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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene
Autoren: Carter Brown
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heraus,
wann sie ins Sanatorium kam, wie lange sie da geblieben und wann sie gegangen
ist. Sehen Sie zu, daß Sie eine der Schwestern auftreiben, die sie gepflegt
hat, bringen Sie sie dazu, über Nina Ross zu reden — was für eine Patientin sie
war — überhaupt alles, was Sie über sie herausbringen können .«
    »Jawohl, Lieutenant.« Die
Muskeln seines Kinns strafften sich pflichtschuldigst. »Ich habe nur eine
Frage. Wer ist Nina Ross ?«
    »Das Mädchen, das ermordet
worden ist!« Ich gab mir alle Mühe, aber ich konnte den schrillen Unterton von
Hysterie nicht aus meiner Stimme verbannen.
    »Himmel !« Er seufzte tief und erleichtert auf. »Sie haben mir einen Schreck eingejagt,
Lieutenant. Ich dachte, das wäre vielleicht die Schwester an der Pforte. Sie
wissen schon, die alte Schachtel, die dachte, >verrückt< sei ein
unanständiges Wort .«
    »Nun«, sagte ich verzweifelt,
»wenn sie nicht spurt, können Sie ihr prima auf die Sprünge helfen — sagen Sie ihr
nur einfach >Skala< mitten ins Gesicht .«
     
    Es war noch immer derselbe
schöne Spätfrühlingsmorgen, als ich durch die Ausfahrt des Hillstone -Sanatoriums
in die Straße einbog. Nur, fand ich, sah jetzt alles anders aus. Vielleicht lag
es daran, daß mein Haar plötzlich weiß geworden war — oder sich jedenfalls so
anfühlte—, oder vielleicht lag es daran, daß ich mir Sheriff Lavers ’ Gesicht vorstellte, wenn ich ihm von dem Mädchen
mit dem Katzengesicht berichtete, das sich eingebildet hatte, sie sei von einer
Hexe besessen, und das erstochen worden war und das... Ach zum Teufel mit dem
Ganzen!
    Ich hatte zwischen den beiden
Adressen, die mir die alte Schachtel gegeben hatte, die Wahl und beschloß
schnell, mich erst einmal dort umzusehen, wo Nina Ross zu Hause gewesen war. Es
war mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß es sich bei James Arist um einen netten normalen Burschen handelte; aber ich
wollte kein Risiko eingehen, jedenfalls nicht jetzt gleich nach meinen
Erlebnissen im Hillstone -Sanatorium. Die Ruhe in Nina
Ross’ Heim würde Balsam für meine mitgenommenen Nervenenden sein, und außerdem
gab es einen weiteren, logischen Grund: Nina hatte in Pine Bluffs gewohnt — einer kleinen, an ein hohes Vorgebirge geschmiegten Gemeinde,
die knapp fünf Kilometer von Pine City entfernt war—,
während Arist in Paradise Beach, drei Kilometer
weiter südlich lebte. Wenn ich also zuerst nach Pine Bluffs fuhr, so konnte ich der Reihe nach beide Orte besuchen.
    Etwa zwanzig Minuten später
hielt ich auf dem Kamm einer wildgeschwungenen Straße, die den scharfen Klippen
entlangfolgte, als imponiere ihr überhaupt keine Höhe, und starrte verdutzt auf
das etwa zehn Meter unterhalb der Straße lieegende ,
auf zwei verschiedenen Ebenen gebaute Haus. Es hing über dem Pazifischen Ozean
wie ein potentieller Selbstmörder, der nur noch eines Schrittes bedurfte, um
sein Schicksal zu erfüllen.
    Ich verglich erneut die
Adresse, und es war das richtige Haus. Irgendwie hatte ich mir nicht vorgestellt,
daß Nina Ross ganz allein in einem Haus gelebt haben sollte; ich hatte
automatisch angenommen, daß sie eines der Apartments in einem der neuen
auffallenden, fünfstöckigen Greuelkästen bewohnt
hätte, die anfingen, diesen Teil der Küste zu erobern. Die Zufahrt zum Haus
verlief von der Straße aus fast senkrecht nach unten und wirkte wie eine
Aufforderung, sich in den sicheren Tod zu begeben. Also stieg ich aus und ließ
den Wagen, wo er war.
    Die vom Ozean heraufwehende
frische Brise kühlte mein Gesicht, als ich vorsichtig zum Haus hinabging und
dabei mühsam versuchte, nicht in einen schnellen Trott zu verfallen. Weit
draußen auf dem Meer fuhr ein spielzeugartig wirkender Tanker am Horizont
entlang, als wäre er in der Badewanne eines Riesenbabys vergessen worden. Beim
Anblick des sechs- bis siebenhundert Meter tiefen Abgrunds auf der anderen
Seite des Hauses fragte ich mich, ob die Hexe, von der Nina Ross besessen
gewesen war, den Ort wohl deshalb gewählt habe, weil er als Sprungbrett für
jede Dame, für die der Besenstiel noch etwas ungewohnt war, hervorragend
geeignet sein mußte.
    Eine Betonrampe mit abstraktem
Mosaik führte zum Vordereingang hinauf, der neben einer massiven und tun der
Diskretion willen mit Vorhängen versehenen Glaswand
eingelassen war. Die Tür stand halb offen; und plötzlich kam mir der geniale
Gedanke, ich würde mich für den Fall, daß Nina ihr Haus mit jemand anderem
geteilt haben sollte, vielleicht besser vorher
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