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Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
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Stadt.
    Sie
war verlassen. Nur Leichen waren zwischen den Ruinen auszumachen. Wo
waren die Überlebenden? Wo war Prinz Arthes? Niemand war hier!
    „Was
sollen wir jetzt tun?“ Ich war ratlos, konnte mir das alles
nicht erklären.
    „Sie
haben sich gewiss bereits in Sicherheit gebracht“ beruhigte
mich Ty. „Lass uns zur
Anjina
gehen, damit wir dieses verfluchte Land endlich verlassen können.“
    Und
so eilten wir weiter, verließen die Ruinen der Stadt und kamen
im Morgengrauen westlich davon an die kleine Bucht, in der die
Anjina
ankerte.
    „Göttin
Monwym, steh uns bei“, hörte ich Ty rufen.
    Sein
Schiff war fort.
    Und
noch schlimmer: Das Meer war fort.

Leere

    Kurz
vor Sonnenaufgang erreichten sie das Marahana-Gebirge. Der Mahr fand
eine unbewohnte Höhle, in die sie sich für den Tag
zurückzogen. Und obwohl Anyún fror und die Bilder der
Nacht noch vor ihren Augen standen, fiel sie, an die feuchte Wand der
Höhe gelehnt, rasch in einen tiefen, traumlosen Schlaf der
Erschöpfung.
    Am
Abend erwachte sie. Der Mahr war fort und Malja stand schweigend am
Höhleneingang.
    „Ist
er auf der Jagd?“
    „Vermutlich.“
Maljas Stimme war heiser, ihre Augen waren umschattet. „Wir
könnten auch eine Stärkung gebrauchen.“
    „Der
Flug nach Dejia dauert nicht lange. Wir werden schon morgen Nacht
dort ankommen.“ Anyún glaubte nicht, dass Malja
überhaupt geruht hatte. Die große Frau wich ihrem Blick
aus und sagte nichts mehr. Anyún hätte gerne einen Arm um
sie gelegt, scheute jedoch die Reaktion. Früher hatte Malja sie
in traurigen Momenten getröstet. Sie hätte ihr nun gerne
etwas von dieser Geborgenheit zurückgegeben. Malja hatte die
Arme vor der Brust verschränkt. Die Verletzung an ihrem
Oberschenkel schien sie überhaupt nicht zu bemerken. Eine
schwarze Kruste hatte sich bereits gebildet. Der Stoff ihrer Hose war
mit der Wunde verklebt.
    „Soll
ich versuchen, sie zu heilen?“
    Malja
sah an sich herunter. Sie nickte, als hätte sie die Verletzung
ganz vergessen. Ihr innerer Schmerz war so groß und erfüllte
sie dermaßen, dass ihr körperliches Leiden überdeckt
wurde.

    Zur
Mitte der nächsten Nacht erreichten sie ihre Heimatstadt. Anyún
sah Lagerfeuer noch weit südlich des Dej.
    „Das
sind Truppen“, stellte Malja hinter ihr fest. „Es sind
Krieger.“
    Der
Mahr setzte die beiden auf jenem Hügel ab, von dem Anyún
und Arthes vor wenigen Nächten erst aufgebrochen waren.
    Ihr
ganzes Leben hatte sich seither verändert. Anyún war
nicht mehr jenes junge Mädchen, das sich über gewisse
Träume wunderte. Sie hatte Menschen sterben sehen. Die Realität
war viel schlimmer als alles, was jemals in ihren Träumen
geschehen war. Sie war dem grausamsten Mann begegnet, den man sich
vorstellen konnte. Sie hatte ihm die Stirn geboten, ihre Magie gegen
ihn eingesetzt. Sie hatte ihre Schwester verloren ... und sie hatte
neue Freunde gefunden.
    Malja
und Anyún umrundeten das Schloss, um Seite an Seite vor den
Haupteingang zu treten.
    „Etwas
stimmt hier ganz und gar nicht“, stellte Malja fest. „Sieh,
die Wachen wurden verdoppelt. Und die Fahnen...“
    Anyún
hob den Blick gen Sternenhimmel. Die Fahnen oben auf den höchsten
Türmen ihres Schlosses wehten auf Halbmast. „Sie können
doch nicht wissen, dass Phiol tot ist.“
    Malja
packte sie grob am Arm. „Dann ist es nicht wegen Phiol.“
Sie traten vor die Wachen und Malja befahl herrisch: „Lasst uns
ein!“
    „Wer
... oh, Ihr!“ Die Wachen salutierten.
    Dreckig,
hungrig und unendlich müde wurden sie in das Arbeitszimmer
General Tyrons geleitet. Das dunkle Zimmer wurde nur von einer
einzigen Kerze auf dem Schreibtisch erhellt. Das Gesicht General
Marta Tyrons war schattenerfüllt.
    „Wo
um alles in der Welt warst du?!“ brüllte sie Anyún
an.
    Schützend
schob Malja Anyún hinter ihre große Gestalt. „General“,
salutierte sie. „Ich bringe Euch die Prinzessin, sie ist
unversehrt.“
    Maljas
Mutter ignorierte sie einfach. Sie sprang hinter ihrem Schreibtisch
auf und stürmte auf Anyún zu. Sie packte sie so fest an
den Oberarmen, dass das Mädchen aufschrie.
    „Weißt
du, was du getan hast? Weißt du das?!“
    Malja
legte ihrer Mutter eine Hand auf den Oberarm. „Lass sie los, du
tust ihr weh.“
    Abrupt
ließ General Tyron Anyún los. „Du hast sie
getötet. Es ist deine Schuld!“
    „Was
redest du da, Mutter? Anyún hat niemanden getötet. Sie
war in Kantú.“
    Doch
Anyún verstand. Ihre Kehle schnürte sich zu.
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