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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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dessen aufzusaugen, der das Pech hatte, darauf zu treten. Hier hatte Si-cham seine Hand verloren.
    Hinter dem Tor zum Idramm war ein verlassener Bau – die Legende sagte, es sei ein Tempel gewesen. Dort lehnte Roger mit verschränkten Armen an einem umgestürzten Pfeiler. Blutrotes Feuer umgab ihn und funkelte böse auf seinem schwarzseidenen Gewand.
    Er lächelte. »Ich wusste, dass du mich nicht enttäuschen würdest. Aber du hast länger gebraucht, als ich dachte.«
    Alanna berührte die Kringel des Musters mit dem Schwert. Sie stellte fest, dass der Sand mit dem steinernen Fußboden verschmolzen war. Eine grelle Hitze schoss durch ihre Klinge empor, dass sie aufschrie und sie wegriss. Roger musterte sie prüfend. Plötzlich wusste sie, warum. Mit ihrem altbekannten, sorglosen Grinsen breitete sie die Hände aus. »Wusstest du es nicht, Roger? Meine Gabe ist weg. Es ist nichts da, was mir dein Tor stehlen könnte.«

    Er bekam schmale Augen. »Wieso – ach ja, Si-cham. Jetzt verstehe ich.«
    »Deshalb war dein Erdbebenzauber kein Erfolg«, sagte sie. »Jon hält dich auf. Er besitzt das Juwel, die Krone, meine Gabe und sogar die Zauberkraft, die Thom auf mich übertragen hatte. Was bedeutet, dass er dich mit einem Teil deiner eigenen Gabe aufhält.«
    Er zuckte die Achseln. »Deshalb reicht also meine Kraft nicht aus, diese Komödie schnell zu beenden. Das tut jedoch nichts zur Sache.«
    »Doch, tut es, Roger«, sagte sie. »Eine weitere Gelegenheit wirst du nicht kriegen. Du hast dir einen hässlichen Tod auf dem Verräter-Hügel erkauft. Anschließend werde ich deine Asche eigenhändig im Wind verstreuen!«
    »Meinst du, ich hätte irgendwas dem Zufall überlassen, meine Liebe? Ich hatte Zeit genug das Ganze zu planen. Weißt du, als sie mich begruben, war ich nämlich nicht ganz tot.« Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber er schüttelte den Kopf. »Wenn wir Zeit hätten, würde ich dir eine machtvolle Sache erklären, die sich ›Schlaf des Zauberers‹ nennt. Nach euren Begriffen war ich tot. Nach meinen ...« Sein Gesichtsausdruck war kalt und Furcht erregend. Dann wischte er seine düstere Stimmung mit einer Handbewegung fort.
    »Ich habe mit Sorgfalt geplant, weil du, süße Löwin, mir zu oft entwischt bist, du und mein königlicher Vetter. Er hat viel gelernt – mehr als damals, als ich noch sein Lehrer war. Woher er aber diese Zauberkraft hat, die nach Wüste riecht, werde ich wohl nie erfahren.
    Du hast dich nicht von meinem Tor einfangen lassen, aber du bist müde. Sobald du in meine Reichweite kommst ...«
Lächelnd nahm er ein Messer, das neben ihm lag. Blutflecken waren darauf. »Ich brauche nur ein kleines Stückchen von dir abzuschneiden, wie bei Si-cham. Dieses Stückchen gewährt mir Zugang zu deinem Innersten und somit freie Bahn zu Jonathan und der Zauberkraft, mit der er umgeht.«
    Alanna wurde blass und machte einen unsicheren Schritt rückwärts.
    Roger legte das Messer weg und trat an den Rand des Tors zum Idramm. »Du bist so vorsichtig geworden, dass du es mir wahrscheinlich nicht einfach machen wirst. Sag mir, wie lange wird Jonathan noch durchhalten können?«
    »Für immer!«, schleuderte ihm Alanna herausfordernd entgegen.
    »Vielleicht.« Während er auf das Tor zum Idramm trat, ergriff die Energie, die durch das Muster wogte, sein Gewand. Silber funkelte auf Schwarz; das Muster wiederholte sich auf seinem Gewand. »Wenn Jonathan nicht von irgendwoher noch mehr Zauberkraft erhält – und alle, die ihm dabei helfen könnten, habe ich zur Strecke gebracht –, brauche ich nur zu warten.« Er ging bis zum Zentrum des Musters. »Die Erde hat ihre eigenen Methoden mit unerträglichem Druck umzugehen. Sie stößt ihn ab, verteilt ihn neu, verbraucht ihn in kleinen Erschütterungen. Wenn ihr nichts anderes mehr übrig bleibt, bäumt sie sich auf – und zwar so lange, bis der Druck weg ist. Ein solches Erdbeben können nicht einmal die Götter aufhalten. Jonathan hält das Land fest, doch der Druck meines Zaubers bleibt bestehen. Was meinst du, wie lange wird es dauern, bis dieses unausweichliche Aufbäumen der Erde beginnt?«
    Alanna fror und fühlte sich allein. »Du wirst genauso sterben wie alle anderen«, stieß sie mühsam hervor.

    Sein Lächeln jagte ihr Angst ein. »Aber sicher. Das hoffe ich.«
    Sie packte ihr Schwert und wägte ihre Kraft gegen seine ab. »Warum erzählst du mir das alles?«
    »Weil du es mit mir teilen wirst, kleine Ritterin. Dachtest
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