Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
hat.“
    Nein, das kam nicht in Frage. Überhaupt, was konnte ich ihm schon geben. Unser Geld nutzte ihm nichts, da es nur als Ve r-rechnungsäquivalent für Mangelware – zum Beispiel für Hornknöpfe – Verwendung fand.
    Ja, Hornknöpfe! Seit unter den jungen Leuten die verrückte Mode grassiert, Knöpfe an den langen Haaren zu tragen, gibt es nur noch welche aus Plast und Metall. Und Reißverschlüsse.
    Keine Hornknöpfe, denn modern zurechtgemacht ist nur der, der Hunderte von Knöpfen aus echtem Horn auf seine Haare fädelt. Wer keine Hornknöpfe trägt, ist ein Sonderling, ein Außenseiter. Unsere Wirtschaft war nicht flexibel genug, um dem spontan aufgetretenen Bedürfnis mit einem erhöhten Hornknöpfeausstoß begegnen zu können – statt dessen wurden die Knöpfe auf die Luxusartikelliste gesetzt. Nun ja. Hoffentlich kommt unsere Jugend nicht auf den Gedanken, sich Sup-penlöffel um den Hals zu hängen. Ich esse für mein Leben gern Gemüseeintopf und möchte ihn nicht missen.
    Reg redete unverdrossen weiter. „Du weißt, die haben hier bei uns ihren neuen Zerstörer getestet. Dort ist der Pilot.“ Er zeigte auf den blassen Kerl mit der komischen Mütze. Der also war der Pilot des vielgerühmten Zerstörermodells, dessen Strahler eine Reichweite von einer halben Million Kilometer haben sollten!
    Ich hatte davon gehört, doch, obwohl der korenthische Raumkreuzer die Attraktion der letzten Tage war, keine Zeit gefunden, mir diese eigenwillige Konstruktion anzusehen.
    Auch mochte ich die Namen ihrer Zerstörer nicht. Sie nannten den neuen Typ BOXER. Allein das schien mir wieder echt korenthisch. Kein Wunder, daß die beiden Strahler bei ihnen
    „Fäuste“ hießen. Andere jedoch fanden diese Bezeichnunge n originell. Ich habe eben etwas gegen Korenth.
    Der Inselstaat Korenth war mir nur aus den Nachrichtensen-dungen bekannt. Korenth zu besuchen war auch damals un-möglich. Dieses Gesellschaftsgebilde war ein Anachronismus, den man nicht ernst nehmen wollte. Die letzte Entwicklungs-form der Klassengesellschaft.
    Mein Freund Reg hatte sich redlich bemüht, mir das System des „Wirtschaftsfaschismus“, wie er es nannte, zu erklären. Mit dürftigem Erfolg. Ich verstand annähernd den Zusammenhang zwischen individuellem Reichtum und Leistungsvermögen, auf den sich die korenthische Doktrin der Totalen Ökonomie be-rief. Oder besser, ich begriff den diesem Gedanken zugrunde liegenden Trugschluß. Auch die These von der Sozialen Grup-penrivalität vermochte ich in ihren wesentliche n Punkten zu begreifen. Manche nannten sie auch Sozialdarwinismus. Dieser korenthische Lehrsatz sagt in letzter Konsequenz, daß eine Entwicklung der Gesellschaft in ihrer augenblicklichen Phase nur durch den gesteuerten Konkurrenzkampf sozialer Gruppen fortschreiten kann. Diese Gruppen werden Ökonomische Corps genannt. Sie sind gewissermaßen Zellen eines Organismus, die sich autonom regenerieren und organisieren können, aber nicht unabhängig existieren. Die kranken Zellen werden von den starken gefressen, wodurch die starken noch mächtiger werden.
    Das alles wird von den Korenthern nicht dem Selbstlauf überlassen, sondern streng überwacht und gesteuert, um den Klas-sencharakter zu verschleiern.
    Das System funktioniert nur nach außen hin, und die Korenther begehen den Fehler, daß sie nicht das Paradoxon ihrer Doktrin erkennen: Sie sind, im Weltmaßstab der Erde betrachtet, die schwächste Zelle, und nur die Grundsätze einer histori-schen Charta hindern uns daran, Korenth die Luft abzudrücken.
    Wie gesagt, ich kann Korenth nicht leiden; andererseits muß-
    te ich dringend nach AURORA… „Was möchte er haben?
    Korenthisches Geld? Woher soll ich das nehmen?“
    „Das will er mit dir persönlich abmachen“, antwortete Reg.
    „Fragen wir doch seinen Piloten, vielleicht weiß der, wo wir Magister Spinks finden.“
    Geheuer war mir die Angelegenheit noch immer nicht. In meinen Augen waren sie Fremdlinge in unserer Welt, die sich in ein Schneckenhaus aus elektronischen Grenzanlagen zu-rückgezogen hatten, deren Sinn nur ihnen selbst bekannt war.
    Vielleicht nicht mal das, denn niemand hatte vor, das kleine Inselreich Korenth zu okkupieren. Das Industriepotential der Korenther würde allein durch den Abbruch der Handelsbezie-hungen dahinschmelzen wie ein Eisberg, der in einen kochen-den Vulkan gerät. Man tolerierte diese Sonderlinge, deren Vorfahren einst die Macht besessen hätten, die Welt durch einen Knopfdruck in eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher