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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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Dorfheilerin, hörte sich die beiden an und schwieg. Als Alanna fertig war, drehte sich die Frau um und sah eine Zeit lang zur Tür hinaus. Schließlich wandte sie sich wieder den Zwillingen zu.
    Die beiden wussten es nicht, doch Maude war in Schwierigkeiten. Sie hatte ihnen jeglichen Zauber beigebracht, den sie beherrschte. Alle beide waren fähig noch viel mehr zu lernen, doch es gab keine anderen Lehrer in Trebond. Thom wollte seine Zauberei so weit wie möglich auskosten, aber er mochte die Menschen nicht. Auch auf Maude hörte er nur, weil er der Meinung war, sie habe ihm noch etwas beizubringen. Coram – den zweiten Erwachsenen, der sich um die Zwillinge kümmerte – hasste er, weil er sich durch ihn ziemlich dumm vorkam. Der einzige Mensch, den Thom außer sich selbst noch liebte, war Alanna. Maude dachte über Alanna nach und seufzte. Das Mädchen war ganz anders als ihr Bruder. Alanna hatte Angst vor ihrer Magie. Thom musste man dazu zwingen, auf die Jagd zu gehen; Alanna dagegen musste man überlisten und anflehen Zaubersprüche auszuprobieren.
    Maude hatte sich auf den Tag gefreut, an dem sich andere um diese beiden würden kümmern müssen. Jetzt hatte es den Anschein, als wollten die Götter sie durch die Zwillinge noch ein letztes Mal auf die Probe stellen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ohne Hilfe kann ich eine derartige Entscheidung nicht treffen. Ich muss versuchen im Feuer zu ›sehen‹.«
    Thom runzelte die Stirn. »Ich dachte, das könntest du nicht? Ich dachte, du könntest nur heilen?«
    Maude wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Sie hatte Angst. »Es muss dich nicht kümmern, was ich kann und was
nicht«, gab sie barsch zurück. »Alanna, bring Holz. Thom, du holst Eisenkraut.«
    Eiligst taten die beiden, was man ihnen befohlen hatte. Alanna kehrte als Erste zurück und legte Holz auf das Feuer, das in der Feuerstelle brannte. Thom folgte kurz darauf mit Blättern der magischen Pflanze Eisenkraut.
    Maude kniete sich vor die Feuerstelle und bedeutete den Zwillingen, sich rechts und links von ihr niederzusetzen. Sie spürte, wie ihr Schweißtropfen den Rücken hinunterliefen. Die Leute, die sich an Zauberkünsten versuchten, die ihnen die Götter nicht verliehen hatten, starben oft auf hässliche Art und Weise. Maude sandte ein lautloses Gebet zur Großen Muttergöttin und versprach gutes Betragen für den Rest ihres Lebens, sofern die Göttin nur dafür sorgte, dass sie diese Angelegenheit heil überstand.
    Sie warf die Blätter ins Feuer, und ihre Lippen bewegten sich lautlos, als sie die heiligen Worte sprach. Langsam griff ihre Zauberkraft und die der Zwillinge auf das Feuer über. Die Flammen verfärbten sich grün von Maudes Magie und purpurfarben von derjenigen der Zwillinge. Die Frau atmete ein, packte die linken Hände der beiden und stieß sie ins Feuer. Eine Energie schoss ihre Arme empor. Thom stieß einen Schrei aus und wand sich vor Schmerz, den ihm die Zauberkraft zufügte, die ihn nun nach und nach erfüllte. Alanna biss sich auf die Unterlippe, bis sie blutete, und kämpfte so auf ihre eigene Art und Weise gegen den Schmerz an. Maudes Augen waren weit aufgerissen und leer, während sie die verschlungenen Hände der beiden ins Feuer hielt.
    Plötzlich runzelte Alanna die Stirn. Im Feuer stieg ein Bild auf. Das war unmöglich – nicht sie war es, die ›sehen‹ sollte.
Da ja Maude den Zauberspruch gesprochen hatte, stand das nur ihr zu. Doch im Widerspruch zu allen Zauberregeln, die Alanna gelernt hatte, wurde das Bild größer und breitete sich aus. Es war eine Stadt, die ganz und gar aus schwarzem, schimmerndem Stein bestand. Alanna beugte sich vor und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. So etwas wie diese Stadt hatte sie noch nie zuvor erblickt. Die Sonne brannte auf funkelnde Mauern und Türme herab. Alanna hatte Angst – mehr Angst als jemals zuvor ...
    Maude ließ die Zwillinge los. Das Bild verschwand. Alanna fror jetzt und sie war völlig durcheinander. Was für eine Stadt war das gewesen?
    Wo lag sie?
    Thom untersuchte seine Hand. Keine Brandspuren waren zu sehen; nicht einmal Narben. Es gab nichts, woran man hätte ablesen können, dass Maude ihre Hände minutenlang in die Flammen gehalten hatte.
    Maude setzte sich auf ihre Fersen zurück. Sie sah alt und müde aus. »Ich habe viele Dinge gesehen, die ich nicht verstehe«, sagte sie endlich. »Viele Dinge ...«
    »Hast du die Stadt gesehen?«, wollte Alanna wissen.
    Maude warf ihr einen
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