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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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Hinter der Mauer erhoben sich bis zum eigentlichen Palast hinauf in vielen Ebenen gestaffelt Gebäude und Türme. Dieser Bezirk verfügte über eigene Gärten, Brunnen, Ställe, Kasernen und Tierzwinger. Draußen auf der anderen Seite der Mauer lag der Königswald.
    All diese Dinge kannte Alanna aus den Büchern und den Karten ihres Vaters, doch dieser wirkliche Anblick verschlug ihr den Atem.
    Coram ritt voraus auf den Schlosshof und zu den Ställen. Hier erwarteten Bedienstete die Ankunft der Gäste, um sie zu ihren Gemächern zu führen, die Diener der Ankömmlinge einzuweisen und sich um die Pferde zu kümmern. Einer dieser Männer kam auf sie zu.
    Coram stieg vom Pferd. »Ich bin Coram Smythesson vom Lehnsgut Trebond. Ich habe meinen Herrn, Alan von Trebond, der seinen Dienst am Hof antreten soll, hierhergeleitet.«
    Der Pferdeknecht verbeugte sich. Einem königlichen Pagen wurde ein gewisses Maß an Respekt gezollt, jedoch nicht im gleichen Maß wie einem erwachsenen Edelmann. »Dann werd ich mal die Pferde nehmen, Herr«, sagte er im starken Dialekt der Stadtbewohner. »Timon!«, rief er.
    Ein schlanker junger Mann in königlicher Livree kam herangeeilt. »Ja, Stefan?«
    »Da ist jemand für Seine Gnaden. Ich kümmre mich ums Gepäck.«
    Alanna stieg ab und umarmte Chubby für einen Augenblick. Es kam ihr so vor, als sei er der letzte Freund, den sie noch hatte. Sie musste sich beeilen, um Timon und Coram einzuholen.

    »Dass du mir Seiner Gnaden den Respekt erweist, der ihm zusteht«, knurrte ihr Coram ins Ohr. »Er ist ein Zauberer, der mit seinem Schwert umzugehen weiß, und einem besseren Lehrmeister wirst du nie begegnen.«
    Alanna rieb sich nervös an der Nase. Was war, wenn etwas schiefging? Was war, wenn ihr der Herzog auf die Schliche kam?
    Sie warf Coram einen Blick zu. Er schwitzte. Alanna knirschte mit den Zähnen und reckte störrisch das Kinn nach vorn. Sie würde diese Sache schon überstehen.

2
Der neue Page

    Herzog Gareth von Naxen war groß und dürr, und glanzloses braunes Haar fiel ihm in die trüben braunen Augen. Obwohl er unscheinbar aussah, lag etwas Respekteinflößendes in seiner Erscheinung.
    »So – Alan von Trebond?« Seine Stimme war dünn und näselnd. Er runzelte die Stirn, als er das Siegel von Alannas Brief brach. »Ich hoffe, du wirst dich hier besser machen als dein Vater. Er hockte nur unentwegt über seinen Büchern.«
    Alanna schluckte schwer. Der Herzog machte sie nervös. »Das tut er noch immer, Herr.«
    Der Herzog, der nicht sicher war, ob das schnippisch gemeint war, warf ihr einen strengen Blick zu. »Soso. Das habe ich mir gedacht.« Er lächelte und nickte Alannas Diener zu. »Coram Smythesson. Es ist lange her seit der Schlacht im Frohwald.«
    Coram verbeugte sich und strahlte. »Ich hätte nicht gedacht, dass sich Eure Lordschaft erinnern würden. Das ist schon zwanzig Jahre her, und ich war damals noch ein junger Bursche.«
    »Ich vergesse keinen, der mir das Leben gerettet hat. Willkommen im Palast. Es wird euch hier gefallen – obwohl du hart arbeiten wirst, mein Junge.« Herzog Gareth wandte
seine Aufmerksamkeit wieder Alanna zu. »Setzt euch, alle beide.« Sie gehorchten. »Du, Alan von Trebond, bist hier, um zu lernen, was es bedeutet, ein Ritter und ein Edelmann von Tortall zu sein. Das ist keine leichte Aufgabe. Du musst lernen die Schwachen zu verteidigen, deinem Oberherrn zu gehorchen, dem Recht zum Sieg zu verhelfen. Eines Tages wirst du uns vielleicht sogar verraten können, was das ist – das Recht.« Es war unmöglich zu beurteilen, ob er scherzte. Alanna beschloss, nicht zu fragen.
    »Bis zum Alter von vierzehn wirst du Page sein«, fuhr der Herzog fort. »Du wirst beim Abendessen bei Tisch servieren. Du wirst für jeden, der dich darum bittet – sei es nun ein Lord oder eine Lady –, Botengänge erledigen. Die Hälfte deines Tages wirst du darauf verwenden, Kampfsportarten zu erlernen. In der Hoffnung, dass wir dir das Denken beibringen können, wirst du die andere Hälfte mit Büchern verbringen. Wenn deine Lehrer der Meinung sind, du seist dafür bereit, wirst du mit vierzehn zum Knappen ernannt. Vielleicht wird dich dann ein Ritter zu seinem persönlichen Knappen wählen. Sofern das geschieht, wirst du dich um die Besitztümer deines Herrn kümmern, Botengänge für ihn erledigen und seine Interessen wahren. Dein übriger Unterricht wird weitergehen – und er wird natürlich schwieriger werden.«
    »Mit achtzehn wirst du der
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