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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin
Autoren: Tamora Pierce
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du, ich würde es ohne dich beenden?« Er lachte schallend. »Ich will dir ein Geheimnis verraten. Vor Jahren, als ich in deinem Alter war und eben feststellte, wo die Grenzen meiner Macht lagen, da fing ich an Schmuck herzustellen. Jedes Stück versah ich mit einem kleinen Teil von meiner Gabe – um es als mein Eigentum zu kennzeichnen. Halsbänder, Ringe – Schwerthefte. Ich schmiedete sogar Schwerter, weil ich eine meisterliche Waffe herstellen wollte. Wieso du mein Werk verderben musstest, begreife ich nicht.«
    »Es hatte etwas Abartiges an sich.«
    »Typisch, dass ausgerechnet du das findest.« Rotes Feuer wirbelte um seine Finger, als er die Hand ausstreckte. Mit leiser Stimme sagte er: »Mit Silber und Stein schuf ich dich, mit Zauber und Blut band ich dich, mit meinem Namen rufe ich dich!«
    Blitz zuckte und strebte zu Roger hin. Wäre es noch sein ursprüngliches Schwert gewesen und nicht nur ein Teil davon, verschmolzen mit ihrer eigenen, zerbrochenen Waffe, sie hätte es niemals festhalten können. Aber auch so war noch genug vom Kristallschwert übrig, dass eine böse Kraft heftig an ihren Armen zerrte, während sie es krampfhaft umklammert hielt. Sie sah Roger mit kalten Augen an.
    »Früher oder später wird es zu mir kommen«, sagte er. »Und du hinterher.«
    Alle ihre Muskeln verkrampften sich; die Narben auf ihren Handflächen brachen auf und bluteten. Sie stemmte die Fersen in den Boden und ließ nicht los. Was soll ich tun?, überlegte
sie verzweifelt. Kann ich denn keine einzige Entscheidung treffen, die er nicht vorhergesehen hat? Was erwartet er jetzt von mir?
    Etwas in ihr flüsterte: Er erwartet von dir, dass du kämpfst. Also – hör auf zu kämpfen.
    Mit unmenschlicher Anstrengung hob Alanna die Schwertspitze und löste ihren Griff. Es war, als schösse man einen Bolzen von einer Armbrust. Sobald sie losließ, flog Blitz mit einem solchen Aufkreischen davon, dass sie die Hände vor die Ohren schlug. Roger unterbrach seinen Rufzauber nicht. Er schien nicht einmal zu begreifen, was sie da tat, bis sich Blitz in seine Brust bohrte.
    Jetzt packte er nach dem Heft. Es war unglaublich, aber er lachte – lachte, bis seiner sterbenden Lunge die Luft ausging. Das silberne Muster auf seinem Gewand zerfloss und tropfte hinab, dann schloss er die Augen und fiel zu Boden. Flammen loderten aus dem Tor zum Idramm und verschlangen den Körper des Herzogs von Conté.
     
    Buri war es, die sie dort fand. Mit Hilfe der Königlichen Leibgarde schaffte sie Alanna, die noch immer bewusstlos war, auf einer Tragbahre nach oben. Von der wärmeren Luft im Erdgeschoss wieder zu Sinnen gebracht, ließ sich Alanna von Buri zum Saal der Kronen führen. Ihr wurde schlecht, als sie die Toten sah, die überall herumlagen. Der Angriff war heftig gewesen. Die Männer der Palastwache verbeugten sich tief, als sie die beiden Frauen in den Saal ließen. Buri wartete schweigend, während sich Alanna umschaute.
    Das Erdbeben und der Anschlag hatten den Saal verwüstet zurückgelassen. Die Türen zur Stadt hingen schief in den Angeln; die steinernen Stufen hatten sich aufgestülpt und
waren stellenweise eingestürzt. Ein Teil der gewölbten Decke war heruntergebrochen und hatte Banner und Girlanden mitgezerrt, die nun herumlagen und auf sarkastische Weise von der ursprünglichen Festtagsstimmung zeugten. Überlebende wühlten im Geröll, befreiten Verschüttete und zerrten Tote hervor, die man in den Hauptgang legte. Erst später würde man die Leichen in den Farben Tirragens oder Eldorns von den anderen trennen, um sie auf dem Verräter-Hügel zu verbrennen.
    Gerade kam der Oberste Richter angehinkt. Unterwegs strich er sich das dichte silbergraue Haar aus dem verschwitzten Gesicht. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte er kurz angebunden, wie es seine Art war. »Die haben größere Verluste erlitten als wir. Sie rechneten nicht mit viel Gegenwehr.« Seine eisblauen Augen richteten sich auf Alanna. »Habt Ihr Euch um die Dinge gekümmert, die Euch betrafen?«
    Als sie bitter lächelte, lächelte er auch. Buri fiel auf, dass sich die beiden in diesem Augenblick ziemlich ähnlich sahen. »Selbstverständlich.«
    Der Richter legte sanft die Hand auf ihre Schulter. »Recht so.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Euer Freund Cooper hat seine Sache heute gut gemacht.« Hinkend, weil er sein verwundetes Bein schonen musste, ging er wieder zu denen, die im Geröll suchten, um ihnen zu helfen.
    Eleni sah
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