An meine unterdurchschnittliche Körpergröße habe ich mich mit der Zeit gewöhnt, vielleicht fühle ich mich gerade wegen meines zu früh beendeten Längenwachstums zu hochgewachsenen und starken Menschen hingezogen. Daß die Natur blinde Gerechtigkeit walten ließ und zum Ausgleich meiner Nase eine bemerkenswerte Länge verlieh, kann ich jedoch nicht verwinden. Und ich reagiere höchst empfindlich auf diesbezügliche Anspielungen. Die meisten meiner Bekannten wissen allerdings, daß man in meiner Gegenwart nicht über nasale Themen sprechen darf.
    Moment. Was hatte dieser Spinks gerade gesagt? Bob könne nicht sprechen? Ich hatte nur halb
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