Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
Vom Netzwerk:
tun, was sie Arthano angetan hatte. Und mit ihrer Magie, die
viel mächtiger war, als das Mädchen überhaupt
einschätzen konnte.
    Wir
liefen bergabwärts. Schon hörten wir Rufe. Malja und Ty!
Sie hatten uns entdeckt.
    Maljas
Lippen waren fest aufeinandergepresst, als sie uns musterte. „Phiol?“
    „Arthano
und Phiol sind tot“, brachte ich hervor.
    Ty
schloss mich fest in seine Arme. Er zitterte und brachte kein Wort
zustande. Mir ging es nicht anders. Dann ließ er mich los, um
auch Anyún zu umarmen.
    Ich
sah zurück zu dem Berg des Dämons. Aus einem Krater an der
Seite des Vulkans trat Lava aus. Gemächlich bahnte sie sich
ihren Weg nach unten. „Der Dämon ist sauer“, stellte
ich fest.
    Ty
zog sich das Hemd über den Kopf und reichte es mir. Ich hatte
vergessen, dass ich nackt war.
    „Carlo
hat es nicht geschafft“, sagte er mitgenommen. Ich nahm seine
Hand und hatte vor, ihn nie wieder loszulassen.
    So
viele Menschen waren gestorben. Wertvolle Menschen, deren Familien
nun vergeblich auf sie warteten. Und es war noch nicht vorüber.
Die Lava floss in unsere Richtung und damit in Richtung der Stadt
Kantarra. Sofern die Menschen dort das drohende Unheil nicht bereits
bemerkt hatten, mussten wir sie warnen.
    „Lasst
uns nach Kantarra gehen. Das Volk muss wissen, was passiert ist und
was jetzt noch kommt.“
    Kaum
hatte ich diese Worte gesprochen, verkündete ein lautes Krachen
über uns den wahren Zorn des Dämons. Gesteinsbrocken flogen
über unsere Köpfe hinweg und krachten unweit von uns auf
die Erde. Der Boden unter unseren Füßen erzitterte erneut.
Staub lag in der Luft, der uns allen den Atem nahm.
    Wir
rannten hustend los, liefen um unser Leben, so schnell es uns noch
möglich war. Aber wir waren am Ende unserer Kräfte. Meine
Schwester fiel als erste zurück.
    „Anyún,
lauf!“
    „Ich
kann nicht mehr!“ Sie keuchte und ging in die Knie.
    Schnell
war ich bei ihr. „Gib nicht auf! Wenn wir das Meer erreichen,
sind wir in Sicherheit.“
    Sie
schüttelte den Kopf. Etwas fiel ihr ein und sie griff nach dem
Halsband, das Arthes ihr gegeben hatte. „Wann geht die Sonne
auf?“
    Ty
war bei uns. „In ungefähr einer Stunde.“
    Sie
nahm den Anhänger, einen knöchernen Gegenstand, zwischen
ihre Lippen und blies mit dem Atem, der ihr noch geblieben war,
hinein. Ich vernahm nur ein kleines Pfeifen, mehr nicht.
    „Was
soll das? Sieh doch, die Lava fließt schneller, wir müssen
weiter!“
    „Wartet.“
    „Wir
können nicht warten!“ Zornig nahm ich sie am Ellbogen.
„Steh auf!“
    Malja
kam zu uns zurück, schweigend. Über uns erschien ein
dunkler Fleck.
    „Seht
doch! Da ist er schon! Er muss ganz in der Nähe gewesen sein“,
rief Anyún aufgeregt.
    Zehn
Schritte entfernt von uns landete ein Mahr. Anyún ging zu ihm
und streichelte zärtlich über die schwarze Nase dieses
Wesens der Nacht. „Er kann uns fortbringen! Wir sind in
Windeseile in Sicherheit!“
    Ich
konnte ihre Freude kaum teilen. „Er kann uns nicht alle vier
tragen.“
    Es
war erstaunlich, wie zutraulich sich das scheue Wesen gegenüber
Anyún verhielt.
    „Malja,
geh du mit Anyún. Bring sie in Sicherheit. Bring sie heim nach
Alantua. Berichtet dem Rat, was geschehen ist.“
    „Aber
was ist mit dir?“ widersprach Anyún.
    „Ty
und ich laufen nach Kantarra. Wir werden Arthes suchen und dann mit
der
Anjina
hinaus aufs Meer segeln.
    Malja
sah mich an, unfähig zu sprechen. Sie wirkte völlig
verstört. Hatte sie begriffen, was ich gerade gesagt hatte? Die
Nachricht von Phiols Tod hatte sie grausam getroffen. Erst jetzt
erkannte ich, dass Phiol viel mehr als eine Freundin für sie
gewesen war. Ich schloss Malja intuitiv in die Arme. „Lir
braucht dich jetzt“, flüsterte ich.
    Sie
nickte und begab sich zu Anyún. Ich umarmte auch meine kleine
Schwester ein letztes Mal und versprach: „Wir werden schon bald
bei euch sein.“

    Ty
und ich sahen noch zu, wie Anyún und Malja auf den Mahr
stiegen. Mit schneller werdenden Flügelschlägen hob sich
das Wesen in die Luft. Als sie im Nachthimmel nicht mehr zu sehen
waren, umarmte ich Ty.
    „Wenn
wir das hier überleben, werde ich den Schmuggel aufgeben und mir
eine ehrliche Arbeit suchen.“
    Ich
lachte. Eine Art Hysterie nahte, anders war das Lachen nicht zu
erklären.
    Schnell
liefen wir weiter. Wir trafen auf zwei oder drei Leute, die von
unserem Trupp übrig geblieben waren. Hinter uns brüllte der
Dämonenberg immer wieder seinen Zorn hinaus. Vor uns lagen die
Trümmer der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher