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Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
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Intensität kalte Schauer über den Rücken
laufen ließen.
    Anyún
hielt sich eng an der Wand, aus der wir gerade geschlüpft waren,
als könne sie so mit dem Fels verschmelzen und unsichtbar
bleiben.
    „Ich
werde ihn ablenken. Vielleicht schaffe ich es, dass er von Phiol
ablässt. Dann kümmere dich um sie. Versuche, sie nach
draußen zu bringen.“
    „Und
du?“
    „Mach
dir keine Gedanken um mich. Mein Fell ist dick genug, ihm eine Weile
standzuhalten.“ Doch ich wusste, die Gefahr, in dieser
dämonischen Höhle ums Leben zu kommen, war größer,
als die Chance, hier unbeschadet herauszukommen. Ich trat vor und die
Bärin grollte.
    „Arthano!“
rief ich, als ich weit genug von Anyún entfernt war.
    Langsam
richtete er sich auf. Seine Gestalt wirkte größer.
Arrogant drehte er sich um.
    Seine
Augen leuchteten wie flüssiges Gold. Seine Haut glänzte,
als habe er in eben diesem Gold gebadet. Die Verwandlung hatte
bereits begonnen. Er lachte und dieses Lachen klang unnatürlich
heiser.
    „Ich
wusste, du würdest kommen. Es ist gut. So wirst du Zeugin von
etwas Einmaligen.“
    „Das
konnte ich mir unmöglich entgehen lassen“, stimmte ich zu.
Ich ging ein paar Schritte seitwärts, ohne ihm näher zu
kommen, nur noch etwas weiter fort von Anyún. Er ließ
mich nicht aus den Augen.
    „Ich
wollte, dass du hier bist“, gestand er. „Deshalb gab ich
dir den Trank. Du solltest sehen, wie unglaublich mächtig ich
werde.“
    „Hast
du deshalb unsere Schwester hierher verschleppt? Um mich
herzulocken?“ Ich ging noch ein paar Schritte seitwärts.
Wenn ich ihn in ein Gespräch verwickelte, hatte Anyún
eine Chance. Ich konnte nun über den Rand der Ebene sehen. Unter
uns verlief ein orangeglühender Lavastrom.
    „Phiol
ist so wertvoll! Hättest du das je gedacht?“ faselte er.
    Ich
konnte sie sehen. Reglos lag sie dort, eine tiefe Schnittwunde
prangte auf ihrem nackten, fahlen Leib. Lebte sie noch? Ich konnte es
nicht erkennen! Alles in mir drängte danach, dieses Monster
schreiend und mit all meiner Kraft zu Boden zu werfen, seine Kehle zu
zerquetschen, bis ihm sein überhebliches Grinsen endlich
verging. Ich beherrschte mich. Noch hatte ich das Messer. Ich
umklammerte den Griff krampfhaft, hielt es unter dem Umhang
verborgen.
    „Was
macht sie denn so wertvoll?“ erkundigte ich mich.
    „Ihr
Blut!“ Seine Augen – so unmenschlich golden –
leuchteten auf. „In ihr fließt das reinste Blut der
Götter ... das Blut Kantús vereinigt mit dem von Alantua.
Sieh, wie begierig der Dämon es aufsaugt! Und sieh, wie
machtvoll es ist!“ Er breitete die Arme aus, damit ich seinen
Körper bewunderte. Noch wirkten seine Gliedmaßen
menschlich, doch seine Gestalt war nun größer. Er trug nur
seine Beinkleider und sein muskulöser Oberkörper schimmerte
golden im orangefarbenen Licht. An seinen Händen klebte das Blut
meiner Schwester.
    „Sehr
eindrucksvoll“, bemerkte ich.
    Anyún
hatte sich von der Wand gelöst, ich nahm es im Augenwinkel wahr.
Also redete ich schnell weiter: „Und wie sieht meine Rolle in
diesem Spiel aus?“
    Er
kam langsam auf mich zu. „Wie ich schon sagte: Gemeinsam
könnten wir über Kantú und Alantua herrschen.“
    „Du
brauchst mich nicht, Arthano. Nicht als mächtigstes Wesen auf
dieser Welt.“
    „Oh
doch, ich brauche dich. Ich brauche dich sogar sehr, kleine Bärin.
Die Fähigkeit, sich zu wandeln, wirst du an unsere Nachkommen
vererben. Zusammen mit meinem Drachenblut werden sie Mensch und
Drache sein! Wir begründen eine völlig neue Rasse der
Menschheit! Eine mächtige, unbesiegbare Dynastie.“
    „Also
bin ich nichts weiter als eine Zuchtstute?“
    „Nein
... nein ... Kwarren.“ Er war bei mir mit einer einzigen
fließenden Bewegung. Mit glühenden Fingern strich er mir
die Locken aus dem Gesicht. „Ich will die Macht mit dir teilen!
Du offenbarst mir eine gänzlich neue Perspektive: Was nützt
mir Macht und aller Besitz der Welt, wenn ... wenn ich immer nur
allein bin? Ich wollte nie eine Partnerin. Aber dann traf ich dich.
Spürst du nicht, dass ich dich begehre?“ Er nahm den Stoff
des schwarzen Umhangs, öffnete ihn und musterte meinen nackten,
blutbesudelten Körper. Ich atmete scharf ein. Das Messer in
meiner rechten Hand war noch verdeckt. „Kwarren, ich liebe
dich.“
    Ich
sah ihn an und versuchte in seinen Augen die Wahrheit zu erkennen.
Liebe? Wusste er denn überhaupt, was Liebe ist? Über seine
Schulter hinweg sah ich Anyún. Sie war nun bei Phiol,
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