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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene
Autoren: Carter Brown
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solange ich sie nicht gesehen habe. Sie verstehen
sicher meine mißliche Lage, Doktor ?«
    »Natürlich, ich habe ganz
vergessen, daß Sie tatsächlich noch nicht... Nun, ich habe dafür gesorgt, daß
nichts berührt wurde, Lieutenant. Das war doch wohl richtig, nehme ich an ?« Er blickte mich, begierig Bestätigung heischend, an.
    »Natürlich«, sagte ich und
nickte.
    »Wie ich schon dem Sheriff
gegenüber erwähnte, als ich ihm von der Leiche berichtete — ich wäre Ihnen
zutiefst dankbar, wenn Sie alle Anstrengungen unternehmen würden, das
Sanatorium gegen Sensationsberichte in den Zeitungen zu schützen .« Er holte tief Luft. »Wirklich, wenn vermieden werden
könnte, daß der Name des Sanatoriums überhaupt in den Zeitungen erwähnt wird,
Lieutenant, würde das...«
    »He, Doktor !« unterbrach ihn Polnik in einer Weise, die wieder
einmal die schöne Einfalt der Armen im Geiste bewies. »Wo ist’n der Kadaver ?«
    »Die Leiche?« Maybury blinzelte bedächtig. »Natürlich! Sie ist genau da,
wo sie heute früh einer der Wachmänner auf dem Grundstück gefunden hat .«
    »Könnten wir sie vielleicht
ansehen, Doktor ?« fragte ich erschöpft; »Und uns
später Gedanken über Publicity machen?«
    Er biß neuerlich wild auf
seinem Daumennagel herum und stand dann mit offensichtlichem Zögern auf.
»Gewiß. Ich werde Sie gleich selber hinführen .«
    Es war geradezu eine Wanderung,
um von seinem Zimmer bis zu dem entfernten Winkel des Grundstücks zu gelangen,
wo die rote Backsteinmauer im rechten Winkel von der Straße abbog. Der tadellos
gepflegte Rasen endete etwa sechs Meter vor der Mauer und wurde durch dichtes
Gebüsch abgelöst. Dazwischen stand in starrer Haltung ein Wachmann in schwarzer
Uniform.
    »Sie können wieder Ihren
normalen Dienst aufnehmen, Danvers «, sagte Maybury kurz. »Die Polizei ist da .« Der Wachmann salutierte forsch und trollte sich in Richtung des Hauptgebäudes.
    Maybury tauchte im Gebüsch unter, und
ich folgte ihm, wobei ich mir überlegte, daß ich genau den richtigen Tag
erwischt hatte, um einen neuen Anzug anzuziehen. Hinter mir brummte Polnik markige, nicht wiederzugebende Ausdrücke vor sich
hin, während er sich wie eine Planierraupe seinen Weg durch Dornengestrüpp
bahnte. Der Doktor blieb plötzlich und unerwartet stehen, und ich prallte
beinahe auf ihn.
    »Hier ist sie, Lieutenant .« Seine Stimme schnellte inmitten des Satzes nervös zum
Diskant hinauf.
    Ich blickte nieder und sah zu
seinen Füßen den nackten wohlgeformten Körper eines Mädchens ausgestreckt daliegen.
Das Heft eines Messers ragte aus der Mulde zwischen ihren kleinen Brüsten
heraus. Im Bruchteil einer Sekunde später begann es, mir im Kopf zu wirbeln,
als ich sah, daß ihr Kopf völlig mit weißem Pelz bedeckt war. Ein Katzenkopf,
unheimlich und grotesk, mit einem teuflischen Grinsen um das verzerrte Maul.
Die geblähten Nüstern strömten förmlich Bösartigkeit aus.
    »Himmel !« sagte Polnik heiser. »Was für eine Sorte von
Verrückten ist das denn ?«
    Langsam kehrte die Vernunft
wieder in meine Gedanken ein, und mir wurde klar, daß das Mädchen eine Maske
trug. Welchen Anlaß hatte ein Lieutenant, der mehr Leichen in seinem Leben
gesehen hatte, als ihm lieb war, beinahe überzuschnappen?
    Ich ließ mich auf die Knie
nieder, zog vorsichtig die Gummimaske ab und enthüllte das Gesicht eines
Mädchens von Anfang Zwanzig. Das kurze Haar lag eng um ihren Kopf, und man
hätte sie als hübsch bezeichnen können, wenn nicht der Ausdruck eisiger Furcht
in ihren starren Augen alles übrige zerstört hätte, so
daß nur noch das Entsetzen blieb. Ich stand wieder auf und blickte Maybury an.
    »Kennen Sie sie ?«
    »Nina Ross«, sagte er, und es
klang nicht einmal überrascht.
    »Das wußten Sie also bereits«,
sagte ich scharf. »Ich meine, Sie sagten, Sie hätten nichts berührt, Doktor?
Vielleicht sind Sie Hellseher — und wußten, was für ein Gesicht unter der Maske
war, ohne es gesehen zu haben ?«
    »Ich brauche ihr Gesicht nicht
zu sehen, um sie zu erkennen«, antwortete er steif. »Das hier hat genügt, um
sie identifizieren zu können .«
    Er wies auf die Innenseite des
linken Oberschenkels des Mädchens, auf eine Stelle unmittelbar über ihrem Knie.
Ich mußte wieder niederknien, um etwas sehen zu können, und dann handelte es
sich nur um eine kleine Anzahl weißer Flecken auf ihrer Haut, wie Spuren von
Zähnen. Doktor Maybury nahm meine nächste Frage
vorweg, als ich mich aufrichtete.
    »Die
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