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Alantua

Alantua

Titel: Alantua
Autoren: J. T. Bernett
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General Tyrons.
    Prinz
Arthes war mit weiteren Booten in Ilinde angekommen. Er lebte! Viele
Tage hatte er so viele Flüchtlinge wie möglich an der Küste
aufgenommen. Er bat nun um vorübergehende Unterkunft für
sich und sein Volk. Marta ließ den Rat einberufen. Anyún
ließ es sich nicht nehmen, daran teilzuhaben. Man beschloss,
Ilinde Hilfe zukommen zu lassen. Allein schaffte die Stadt es nicht,
sich um die eigenen Verluste und gleichzeitig um die Flüchtlinge
zu kümmern. Außerdem schickte man Prinz Arthes die
Einladung, nach Dejia zu kommen.
    An
zwanzigsten Tag nach der Katastrophe näherte sich ein Reiter der
Stadt Dejia. Sein Pferd war nass vor Anstrengung, das Maul des Tieres
schaumig. Die Neuigkeit, die er mit sich brachte, sprach sich schnell
herum. Weitere Überlebende aus Kantú waren auf dem
Landweg unterwegs nach Dejia. Sie waren nur noch zwei Tagesmärsche
entfernt. Es waren die Menschen, die keine Schiffe mehr erreicht
hatten, die Menschen, die vor der großen Welle geflohen waren.
Sie hatten die Lava und den Staub überlebt und waren zu Fuß
geflohen, mit dem, was sie am Leib trugen.
    „Wir
reiten ihnen entgegen“, beschloss Anyún im Arbeitszimmer
General Tyrons. „Sie haben ganz sicher Verletzte und Kranke bei
sich. Wir bringen ihnen auch frisches Wasser und Nahrungsmittel.“
Ihre innerste Hoffnung wagte sie nicht auszusprechen: Vielleicht war
Kwarren unter ihnen.
    Sie
schickten Malja mit ihr und weitere Helfer, sowie Nahrung, Wasser und
saubere Decken.
    Auf
der Straße von Süden kommend schlängelte sich eine
endlos wirkende Menge heruntergekommener Menschen den Weg gen Dejia
entlang. Sie kamen nur langsam voran, denn viele von ihnen waren
verletzt und restlos entkräftet.
    „Wo
sollen wir die Leute nur unterbringen?“ sagte Malja bestürzt.
    „Wir
rücken einfach ein bisschen enger zusammen“, erklärte
Anyún frei heraus. Sie richtete sich in ihrem Sattel auf, um
weiter sehen zu können. Doch unter Schmutz, Asche, Schweiß
und Blut waren die Gesichter kaum zu erkennen. So stieg sie ab und
eilte mit einem Krug Wasser zu Fuß auf die Ersten der Schlange
zu.
    „Wir
bringen euch Wasser und Nahrung“, hieß Anyún die
Neuankömmlinge willkommen. „Dejia ist nicht mehr weit.“
    Die
Menschen nahmen die Gaben dankbar an.
    „Sagt,
ist vielleicht eine Frau mit wilden braunen Locken unter euch. Sie
hat grüne Augen, ist etwas größer als ich? Ein Mann
begleitet sie...“ Sie brauchte nicht weiter zu erklären.
    „Meint
Ihr Bromm, die Bärin?“ meldete sich eine Frau mit
leuchtenden Augen.
    „Ja!
Sie ist meine Schwester!“
    Die
Frau hielt ihre Hände. „Dann liegt die Güte der
Götter wahrlich in Eurer Familie. Bromm hat uns an den Bergen
entlang zu den Sümpfen geführt. Ihr ist es zu verdanken,
dass so viele von uns der großen Flut entkamen und den Weg nach
Alantua fanden. Mögen Euch die Götter ewig segnen, Kind.“
Die Frau trank in hastigen Schlucken etwas Wasser, bevor sie
fortfuhr: „Bromm ist weit hinten bei den Verletzten und Alten.“
    Anyúns
Herz machte einen Satz. Sie war nicht mehr zu halten, drückte
den Krug Wasser jener Frau in die Hände, raffte ihr Kleid und
rannte los.
    „Kwarren?“
rief sie. Konnte es wirklich wahr sein? Hatte ihre Schwester diese
Hölle wirklich überlebt? „Kwarren!“
    „Anyún!“
    Sie
rannte schneller, stolperte beinahe, fing sich und als sie sich
wieder aufrichtete, wurde sie in eine feste Umarmung geschlossen.
    Und
endlich konnte Anyún weinen.
    „Ist
gut ... ist ja gut. Ich bin jetzt da. Und ich lass’ dich nie
wieder allein.“

Abschied

    Arthes
sah sie ernst an. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr seine hellen
Augen denen von Arthano glichen.
    „Wir
werden uns wiedersehen, davon bin ich überzeugt.“
    Anyún
lächelte. „Die Götter allein wissen es.“
    Sie
befanden sich in dem Arbeitszimmer ihrer Mutter. Die Sonne schien
hell durch das breite Fenster.
    „Die
Götter haben uns zueinander geführt. Sie werden es wieder
tun.“ Nun lächelte er auch. Doch die Anspannung wich nicht
aus seiner Haltung. Fünf Schritte stand er von ihr entfernt,
bereits in einen Reisemantel gekleidet. Er sah an ihr vorbei zum
Fenster hinaus. „Die Verantwortung für die Menschen aus
Kantú liegt nun in meinen Händen ... so wie die
Verantwortung für Alantua in den deinen liegt.“
    Sie
überwand die Distanz zwischen ihnen und umarmte ihn vorsichtig.
„Mögen alle Götter deinen Weg beschützen.“
    „Danke,
Anyún.“ Er schenkte ihr zum
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