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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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schnell, dass man nicht mit den Augen folgen konnte. Sie erzielte einen leichten Treffer, dann zielte ihr Schwert reflexartig auf seine Schulter zu. Das Knirschen von Metall auf Metall ließ sie zusammenzucken. Sie stieß einen Fluch aus. Da sie immerzu an Roger denken
musste, hatte sie ganz vergessen, dass Alex eine Rüstung trug. Sie machte einen Satz rückwärts, um seinem Gegenhieb auszuweichen. Jetzt umkreisten sie sich wieder.
    Alex’ Blick war noch fanatischer als zuvor.
    Alanna rieb sich die freie Hand trocken. Dann packte sie das juwelenbesetzte Heft ihres Schwerts mit beiden Händen. Jetzt war sie es, die mit einer Reihe wilder, von oben kommender Schläge angriff.
    Er wich zurück, sie machte einen Schritt vorwärts, und nun folgte ein rascher Schlagabtausch, bei dem keiner der beiden einen Vorteil errang. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie die Lehensmänner, die seinen Befehl, ihre Stellungen zu halten, missachtet hatten.
    Einen winzigen Augenblick zu spät sah sie den komplizierten Gang, den er begonnen hatte. Blitz flog aus ihrer Hand und landete hinter Alex in einer Ecke. Er richtete seine Schwertspitze auf ihre Kehle und grinste verkniffen. »Sag Adieu, Löwin.«
    Langsam wich sie zurück. »Ein ehrenhafter Gegner ließe mich mein Schwert holen und weitermachen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was ich wissen musste, habe ich erfahren. Du warst gut, das gebe ich zu. Aber mir war klar, dass ich ...« M it dem letzten Rest der Energie, die sie noch zurückgehalten hatte, beugte sie sich blitzschnell von seinem Schwert fort, zog den linken Fuß an und trat ihm damit in den Bauch, dass er gegen die Wand flog. Mit einem Wutschrei sprang er auf und kam wieder auf sie zu.
    Liam hatte ihr nur einige wenige Tritte und Schläge beigebracht, hatte aber darauf bestanden, dass sie die endlos wiederholte. Einen langjährigen Shang – Krieger hätte sie nicht schlagen können, aber ihre Schnelligkeit und das ewige
Üben führten dazu, dass sie trotzdem mit der Kraft eines voll ausgebildeten Shang treten oder zuschlagen konnte. Als Alex nun auf sie losging, wich sie zur Seite hin aus und brachte einen zweiten Tritt an, der ihn wieder an die Mauer krachen ließ, und zwar auf dieselbe Stelle. Bei seinem nächsten Angriff kam sein Querhieb so schnell, dass sie nicht wegspringen konnte. Er traf sie auf der Wange und der bloßen rechten Hand. Die kurze Blöße, die sein Schwert dabei ließ, nutzte sie, indem sie ihm mit der einen Faust die Luftröhre zerschmetterte.
    Sie standen so eng beisammen, dass sie spürte, wie das Leben aus ihm floss. Hastig wich sie zurück und ließ ihn fallen. »Der Beste? So sieht das also aus, Alex?«
    Er würde nie mehr eine Antwort geben.
    Sie nahm sein Schwert und fuhr herum, um die Wachtposten zu erledigen, aber die hatten die Flucht ergriffen.
    Nun holte Alanna ihr Schwert und machte sich wieder auf den Weg. Sie war noch nicht weit gekommen, als ihr Körper auf das Töten reagierte. Sie erbrach sich trocken würgend über das Treppengeländer. Sie zitterte vor Erschöpfung. Ihre Knie drohten bei jedem Schritt unter ihr nachzugeben; dazu befürchtete sie, die Treppe könnte einstürzen, denn immer noch bebte unentwegt die Erde. Aber trotz allem ging Alanna mit energisch vorgerecktem Kinn weiter.
    Am hinteren Ende der Katakomben erreichte sie das unterste Geschoss. Hätte sie den normalen Weg genommen, wäre sie einige hundert Ellen weiter entfernt angekommen, am Fuß der sanft abfallenden Rampen, die von den Tempeln des Palasts zu den Gräbern führten. In der Nähe jenes Eingangs lagen auch die frisch verputzten und geschmückten Grabstellen von Roald und Lianne. Jetzt aber war Alanna bei
den drei- und vierhundert Jahre alten Gräbern. Irgendjemand hatte die Freundlichkeit besessen die Fackeln anzuzünden. Sie folgte dem Weg, den ihr Si-cham in ihrer Vision gezeigt hatte, und ignorierte die Angst, die sie immer stärker quälte.
    Nun endeten die Grabstätten und machten einem ausladenden steinernen Fußboden Platz. In dessen Mitte lag ein großes, kreisförmiges, offenbar aus weißem Sand geformtes Muster, bei dessen Anblick einem schwindlig wurde von unzähligen Kringeln, Spiralen und Wellenlinien. Am Rand des Musters war ein Fleck von frischem Blut. Das von Si-cham, da möchte ich wetten, dachte Alanna und schluckte, als sie wieder würgen musste. Diese Abwandlung des Tors zum Idramm (das in seiner normalen Form benutzt wurde, um Elementargeiste r herbeizurufen) diente dazu, die Gabe
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