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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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oder mir? Nur entschließe
dich schnell, weil die Zeit knapp zu werden beginnt !«
    Sie hob das tränenüberströmte
Gesicht aus den Händen und starrte mich dumpf an. »Ich wußte, daß es nicht
klappen würde !« wimmerte sie verzweifelt. »Es war
lächerlich! Wenn ein Mann wie mein Vater schon ernsthaft plant, jemanden
umzubringen! Es war, wie wenn man ein Kind beobachtet, das erst nur Räuber und
Gendarm spielt und dann von dem Spiel besessen wird! Diese Nächte, in denen er
draußen herumschlich, um sicherzugehen, daß sich jedermann an den Voyeur erinnern
und dann der Polizei nach dem Mord davon erzählen würde. Er war davon
überzeugt, du würdest glauben, es sei Solon gewesen, und er achtete nicht
darauf, als ich fragte, was wäre, wenn Solon für jede Nacht, in der er, mein
Vater, sich draußen herumtrieb, ein gußeisernes Alibi
hätte! Dann, an diesem Morgen, als ich Anton Leckwick von diesem Ast herunterhängen sah...« Ihre Stimme brach.
    »Wo ist dein Vater jetzt ?« fragte ich eindringlich.
    Ihre Augen waren mit einem
Ausdruck der Leere auf mein Gesicht gerichtet. »Ich weiß es nicht«, sagte sie
und schüttelte langsam den Kopf. »Er ist fort .«
    »Was meinst du mit >fort< ?«
    »Er ist ganz einfach
verschwunden !« stöhnte sie. »Ich habe ihn seit gestern abend gegen acht Uhr nicht mehr gesehen .«
    »Wo hat er sich versteckt gehalten,
seit die übrigen hier sind ?«
    »Auf der einen Seite des Berges
gibt es eine Höhle«, sagte sie mit monotoner Stimme. »Etwa siebenhundert Meter
vom Haus entfernt. Niemand kann sie je ausfindig machen, wenn er nicht weiß, wo
er suchen muß. Daddy entdeckte sie zufällig, etwa ein Jahr nachdem das Haus
gebaut worden war. Wir richteten sie ihm, zwei Tage bevor das Ballettensemble
eintraf, behaglich her. Aber er ist nicht mehr dort! Ich habe heute morgen nachgesehen und heute nachmittag wieder. Sein Essen ist nicht berührt, und
er hat auch nicht in seinem Bett geschlafen .«
    »Wie wäre es, wenn wir jetzt
gleich zu zweit nachschauten ?«
    »Gut.« Sie nickte mechanisch.
»Aber wir müssen uns aus dem Haus schleichen, so daß niemand von den anderen
sieht, wohin wir gehen .«
    »Klar !« sagte ich. »Erkläre mir, wie. Du mußt es ja schon einmal getan haben .«
    Sie nickte bedrückt in Richtung
des Fensters. »Dort draußen ist ein Balkon, und dicht daneben steht ein Baum.
Es ist ganz einfach, vom Balkon aus auf einen Ast zu steigen und herunterzuklettern.
Das Zimmer darunter wurde von der Haushälterin bewohnt, wenn wir eine hatten.
Es steht jetzt voll altem Kram, und niemand betritt es je; man braucht sich
also keine Sorgen zu machen, vom Fenster aus gesehen zu werden .«
    »Sehr gut«, sagte ich. »Dann
los !«
    »Geh du zuerst, und warte dann
auf der anderen Seite des Hauses auf mich«, sagte sie dumpf. »Ich muß ein Paar
andere Schuhe — und Hosen — anziehen, bevor ich noch einmal durch all das
Gestrüpp zur Höhle gehe !«
    Ich warf zuerst einen vorsichtigen Blick aus dem Fenster, um sicher zu sein, daß sich
niemand vor dem Haus befand, öffhete dann die Tür zum
Balkon und trat hinaus. Cissie hatte nicht
übertrieben, als sie sagte, es sei ganz einfach. Der dicke Stamm des Baumes
stand nur knapp zwei Meter vom Balkon entfernt, und man konnte über einen
solide aussehenden Ast zu ihm gelangen. In kürzester Zeit erreichte ich den
Boden, rannte schnell auf die andere Seite des Hauses und blieb dort stehen, um
auf Cissie zu warten.
    Es war ewig das gleiche mit diesen
Frauenzimmern, dachte ich fünf Minuten später erbittert, als sie noch immer
nicht aufgetaucht war. Wahrscheinlich konnte sie sich zwischen den grünen
Wollhosen und den grünen Wollhosen mit dem dunkelgrünen Karomuster nicht
entscheiden!
    Dann kam Cissie plötzlich um die Ecke des Hauses und lächelte schwach. »Entschuldigung! Diese
verdammten Schuhe standen die ganze Zeit unter dem Bett !«
    »Während du im Schrank nach
ihnen gesucht hast ?« knurrte ich.
    »Wo sonst?« In ihren Augen lag
plötzlich ein gequälter Blick. »Wir werden ihn in der Höhle nicht finden. Das
weißt du, nicht wahr ?«
    »Nein, das weiß ich nicht«,
brummte ich und betrachtete sie dann neugierig. »Warum bist du eigentlich so
verdammt überzeugt davon ?«
    »Weil ich weiß, daß ihm etwas
zugestoßen ist — etwas Schreckliches«, flüsterte sie. »Ich spüre es innerlich .«

9
     
    Als wir schließlich die Höhle
erreichten, fühlte ich mich geprellt, weil wir nicht Florida am Horizont sehen
konnten. Diese
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