Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
grinste unverschämt. Ich begriff nicht sofort, und als ich dann aufbegehren wollte, gab er mir einen leichten Klaps auf den Hinterkopf und sagte gemütlich: „Halt’s Maul, ja? Er war wirklich ein Ekel!“
    „Was habt ihr nur gegen unsereinen?“
    Reg verzog das Gesicht. Er entstammt eben einem alten Raumfahrergeschlecht und hatte damit alle Möglichkeiten, die ein steiler Aufstieg erfordert. Unsichtbare Hände räumten ihm auch die kleinsten Kiesel aus dem Weg. Dieser Weg war eine breite Allee und von Erfolgen gesäumt wie von Straßenbäumen. Sie führte, schnurgerade und eben, ohne Umweg in die Kommandozentrale der Raumsicherheit, an Achternaks Seite, dessen Stellvertreter er nun ist.
    Mir blieben nur Schweiß und Niederlagen und meine Zähigkeit. Eine Schreibtischtätigkeit war zwar nicht gerade das, was ich mir auf der Kadettenschule erträumt hatte, aber sie bot mir die einmalige Chance, den Rückstand zu Reg wettzumachen.
    Es mag albern erscheinen, doch diese heimliche Rivalität –
    wahrscheinlich nur von mir als solche empfunden – ist der Quell meiner sturen Hartnäckigkeit, mit der ich Reg auf der Straße zum Erfolg hinterherstolperte. Unsere Freundschaft hat darunter nie gelitten. Darunter nicht.
    Ich bin eben lediglich der Sohn eines einfachen Raumlotsen, wollte ursprünglich Biologe werden und schlug, nur dem Wunsch meiner Eltern folgend, die Raumfliegerlaufbahn ein.
    Neben dem strahlenden Namen der Regantas war der der Flunkenkratzers nur ein kleines Irrlicht. Ich glaube, Reg sah diesen Abstand gar nicht so deutlich wie ich. In dieser Beziehung ist er eigentlich sehr ehrlich. In anderer dafür weniger. Manchmal beschwindelte er mich sogar.
    Beiläufig wechselte Reg das Thema und fragte: „Wie geht es Renata, sie war lange nicht hier. Seid ihr überhaupt noch zusammen? Man hört da so manches…“
    Tat er nur so harmlos, oder wußte er wirklich nicht, daß ich Renata seinetwegen zu verlieren im Begriff war, daß sie mich nur noch besuchte, um in seiner Nähe zu sein, einen Blick von ihm zu erhaschen oder zwei, drei Worte mit ihm zu wechseln?
    Wußte er nichts von den schlaflosen Nächten, in denen ich ihn, meinen besten Freund, zur Hölle gewünscht hatte, ihn, der immer zwischen mir und Renata stand, obwohl er mir nie Anlaß zum Mißtrauen gegeben hatte.
    Daß er mir damals Lu ausgespannt hatte, nahm ich ihm nicht mehr übel. Lu hatte mich nie geliebt, sie sah in mir – wie ich zu spät erkannte – nur einen guten Freund. Aber ein zweites Mal würde meine Freundschaft zu ihm eine solche Prüfung nicht bestehen, und das wußte auch er. Deshalb gab er sich Renata gegenüber – jedenfalls wenn ich dabei war – betont neutral.
    Dafür wurde Renata in ihren Sympathiebezeigungen immer deutlicher. Sie gab sich kaum noch Mühe, ihre Gefühle für Reg vor mir zu verbergen. Natürlich gab es Krach.
    Ich sah es schon kommen, es würde alles so enden wie damals mit Lu. Aber daran wollte ich jetzt nicht mehr denken, zumal wir beide über Lus schrecklichen Tod nicht hinwegka-men. Ich antwortete kurz und abweisend: „Renata erwartet mich auf AURORA.“
    Reg spürte, daß er einen Fehler gemacht hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einer mimischen Entschuldigung, und als er verlegen sein kantiges Kinn knetete, quälte ich mir ein fröhliches Grinsen ab. Das beruhigte ihn. Er sah sich im Raum um und fragte: „Hast du schon jemanden, der dich mit zur Basis nimmt?“
    Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. Es war wie verhext! Sie flogen sonstwohin, aber um AURORA drückten sie sich diesmal herum wie die Katze um den heißen Brei.
    Reg sagte: „Ich hätte was für dich… Allerdings will er es nicht umsonst machen.“
    Ich sah ihn verblüfft an. Was sollte der Unsinn? Nicht umsonst machen? Ich war nicht zu weiteren Spaßen aufgelegt!
    „Na, ganz einfach, er will etwas dafür haben, daß er dich mitnimmt“, erklärte er mir.
    Ich schielte ihn mißtrauisch an. Das gab es doch nicht; das müßte ein Kranker sein, der an irgendeiner Psychose litt, einer Manie. Aber nein, dann besäße er keine Lizenz. Ich fand keine plausible Erklärung für solch eigenartiges Verhalten.
    Reg grinste und rieb sich die Hände. „Das ist so, der Korenther fliegt heute zurück, und er würde dich auf AURORA absetzen.“
    „Du bist verrückt! Du weißt doch…“ Er unterbrach mich:
    „Ja, ich weiß, du kannst die Korenther nicht leiden, aber Magister Spinks ist ein netter Kerl, wenn er auch einige seltsame Angewohnheiten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher