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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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packte, ihn zu Boden schleuderte und zutrat, so fest sie konnte. Mit Trustys Schmerzensschrei strömte Energie in Alannas Körper. Sie ging in Kauerstellung, machte einen Satz, zog Blitz und schlug Josiane mit einem einzigen brutalen Hieb zu Boden. Neue Kraft pochte ihr in den Ohren, während sie die sterbende Frau beiseite stieß und Trusty auf die Arme nahm. Zeit, nach Hause zu gehen, sagte er und starb.
    Sanft legte sie ihn auf den Tisch. Ihre Finger zitterten, als sie den Schwertgürtel löste und ihn mitsamt der Scheide fallen ließ. Mit Blitz in der Hand ging sie zur Tür hinaus und zu ihrem letzten Gespräch mit Herzog Roger von Conté.
     
    Coram, Georg und Liam kamen im Saal der Kronen an, gerade als der fünfte Erdstoß begann. Diesmal hörten alle zu
kämpfen auf und starrten empor, um zu sehen, ob die Decke einstürzen würde. Der steinerne Fußboden des Saales rollte und schlingerte wie das Deck eines Schiffes auf stürmischer See und mehrere Leute stürzten zu Boden.
    Die meisten waren inzwischen durch die Türen zur Stadt geflohen: Nur die Kämpfenden blieben zurück, von denen jeder seinen persönlichen Kampf ums Überleben führte. Herzog Gareth, Gary und Myles waren noch von denen übrig, die einen schützenden Ring um den König bildeten. Raoul und einige Männer der Königlichen Leibgarde kämpften verbissen, um die Tirragen- und Eldorn-Männer aufzuhalten, die aus den Räumlichkeiten hinter dem Saal geströmt kamen. Der Oberste Richter und andere königliche Krieger hielten die Feinde in Schach, die durch den Hauptgang stürmten.
    Liam schätzte die Situation ab, ergriff einen Spieß und kam Raoul zu Hilfe. Dort war die Gefahr eines Durchbruchs am größten. Coram, der sich auf einen langen Vormittag gefasst machte, gesellte sich ebenfalls zu den Männern um Jon. Buri, die verdreckt und völlig verschwitzt war, begrüßte ihn mit einem Lächeln, bevor sie gemeinsam mit Thayet eine Gruppe Bogenschützen attackierte. Coram sah, dass Rispah auf Eleni aufpasste, außerdem fielen ihm mehrere feindliche Gruppen ins Auge, die gegen die unsichtbaren Stricke anfochten, mit denen sie Georgs Mutter gefesselt hatte. Georg drückte Jonathan das Juwel in die Hände, drehte sich um und schloss sich den Kämpfern um den König an.
    Der König hielt fest das Juwel in der Hand, schloss die Augen und fühlte mit seiner Gabe. Er rief sämtliche Zauberkräfte, die ihm zur Verfügung standen – seine eigene, den Wüstenzauber der Bazhir, die an die Krone gebundene
Macht der Könige und des Landes Tortall, die Magie des Juwels. All das nahm er und ließ es über das gesamte Land strömen. Nun spürte er die Schmerzen der aufgewühlten Erde, als wäre es sein eigener Körper, der da zerschmettert wurde. Wie ein uralter Baum, der seine unzähligen Wurzeln ausstreckte, schloss er jeden Riss und Makel mit Zauberkraft, ergriff das Ganze – und hielt es fest. Die dem Königreich schon seit Jahrhunderten geweihte Krone loderte, das Juwel flammte noch heller und in den Korridoren des Palasts wüteten Schlachten. Jonathan war Teil von allem, sah alles. Das Amt als Stimme der Stämme hatte ihn auf einen so verwirrenden Augenblick vorbereitet; ein anderer hätte möglicherweise den Verstand verloren, wäre er sich jedes Menschen, jedes Tiers, Baums und Steins im ganzen Königreich bewusst gewesen. Doch Jonathan war in der Lage alles zu umfassen und einen großen Teil davon – bewacht von einem winzigen Teil seines Bewusstseins – beiseitezuschieben. Vor allem lag nun sein Blick auf einer kleinen Gestalt in Kupfer und Gold, die durch das Innere des Palasts wanderte.
     
    In dem unter Thoms Räumen liegenden Geschoss befanden sich die öffentlichen Räume: der Saal der Kronen, Salons, Bibliotheken, Ballsäle, der Bankettsaal. Ohne zu zögern umging Alanna dieses Stockwerk auf einer der hundert Treppen. Sie war mit allen Sinnen auf die Katakomben fixiert. Jetzt kam sie zu dem Geschoss, in dem die alltäglichen Geschäfte verrichtet wurden: Hier waren Heiler, Schneider, Wäscher, Schreiber, Quartiermeister, Kartenzeichner und die Waffenkammer angesiedelt. Heute war dieses Stockwerk verlassen; das einzige Geräusch kam von Alannas Füßen. Nun folgten die Lagerhallen: endlose Räume, in denen alles,
was man sich nur vorstellen konnte, aufbewahrt wurde. Auch hier war es still.
    Im dritten Geschoss unter der Erde waren die Kerker und Wachstuben. Alanna hörte, dass dort gekämpft wurde, aber ihr Weg verlief in sicherer
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